Hohenbrunn:Mieter könnten auf der Straße stehen

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Problematisches Bauprojekt: Die Wohnanlage "Am Hölzl" im Ortsteil Riemerling kommt die Gemeinde Hohenbrunn teuer zu stehen. (Foto: Claus Schunk)

Beim Bau der 25 neuen Wohnungen "Am Hölzl" in Hohenbrunn-Riemerling gibt es gleich mehrere Probleme: Das Projekt wird bis zu 1,2 Millionen Euro teurer als prognostiziert, die Fertigstellung verzögert sich erheblich.

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Stefan Forster, der Leiter der Abteilung Bautechnik in der Gemeinde Hohenbrunn, nahm kein Blatt vor den Mund: "Die Nerven liegen blank", sagte er während der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstagabend und meinte die schwierige Situation um das Neubaugebiet "Am Hölzl". Um die Lokalpolitiker auf den neuesten Stand zu bringen, waren Architekt und Bauleiter Fan Yang und Ralf Löw, Mitglied der Geschäftsführung des Architekturbüros Wörner Traxler Richter (WTR), sowie Daniel Bernhardt vom Projektsteuerer, dem Ingenieurbüro Hitzler, ins Gremium gekommen.

Und das Trio hatte alles andere als gute Nachrichten: Einerseits mussten sie darüber berichten, dass der ursprünglich mit 9,4 Millionen Euro kalkulierte Bau der 25 gemeindeeigenen Wohnungen an der Appeltwiese in der Robert-Bosch-Straße im Ortsteil Riemerling bis zu 1,2 Millionen Euro teurer zu werden droht. Doch damit nicht genug, es droht auch eine erhebliche Verzögerung, was die Fertigstellung der Anlage betrifft: Diese war bei Baubeginn im Februar 2020 für das Frühjahr dieses Jahres anvisiert worden - nun sollen die letzten Wohnungen erst im November bezugsfertig sein. Als Gründe geben die Verantwortlichen in vorderster Front die Corona-Krise an: Die Arbeiter aus Osteuropa durften zwischenzeitlich monatelang nicht einreisen. Dazu kämen die starken Regenfälle während des bisherigen Sommers, die dazu geführt hätten, dass die Abdeckungsarbeiten an der Tiefgarage erheblich behindert worden seien. Und dann habe es auch noch Lieferengpässe bei den Baumaterialien gegeben.

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"Wir wollen hier nicht um den heißen Brei herumreden, sondern Transparenz reinbringen", sagte WTR-Chef Löw. Auch ihm bereite die aktuelle Situation "die ein oder andere schlaflose Nacht", die Verzögerungen kosteten sein Büro 20 000 Euro monatlich. Dabei dürfte es ihm aber noch besser gehen als jenen Mietern, die ihre bisherige Wohnung bereits gekündigt haben mit der Aussicht auf einen pünktlichen Umzug ins neue Domizil. Die könnten nämlich wegen der Hängepartie vorübergehend auf der Straße stehen.

"Es treibt mich um, wenn Menschen keinen Wohnraum haben", sagte Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU). Selbstverständlich müsse die Gemeinde dafür finanziell einstehen, so der Rathauschef weiter. "Wir kommen ungeschoren davon, wenn die jetzt kommunizierten Termine eingehalten werden", sagte Bautechniker Forster. "Und wenn nicht, dann haben diese Menschen ein Problem", ergänzte Straßmair.

Was die Kosten angeht, so ist das letzte Wort über die Preissteigerung noch nicht gesprochen. Die 1,2 Millionen Euro seien die Summe aller Nachträge, die von den Baufirmen beansprucht werden. "Das ist alles noch nicht endverhandelt", sagte Ralf Löw vom Architekturbüro WTR, man habe in einigen Punkte sehr konträre Ansichten. Eine Aussage, die Projektsteuerer Daniel Bernhardt stützte: "Die Preisnachweise müssen vorliegen, sonst geht die jeweilige Forderung zurück."

Dennoch drohen Mehrkosten, die insofern überraschend kommen, da schon das ursprünglich verabschiedete Budget von einzelnen Gemeinderäten bei der Entscheidung vor zwei Jahren als sehr hoch eingeordnet wurde. Auch am Donnerstag gab es kritische Wortmeldungen: Der CSU-Fraktionsvorsitzende Anton Fritzmaier bezeichnete die Entwicklung als "sehr unglücklich" und monierte, schon bei der Vergabe der Aufträge an die Baumeister habe eine "große Unterdeckung" vorgelegen. "Da muss man schon kritisch fragen, was die Baumeisterausschreibung überhaupt wert war." Durch den späteren Bezug sei nicht nur ungeklärt, wo die Mieter im Extremfall vorübergehend untergebracht werden könnten, es gehe auch um verlorene Mieteinnahmen von bis zu 30 000 Euro monatlich für die Gemeinde.

Was den aktuellen Zeitplan angeht, so würde im allerbesten Fall das erste der drei Wohnhäuser Mitte August fertig werden, Haus zwei sowie Wichtelhaus und Kindergarten sind für Ende September anvisiert, das dritte und letzte Wohngebäude erst für Anfang November. Stefan Forster hält Mitte August für ambitioniert, rechnet eher mit Ende des Monats. Man müsse "auf den Knien herumrutschen", um die Firmen zu schnellem Arbeiten zu bewegen.

Letztlich segnete das Gremium das neue maximale Gesamtbudget beinahe einstimmig ab. "Wir bezahlen nichts, was wir nicht müssen", betonte Bürgermeister Straßmair. Nur der Grüne Georg Bauer sprach sich gegen den Beschlussvorschlag aus, er warf den Verantwortlichen vor, dass sowohl die Verzögerung, als auch die Kostensteigerung schon frühzeitig absehbar gewesen wären, jedoch "nicht transparent genug" kommuniziert worden seien.

© SZ vom 31.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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