Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Kieslaster sind überall ein Problem

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Auf der Luitpoldstraße gilt bisher nur an der S-Bahn-Unterführung Tempo 30. (Foto: Claus Schunk)

Das beschlossene Lkw-Verbot für die Luitpoldstraße wird bislang nicht umgesetzt, weil der Schwerlastverkehr sonst durch die Hohenbrunner Ortsmitte geleitet würde. Der dortige Bürgermeister fordert ein Tempolimit und einen Ausbau.

Von Patrik Stäbler, Hohenbrunn/Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Auf der Luitpoldstraße zwischen Höhenkirchen und Hohenbrunn dürfen seit Jahresbeginn keine schweren Lkw mehr fahren - eigentlich. Diese Anordnung hat das Landratsamt für den Abschnitt zwischen der Kreuzung zur Wächterhofstraße und dem Kreisel an der Siegertsbrunner Straße erlassen. Und dennoch sucht man entsprechende Verbotsschilder dort bis heute vergebens. Der Grund: Die Anordnung sei vorerst noch nicht vollzogen worden, teilt das für die Kreisstraße zuständige Landratsamt mit. Und weiter: "Dies geschah auf Bitten des Hohenbrunner Gemeinderats." Was insofern erstaunt, als jene Beschränkung für Lastwagen ab 7,5 Tonnen laut Landratsamt mit dem Hohenbrunner Rathaus erarbeitet wurde.

Hintergrund des Hin und Her ist die neue Kiesgrube am Muna-Gelände in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Sie hat das Landratsamt kürzlich genehmigt - trotz Kritik des Gemeinderats, seitens einer Bürgerinitiative und der Gemeinde Hohenbrunn. Denn diese trägt voraussichtlich die Hauptlast des Kiesverkehrs. Schließlich werden die Lastwagen die Grube vornehmlich über die Luitpoldstraße erreichen - vorbei an der Luitpoldsiedlung. Daher habe seine Gemeinde beim Landratsamt darauf gepocht, die Luitpoldstraße auf ihre Eignung für den Kiesverkehr zu prüfen, sagt Hohenbrunns Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU). Schließlich sei die Verbindung an vielen Stellen eng, nur mit einem schmalen Gehweg ausgestattet und an der Unterführung bloß einspurig. Zudem seien im Bereich des S-Bahnhofs Wächterhof Schulkinder unterwegs, so Straßmair, was in Kombination mit den Lkw zu gefährlichen Situationen führen könne.

"Da geht es an Schulen und Kindergärten vorbei, das kann man auf keinen Fall wollen"

Tatsächlich ergab die Prüfung des Landratsamts, dass sich die Luitpoldstraße nicht für den Verkehr von täglich Dutzenden Kieslastern eignet. "Aufgrund der geringen Breite der Kreisstraße M 11 ist dort schon heute vielfach kein Begegnungsverkehr möglich", teilt das Landratsamt mit. "Weiterer Schwerlastverkehr würde die Situation noch verschärfen." In der Folge wurde jenes Fahrverbot für Lkw ab 7,5 Tonnen beschlossen. Doch bevor dieses umgesetzt wurde, habe er gemäß einem Gemeinderatsbeschluss beim Landratsamt interveniert, berichtet Straßmair. Schließlich hätte ein solches Verbot zur Folge, dass der Schwerlastverkehr über die Siegertsbrunner Straße und durch die Ortsmitte von Hohenbrunn fließen würde. "Da geht es an Schulen und Kindergärten vorbei, das kann man auf keinen Fall wollen", sagt der Rathauschef. Zudem würden die Lkw die bereits hohe Verkehrsbelastung im Zentrum verschärfen.

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Zum weiteren Vorgehen teilt das Landratsamt mit: "Man wird nun zunächst die konkreten Auswirkungen, die durch den zusätzlichen Schwerlastverkehr entstehen, beobachten und dann erneut entscheiden." Schließlich ist die Kiesgrube in Siegertsbrunn aktuell noch nicht in Betrieb gegangen; dies soll aber in Bälde geschehen. Ohnehin wäre eine Sperrung der Luitpoldstraße für schwere Lkw "keine Lösung auf Dauer", so das Landratsamt. "Die Straßenverkehrsbehörde ist lediglich so lange zu vorläufigen Maßnahmen ermächtigt, bis die Straße wieder uneingeschränkt verkehrssicher ist. Dies erfordert im betroffenen Straßenbereich sicher bauliche Maßnahmen, ist also nicht kurzfristig zu erwarten." Auch Stefan Straßmair erachtet einen Umbau als notwendig. Zudem plädiert er "als ersten Schritt" für die Ausweitung des Tempo-30-Limits, das aktuell nur an der Unterführung gilt, auf den kompletten Streckenabschnitt - "jedenfalls für Lkw", so der Bürgermeister.

Derweil hat die Debatte auch den Gemeinderat in Höhenkirchen-Siegertsbrunn erreicht, liegt die Luitpoldstraße doch in dessen Ortsgebiet. So warnte Roland Spingler (CSU) davor, dass eine Sperrung für schwere Lkw zu mehr Lastwagen auf der Ortsdurchfahrt führen würde - "das ist nicht in unserem Interesse". Und Otto Bußjäger (Unabhängige Bürger) forderte das Rathaus auf, die Nachbargemeinde Hohenbrunn zu unterstützen, "damit die Defizite dieser Kreisstraße behoben werden". Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) beharrte auf einer "zügigen Lösung", gab jedoch zu bedenken, "dass wir den Lkw-Fahrern nicht vorschreiben können, welchen Weg sie nehmen". Eine Ausnahme stellten dabei die Kieslaster dar, schließlich hat sich der Besitzer der Siegertsbrunner Grube per Vertrag dazu verpflichtet, dass seine Lkw die Ortsdurchfahrt von Höhenkirchen-Siegertsbrunn möglichst meiden.

In Hohenbrunn hofft man derweil, den Kiesabbau noch auf juristischem Wege stoppen zu können. Nicht nur die Gemeinde, sondern auch der Bund Naturschutz und eine Anwohnerin hätten Klagen eingereicht, sagt Stefan Straßmair. Die aus seiner Sicht unzureichende Erschließung der Kiesgrube könnte dabei von Bedeutung sein. "Denn es zeigt sich jetzt", sagt der Bürgermeister, "dass sich die zwei Kreisstraßen, die für die Zufahrt gedacht sind, beide nicht für diese Verkehrsbelastung eignen".

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