Hohenbrunn:Alle Bäume bleiben stehen

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Den Erhalt des Biotops verkündete Bürgermeister Stefan Straßmair auf der Bürgerversammlung. (Foto: Sebastian Gabriel)

Bei der Bürgerversammlung verkündet Bürgermeister Straßmair, dass das Biotop im Westen von Hohenbrunn beim Bau der Realschule nun doch nicht angetastet werden soll. Das Schwimmbad wird teurer als erwartet.

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Das Biotop im Westen von Hohenbrunn ist endgültig gerettet. Wie Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend bekannt gab, wird die weitgehend unberührte Sukzessionsfläche bei der Bebauung des 14 Hektar großen Gebietes "Westlich der Bahn" nun doch nicht angerührt. Die Diskussionen mit den Bürgern hätten gezeigt, dass diese es "nicht tolerieren", wenn das "sehr schützenswerte" Gebiet verkleinert werden würde, sagte Straßmair vor knapp 60 Zuhörern in der Aula der Carl-Steinmeier-Mittelschule.

Einer ersten Vorplanung nach hätte der Sportplatz der neuen Realschule in dem im Südwesten des Areals gelegenen Biotop platziert werden sollen. Nun soll dieser Rasenplatz mit Laufbahn, Kugelstoßanlage und Beachvolleyballfeld im Nordwesten des Geländes entstehen, auf einer derzeit mit einem Rapsfeld bewirtschafteten Fläche. Das ist etwa 300 Meter entfernt von der Schule, die direkt neben der Bahnlinie im südöstlichen Bereich entstehen wird. "Ein fünfminütiger Fußweg sollte den Kindern zuzumuten sein", sagte Straßmair, zumal Turnhalle und Allwetterplatz direkt neben dem Hauptgebäude der Schule Platz finden sollen und eben nur die Freiluft-Sportstunden etwas weiter entfernt abgehalten werden. "Und die finden in der Regel nur bei gutem Wetter statt", sagte der Bürgermeister, der auf Nachfrage einer Zuhörerin noch einmal bestätigte, dass "alle Gehölze im Biotop erhalten" bleiben sollen.

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Im ziemlich genau eine Stunde dauernden Vortrag des Rathauschefs dürfte der Teil über die Realschule nicht nur, aber auch den anwesenden Landrat mit am meisten interessiert haben. Christoph Göbel (CSU) absolvierte in Hohenbrunn seinen ersten öffentlichen Auftritt nach einer zweiwöchigen Quarantäne, weil einer seiner Söhne Kontakt mit einem infizierten Mitschüler hatte und prompt alle drei Göbel-Kinder positiv getestet wurden. "Es wäre keine so gute Nachricht gewesen, wenn der Landrat selbst das Virus verbreitet hätte", sagte Göbel in seinem kurzen Grußwort, äußerte jedoch auch seine Freude über den Fortschritt der Realschulplanung, diese sei "eine große Chance für den Ort". Andererseits müsse der Schulweg, insbesondere vom S-Bahnhof herüber, vernünftig geplant werden, damit nicht "Mama und Papa mit dem Auto" kommen müssten.

Womit der Landrat schon zu Beginn der Versammlung ein Thema ansprach, das insbesondere bei der Beteiligung der Bürger gegen Ende des Abends in den Mittelpunkt rückte: Der immer heftiger werdende Verkehr auf den Verbindungsstraßen zwischen Ottobrunn und Hohenbrunn, insbesondere auf der Hohenbrunner Straße, die auch einer der bevorzugten Zufahrtswege zur neuen Realschule sein dürfte. Hier halte sich niemand an das vorgeschriebene Tempo 30, sagte eine Frau, die seit über 25 Jahren in der Straße lebt. "Selbst Lastwagen und doppelte Busse fahren da mit 60 durch. Wir brauchen eine viel bessere Überwachung, derzeit fürchtet hier niemand, geblitzt zu werden." Ein anderer Anwohner gab an, dass wegen der versetzt parkenden Autos und dem Slalom, den einander begegnende Fahrzeuge bestreiten müssten, die Wagen teilweise "mit 50 Sachen über den Gehsteig brettern". Straßmair sagte zu, mit Gemeinderat und Polizei mögliche Lösungen zu besprechen.

Misstöne blieben die Ausnahme an diesem Abend, den der Bürgermeister auch dazu nutzte, seine Gemeinde in rechte Licht zu rücken. Auch wenn die Schulden Hohenbrunns stiegen und die Rücklagen weniger würden, komme doch der kommunale Wohnungsbau der Bevölkerung zugute, sagte Straßmair. Gleiches gelte für das neue Hallenbad und den Sportcampus, der alles in allem nach aktuellem Stand rund 24 Millionen Euro kosten dürfte, aber dafür sorge, dass die Kinder aus dem Ort auch weiterhin die Gelegenheit haben, hier schwimmen zu lernen.

Auch die geglückte Kampagne zum Glasfaserausbau - 40 Prozent der Haushalte erklärten sich bereit, sich einen schnellen Internetzugang legen zu lassen, weshalb die Deutsche Glasfaser nun nach und nach entsprechende Leitungen verlegen wird - konnte Straßmair als Erfolg für Hohenbrunn verkaufen, auch wenn durch die notwendigen Straßenbauarbeiten einige Verkehrsprobleme drohten. Und bei der Kinderbetreuung habe man eine im Rahmen der Möglichkeiten gute Versorgungsquote von über 100 Prozent bei den Kindergärten und über 37 Prozent bei den ein- bis dreijährigen Krippenkindern. Diese werde auf über 70 Prozent steigen, wenn das Wichtelhaus in der neuen Wohnanlage "Am Hölzl" voraussichtlich zum Jahreswechsel endlich öffnen könne.

In Sachen Nachhaltigkeit komme man voran, es entstünden neue Ladestationen für Elektroautos, man betreibe mit großem Erfolg die Sanierungskampagne "Check dein Haus", Baumspendeaktionen und die Installation von Fotovoltaikanlagen auf gemeindeeigenen Dächern.

Nur ein Projekt läuft so gar nicht nach dem Geschmack des Bürgermeisters: Das Wohnungsbauprojekt mit einem Ärztehaus und einem Vollsortimenter an der B 471 neben dem Gelände des TSV Hohenbrunn kommt einfach nicht voran. Zumindest konnte Straßmair Entwarnung geben, was Gerüchte um einen Ausstieg des Supermarktbetreibers angeht: "Das ist nicht der Fall." Derzeit gebe es noch Streit, weil sich bezüglich des "Grundstücks, das mehreren gehört, nicht alle einig" seien. Er sei aber zuversichtlich, dass der Baubeginn nächstes Jahr erfolgen werde.

© SZ vom 14.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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