Hohenbrunn:Austritt erschüttert die CSU

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Der langjährige Gemeinderat Franz Braun verlässt die Partei und schimpft über Bürgermeister Stefan Straßmair.

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Die Hohenbrunner CSU muss den Verlust eines langjährigen Gemeinderatsmitglieds verkraften: Franz Braun hat am Montagabend via Pressemitteilung nach 17 Jahren im Gremium seinen Austritt aus der Fraktion und nach 33 Jahren Mitgliedschaft seinen Abschied aus der Partei bekannt gegeben. Der Energieberater zieht sich dabei keineswegs geräuschlos zurück, sondern garniert seinen Rücktritt mit allerlei Vorwürfen in Richtung des ebenfalls der CSU angehörenden Bürgermeisters Stefan Straßmair. "Dieser Schritt ist mir nicht leichtgefallen, ist für mich aber die logische Konsequenz, da ich mich in - für mich - wesentlichen Punkten nicht mehr mit meiner Partei und Fraktion verbunden fühle", so der Wortlaut in Brauns Pressemitteilung.

Er habe aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit in der Energie- und Klimapolitik in den vergangenen Jahren "erhebliche Kompetenzen" aufgebaut und diese auch in die Einarbeitung des integrierten Klimakonzeptes der Gemeinde eingebracht. "Bei der konkreten Umsetzung der Maßnahmen fand ich beim Bürgermeister nur wenig Gehör und bei der CSU nur geringe Unterstützung", so Braun. Auf Nachfrage wird der Lokalpolitiker deutlicher: "Wenn Dr. Straßmair der Meinung ist, dass es so am besten ist, dann bringt er ein Thema so oft in den Gemeinderat rein und raus, bis er den Beschluss bekommt, der ihm vorschwebt." Falls nötig würde der Rathauschef auch externe Fachleute engagieren, die mit ihren Expertisen seine Argumentation stützten, so Braun.

Auch die Entscheidungsfindung beim aktuellen Bauprojekt an der B 471, wo ein Supermarkt, ein Ärztehaus und Wohnungen entstehen sollen, sieht Franz Braun extrem kritisch: "Hier wurden die Aspekte der verkehrlichen Erschließung und eines auf Sicherheit ausgerichteten Verkehrskonzeptes nicht ausreichend bedacht", schreibt Braun in seiner Erklärung. Und wird auf Nachfrage konkreter: "2000 Autos sollen da täglich zum Supermarkt abbiegen, während Hunderte Kinder die Straße überqueren, um zum Sportgelände zu kommen." Ein Kreisverkehr sei hier nicht die richtige Lösung, man hätte sich zuerst um die verkehrliche Erschließung und danach um die Bebauung kümmern müssen. Im Gemeinderat hatte Braun zuletzt gegen das Bauprojekt gestimmt.

Über den Bürgermeister sagt Braun: "Ich bin seit meiner Kindheit CSUler, habe Stefan Straßmair mit hineingebracht, aber jetzt ist es mir einfach zu viel geworden. Die Zusammenarbeit macht keinen Spaß mehr." Der ehemalige Christsoziale präferiert für die Bürgermeisterwahl im März 2020 nun sogar offenbar Straßmairs Gegenkandidatin Pauline Miller (Bürgerforum/ÜWG-Freie Wähler): "Sie könnte den Zwist aus dem Gemeinderat herausnehmen und wieder dafür sorgen, dass pragmatische Politik wieder Vorrang hat vor Parteipolitik", sagt Braun. Einen Wechsel halte er jedenfalls für möglich: "Ich glaube schon, dass sie Chancen hat." Braun spekuliert auch darüber, dass Straßmair den Rückhalt mehrerer CSU-Fraktionsmitglieder verloren habe: "Ich will ja nichts Böses sagen, aber sie haben keinen anderen."

"Dem muss ich energisch widersprechen", erklärt dagegen CSU-Fraktionssprecher Anton Fritzmaier. "Stefan Straßmair wurde einstimmig zu unserem Kandidaten gewählt, an ihm gibt es keinen Zweifel." Persönlich komme er gut mit Franz Braun aus, politisch jedoch habe man sich zuletzt immer weiter entfernt. "Das ist nicht zu verleugnen", sagt Fritzmaier, der Brauns Schritt dennoch bedauert. Bürgermeister Straßmair reagierte auf SZ-Anfragen am Dienstag bis zum späten Nachmittag nicht.

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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