Hochwasserschutz:Genug getritschelt

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Wenn die Gemeinden am Hachinger Bach noch länger warten, ist das nächste Jahrhunderthochwasser schneller da als die Ergebnisse der hundertsten Studie.

Kommentar von Iris Hilberth,

Dass man dem Hachinger Bach nicht trauen kann, wissen die Menschen, die entlang der Wasserader leben, seit hier gesiedelt wird. 1850, so ist es in der Ortschronik von Unterhaching nachzulesen, hat das zum reißenden Strom angeschwollene Bächlein gar einen ganzen Misthaufen mitsamt der darauf sitzenden Hühner mitgerissen. 1940 standen weite Teile der Gemeinde unter Wasser, auch den Nachbarn in Taufkirchen lief es damals nass rein. Jahrhunderthochwasser eben.

Doch kann man sich nicht darauf ausruhen, dass solche Hochwasser statistisch gesehen nur alle hundert Jahre vorkommen. Zum einen heißt das ja nicht, dass die Flut immer erst nach diesem Zeitraum zu erwarten ist und man sie so vielleicht gar nicht erlebt. Flussbegradigungen, fehlende Überflutungsflächen und häufigere Starkregenereignisse als Folge des Klimawandels haben zudem an Flüssen und Bächen das Hochwasserrisiko anschwellen lassen. Zu Recht rufen die Anrainer vor allem an den Unterläufen der Gewässer nach einem geeigneten Schutz vor drohenden Wassermassen, wenn etwa Dauerregen angesagt ist oder ein Gewitter als Superzelle über dem Tal auftaucht. Alleine lässt sich die Gefahr kaum bannen, am Fluss ist man auf die Mithilfe der Nachbarn angewiesen.

Das hat man am Hachinger Bach längst erkannt und die interkommunale Zusammenarbeit immer wieder beschworen. Passiert ist allerdings nichts, was die Leute am Unterlauf irgendwie beruhigen könnte. Stattdessen setzen alle auf eine weitere Studie, die jetzt schon seit vier Jahren auf sich warten lässt. Mag sein, dass die Berechnungen wirklich kompliziert sind. Aber aufgrund zunehmender Unwetterereignisse mit zum Teil hohen Niederschlagsmengen ist nicht die Zeit, sich auf fehlende Studienergebnisse herauszureden. Die drohende Überschwemmung wartet nicht auf die hundertste Expertise.

Kein Wunder also, dass Neubiberg ankündigt, den Alleingang zu wagen. Im Wasserwirtschaftsamt will man dem Getritschel auch nicht mehr länger zuschauen und hat nun die Initiative ergriffen, alle wieder an einen Tisch zu holen. Mehr als eine Wiederaufnahme der Gespräche ist das zunächst zwar nicht. Aber vielleicht wird dann klar: Wenn jetzt nicht endlich gehandelt wird, ist das nächste Jahrhundertwasser auf jeden Fall schneller da als die nächste Studie.

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