Hellabrunn: Neue Eisbären-Anlage:Paradies in den Isarauen

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Giovanna und Yoghi bekommen ein neues Luxus-Zuhause: Im Tierpark Hellabrunn wird die neue Eisbären-Anlage eingeweiht. Und die bietet viele Vorteile - auch für den erwünschten Nachwuchs.

Astrid Becker

Er schläft zur Zeit gar nicht gut, der Herr Zoodirektor. Bis in den frühen Dienstagmorgen hat sich Andreas Knieriem etwa auf der Baustelle der neuen Eisbärenanlage in Hellabrunn herumgetrieben. Da mussten die Scheiben gesetzt werden, die die Besucher von den Tieren trennen. Jede dieser Scheiben wiege eine Tonne, erzählt Knieriem: "Wenn eine nicht gepasst hätte, hätten wir die Einweihung absagen müssen. Wer kann sich unter diesen Umständen schon in Ruhe ins Bett legen?"

Eisbärenmännchen Yoghi steht ein großes Abenteuer im Tierpark Hellabrunn bevor: Er soll am Mittwoch erstmals einen Streifzug durch die neue Anlage unternehmen. (Foto: Robert Haas)

Doch die Scheiben passten, und so kann das neue Eisbärenparadies am heutigen Mittwoch von der Aufsichtsratsvorsitzenden der Tierpark Hellabrunn AG, der Bürgermeisterin Christine Strobl, offiziell eröffnet werden. Allerdings nur teilweise - der Part der Anlage, der auf dem einstigen Moschusochsengeheges liegt und sich in eine Taiga- und Tundralandschaft für die Eisbären verwandelt, ist noch nicht ganz fertig. Der lange Winter und der viele Regen haben die mit einem dreiviertel Jahr knapp bemessene Bauzeit etwas nach hinten verlängert. "Wir haben sehr sportlich gedacht", sagt Knieriem. Dennoch ist er stolz darauf, das Ziel, zumindest einen Teil der Anlage zu Beginn der Sommerferien zu eröffnen und die Tiere von Berlin nach München zurückzuholen, erreicht zu haben.

Es liegen harte Wochen hinter und auch noch vor Knieriem, seinen Mitarbeitern und all den Firmen, die mit dem Umbau der Anlage beschäftigt sind. Denn mit der Eröffnung am Mittwoch mit geladenen Gästen ist die Arbeit noch nicht beendet. Kaum ist der offizielle Akt vorbei, soll wieder eifrig hinter den Kulissen geschraubt, gehämmert und geschweißt werden - Tag und Nacht, bis zum Samstag, wenn die Besucher erstmals das neue Hellabrunner Bauwerk zu Gesicht bekommen. Was erwartet sie?

Als Knieriems Vorgänger, Henning Wiesner, mit seinen Tierpflegern vom Polarium vor mehr als zwei Jahren mit den Planungen für eine neue Anlage begonnen hatte, verfolgte er vor allem das Ziel, die Haltungsbedingungen der Eisbären zu verbessern: Sie sollten durch die Einbeziehung der Moschusochsenanlage eine deutlich größere Fläche zur Verfügung haben und außerdem erstmals auf Naturboden laufen können. Zudem sollte der Beton weg, damit sich die neue Anlage harmonisch in die Isarauenlandschaft einfügt.

Als Andreas Knieriem die Nachfolge Wiesners antrat, verfolgte er diese Pläne weiter und modifizierte sie an einigen Stellen. So gibt es nun beispielsweise spezielle Futtertröge, die die Tiere in unregelmäßigen Abständen mit Leckereien versorgen. "Sie müssen also selbst danach suchen - eine gute Beschäftigung für sie", erläutert der Zoodirektor.

Im früheren, kleinen Eisbärengehege neben der großen neuen Anlage, ist jetzt ein Mutter-Kind-Haus für die Robben entstanden. Die alte Anlage zeigt sich ebenfalls stark verändert: Mit Granit sind die einstigen Betonschollen verkleidet, die aus Sicherheitsgründen um rund einen Meter erhöhten Rückwände sind mit einem der Natur nachempfundenen Nagelfluh-Imitat verkleidet. Besonders spektakulär ist die Unterwassereinsicht, wo die Besucher den Eisbären beim Schwimmen zusehen können.

Überhaupt die Wasserfläche. Sie zieht sich vom Standort der alten Anlage bis ins einstige Moschusochsengehege und ist damit verdoppelt worden. Dort, wo früher die Moschusochsen untergebracht waren, wird derzeit noch hart an der Taiga- und Tundralandschaft für die Eisbären geschuftet - denn auch sie soll noch in den Sommerferien eröffnet werden. Der gesamte Uferbereich ist an dieser Stelle abgeflacht worden, um den Tieren einen bequemen Zugang zum Wasser zu gewähren. Knieriem: "Das ist besonders für den künftigen Nachwuchs wichtig. Denn hier soll er - räumlich getrennt vom Vater - in Ruhe mit seiner Mutter aufwachsen."

Doch bis dahin wird noch einige Zeit vergehen. Erst einmal soll sich Yoghi an den fertiggestellten Teil der Anlage gewöhnen, dann Giovanna. Wenn beide Tiere zusammen zu sehen sein werden, wird es auch Knieriem wieder besser gehen: "Dann kann ich endlich wieder ruhig schlafen."

© SZ vom 04.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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