An diesem Samstag und Sonntag öffnen die Künstlerateliers in der Haarer Hans-Pinsel-Straße 7 zum zehnten Male ihre Türen. Dort, also direkt am Entstehungsort, zeigen neun Künstlerinnen und Künstler ihre vielfältigen Werke - von abstrakt bis gegenständlich, von Acryl über Öl bis hin zu Aquarell.
Zum letzten Mal dabei ist Jeannette Daucher, die im Sommer ihre Räume an Michaela Kuhl übergibt. Bei Daucher fesseln die Augen der dargestellten Personen ebenso, wie sie durch ihre Vielgestaltigkeit faszinieren. Sie arbeitete seit Januar 2020 in der Hans-Pinsel-Straße und will positive Emotionen beim Betrachter wecken. Die neue Michaela Kuhl hat ein ähnliches Anliegen, will in ihren quadratischen Bildern aber zugleich verdeutlichen, dass Herausforderungen und Gegensätze eine Chance zu persönlichem Wachstum sind.
Die 55-Jährige hat schon ihr ganzes Leben lang autodidaktisch gemalt. Doch erst, als sie 2004 in Thailand den Tsunami miterlebte und malend verarbeitete, fand sie darin ihre wirkliche Bestimmung. Sie arbeitet mit Mischtechniken und schichtet mit Bedacht. So liegen im Pigmentdruck-Zyklus "Gelliprint" oder "Klarheit" kreisförmige, ovale oder figürliche Formen über verschiedenfarbigen Untergründen, die man durch sie hindurch weiterhin wahrnimmt. Ihr Bild "Wer jetzt kein Haus baut ... Herbst" enthält Gegenständliches, genauer ein wackliges Gebäude, das aus einer flammenroten Fläche vor meerblauem Grund empor schaut und Fragen weckt.
Auch die Geschwister Antonella und Florinda Bierling stellen hier zum ersten Mal aus, in den Räumen ihrer heuer abwesenden Eltern Claus Bierling und Andrea Matheisen. Sie waren in deren Kunstatelier von Kindesbeinen an ständig von Malerei und Metall- und Bronzearbeiten umgeben und kennen nach eigener Aussage "gar keine Zeit, in der wir nicht kreativ gewesen wären". Die 26 Jahre alte Antonella schweißt aus Neu- oder Alteisen vielgestaltige Kerzenständer, die Ästhetik, Kreativität, Handwerk und Funktionalität verbinden sollen, und tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter, an deren Bronzefiguren mit Clownsfüßen man sofort denkt. Florinda, 31, malt mit Öl und Acryl konturenstarke Porträts von Menschen, denen sie zugleich ein Gedicht schreibt. Ob sie in "Heute" die Malhinweise ihrer Eltern verarbeitet? Der Ernst des Blickes enthält sowohl Erstaunen als auch eine Aufforderung.
Neues und Interessantes findet man auch bei der US-amerikanischen Künstlerin Fancher Brinkmann, der im jüngst erschienenen Buch "Landkreis München ganz persönlich" ein ganzes Kapitel gewidmet ist, bei Hannes Höfler mit fein beobachtetem Aquarellszenen und bei Stefanie Feix, Birgit Aichele und Constanze Onischke, die jede auf ihre Art vielfarbige abstrakte Bilder zeigen. Philipp Grieb stellt seinem Kernthema Bäume inzwischen Landschaften an die Seite, Ramona Leiß hat dieses Mal auch abstrakte Bilder "von ganz klein bis ganz groß" gestaltet, Thomas Rasche stellt seinen Zeichnungen von Lavagestein Fotos der Vulkanlandschaften Lanzarotes gegenüber und Corinna Weiss präsentiert neue Acrylbilder märchenhafter Fantasiewesen voll tiefsinniger Symbolik.
Maximilian und Andreas Striegel unterstützen als Vermieter die Ausstellung durch Werbung und ein Catering, so wie es ihr Vater tat. Bei einem Glas Wein in der Hand und Musik der Gruppe Vuiweniga lässt sich beim Zehnjährigen viel Neues entdecken und zudem mit den Künstlern über ihre Werke sprechen.
Tag der offenen Ateliertüren, Hans-Pinsel-Straße 7 in Haar, Samstag, 20. April, und Sonntag, 21. April, jeweils von 15 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.