Öffentlicher Nahverkehr:Chancen für Tram nach Haar steigen

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Bisher endet die Tramlinie 21 am Wendezirkel an der St.-Veit-Straße in Berg am Laim. (Foto: Friedrich Bungert)

Eine optimierte Streckenführung und die neue Berechnung des Nutzen-Kosten-Faktors lassen die Verlängerung der Linie 21 wahrscheinlicher werden.

Von Martin Mühlfenzl, Haar

Bisher endet die Tramlinie 21 am Wendezirkel an der St.-Veit-Straße in Berg am Laim. (Foto: Friedrich Bungert)

Bis zu 70 000 Fahrzeuge rauschen am Tag über die B 304 in der Gemeinde Haar und im Münchner Osten; auf zwei Spuren in der Landeshauptstadt und auf jeweils drei Fahrbahnen in jeder Richtung in Haar. Die autogerechte Stadt wird hier tagtäglich sehr sichtbar. Seit Montagnachmittag ist es aber wieder ein wenig wahrscheinlicher, dass dem Auto ein wenig Platz genommen werden könnte. Im Mobilitätsausschuss des Kreistags im Landkreis München stellte Gutachter Bernd Kollberg eine optimierte Version der Verlängerung der Trambahnlinie 21 von Berg am Laim in die Gemeinde Haar vor, mit der die "verkehrliche Wirkung" noch einmal gesteigert werden konnte, wie der Verkehrsplaner sagte. Er empfahl dem Ausschuss daher, das Projekt trotz des nach wie vor zu geringen Nutzen-Kosten-Faktors weiter zu verfolgen.

Nach Plänen des Büros Intraplan von Kollberg soll die Trasse nun direkt von der B 304 aus über die Leibstraße bis zum Haarer S-Bahnhof geführt werden und dort an einer Wendeschleife enden. Bisherige Varianten mit einer Abzweigung in den südlichen Gemeindeteil am Jagdfeldring oder gar eine Weiterführung bis zur KfZ-Zulassungsstelle im Grasbrunner Gemeindeteil Neukeferloh hatte der Ausschuss bereits im vergangenen Jahr ad acta gelegt. Mit der nun gefundenen Variante, so Kollberg, habe man das prognostizierte Fahrgastaufkommen noch einmal steigern können - auch im Vergleich zur parallel verlaufenden Konkurrenz der S-Bahn. So erwartet Intraplan, dass etwa 2000 Fahrgäste pro Tag am Haarer S-Bahnhof in die Tram ein- oder aus ihr aussteigen würden. Verglichen mit den etwa 9500 Pendlern im Bereich der Kreillerstraße in Berg am Laim stellt dies allerdings einen weitaus geringeren Wert dar.

Und nicht zuletzt die vorhergesagten Fahrgastzahlen haben zur Folge, dass die etwa 7,8 Kilometer lange Verlängerung der 21er-Tram nach Haar nach wie vor nicht das notwendige Nutzen-Kosten-Verhältnis erreicht, um in den Genuss von Förderungen durch Bund und Freistaat zu kommen. Noch nicht. Denn das hierfür angewandte Instrument der sogenannten standardisierten Bewertung für Infrastrukturprojekte wird derzeit von der neuen Bundesregierung überarbeitet; mit dem Ziel, den Nutzen anders als bisher über die Kosten zu stellen. Auch deshalb hält es Landrat Christoph Göbel (CSU) für richtig, das Projekt weiter voranzutreiben - und Kollbergs neue Auswertungen hätten ja ergeben, dass es erhebliches Fahrgastpotenzial gebe.

Skeptiker warnen vor Preissteigerungen

Und die Verlängerung der Tram hätte laut Gutachter einen weiteren Vorteil, der doch auf den Preis abzielt: Sie wäre mit geschätzten Kosten von etwas mehr als 100 Millionen Euro vergleichsweise günstig. Bei einer positiven Bewertung des Projekts könnte der Landkreis München zudem mit einer finanziellen Förderung von mehr als 80 Prozent rechnen - 70 Prozent durch den Bund, 10 bis 15 Prozent vom Freistaat. Allerdings, machte Gutachter Kollberg deutlich, seien die geschätzten Investitionskosten von 102 Millionen Euro ein Wert aus dem Jahr 2016, als die Planungen für die Tram-Verlängerung starteten. Darauf verwies auch Kreisrat Günter Heyland (Freie Wähler) und warnte vor "enormen Preissteigerungen". Auch CSU-Fraktionssprecher Stefan Schelle sagte, diese Investition sei "kein Pappenstiel". Dennoch stimmten beide für die Fortführung der Planungen.

Wenn die Linie fertiggestellt ist, könnte die Tram im Zehn-Minuten-Takt zwischen Haar und der Kreillerstraße in Berg am Laim pendeln. Sie bräuchte für die Strecke 17 Minuten und 40 Sekunden und könnte bis zu 200 Menschen pro Fahrt transportieren.

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