Bildung:Plan B für den Schulcampus

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Das Provisorium im Bürokomplex hält länger als gedacht. Doch jetzt arbeitet man an einem neuen Anlauf für den Bau einer Fachoberschule in Haar. (Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde Haar verhandelt nach dem Scheitern der Pläne für Gronsdorf über Flächen am Sportpark Eglfing. Doch es gibt viele Fragezeichen.

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Gemeinde Haar unternimmt einen neuen Anlauf, um einen Schulcampus mit Fachoberschule, Realschule und Pflegeschule am Ort zu ermöglichen. Dieser könnte nun westlich des Sportparks in Eglfing an der Bahntrasse entstehen. Der Gemeinderat erteilte Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) bei einer Gegenstimme das Mandat, in offizielle Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern und anderen Beteiligten zu treten.

Ganz aufgeben will man den ursprünglich ins Auge gefassten Standort am Bahnhof in Gronsdorf allerdings nicht. Bei sechs Gegenstimmen wurde beschlossen, diese Option zumindest offen zu halten. Das Projekt in Gronsdorf hatte Haar vor gut fünf Jahren angeschoben. Doch Verhandlungen mit der Stadt München, der dort Flächen auf Haarer Flur gehören, endeten in einer Sackgasse. Zu Verkehr und zusätzlicher Wohnbebauung fanden beide Seiten nie zueinander.

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Nun also ein neuer Versuch an anderer Stelle. Bukowski hat dafür in Vorgesprächen mit den Grundstückseigentümern nach eigenen Worten bereits weitgehende Zusagen erhalten. Diese hätten ihr Einverständnis signalisiert, dass der Landkreis München beziehungsweise die Gemeinde über einen Verkauf oder über Erbbaurecht die für die Schulen notwendigen Grundstücke erhalten könnten.

Grundlage für die Gespräche bildete ein Verkehrswertgutachten, das der Landkreis erstellt hatte, sowie ein Flächenkonzept, das angrenzend an die Tennisplätze auf 52 000 Quadratmetern einen Sportplatz, einen Bolzplatz, eine Realschule samt Dreifach-Turnhalle, eine Pflegeschule, eine Fachoberschule sowie auf 36 000 Quadratmetern eine Fläche vorsieht, auf der später einmal Gewerbe entstehen könnte. Erschlossen würde das alles über eine Straße, die im Osten am Kreisverkehr am Ende der Richard-Reitzner-Allee beginnt und im Westen in die Keferloher Straße einmündet.

SPD und auch Grüne hatten sich zuletzt kritisch zum Standort in Eglfing geäußert, der allerdings schon einmal in der engeren Wahl war, als das Büro Goergens, Micklautz und Partner mehrere Optionen untersucht hat, wo so eine Ballung weiterführender Schulen denkbar wäre. Bürgermeister Bukowski sagte, damals sei der Campus in Eglfing positiv bewertet worden und die Wahl sei nur auf Gronsdorf gefallen, weil man gedacht habe, man würde dort schneller zum Ziel kommen. Doch diese Hoffnung habe sich zerschlagen. Nun sollte man die Option Eglfing wieder aufnehmen. Ulrich Leiner (Grüne) setzte schließlich durch, dass Gronsdorf mit im Spiel bleibt, und sei es wegen der dann besseren Verhandlungsoption. Alles andere wäre seiner Meinung nach ein großer taktischer Fehler.

Der Befürchtung der SPD, die Kreuzung der Keferloher Straße zur Münchner Straße könnte wegen des Campus durch zusätzlichen Verkehr überlastet werden, hält das Rathaus entgegen, dass die Kreuzung mit einer eigenen Rechtsabbiegespur ertüchtigt werden könnte. Den von den Grünen beklagten größeren Flächenbedarf in Eglfing begründet die Verwaltung mit der Notwendigkeit, anders als in Gronsdorf dort wegen einer aufgefüllten Kiesabbaufläche ebenerdig auf 9000 Quadratmetern Parkflächen schaffen zu müssen. Dafür könnten, anders als in Gronsdorf, dort auch Ausgleichsflächen entstehen.

Die FOS könnte auch dauerhaft in dem Provisorium an der Hans-Pinsel-Straße bleiben

Wann tatsächlich Schulen errichtet werden, steht weiter in den Sternen. Die bisher in einem Provisorium an der Hans-Pinsel-Straße residierende Fachoberschule wartet seit langem darauf. Soeben haben der Landkreis und auch die Schulleitung erklärt, dass man sich mittlerweile auch eine dauerhafte Bleibe dort vorstellen könnte. Die FOS wird alleine vom Landkreis betrieben und finanziert. Dieser würde auch den Neubau alleine stemmen, was der Gemeinde sehr helfen könnte. Denn Haar wird voraussichtlich auf Jahre kaum das Geld haben, um Schulbauten mitzufinanzieren.

Das betrifft vor allem die von der Haarer CSU vehement geforderten Realschule. Auch wenn sich die Finanzierungsbedingungen für die Kommunen verbessert haben, weil für die förderfähigen Kosten seit 2016 eine 70-prozentige Kostenübernahme durch den Landkreis gilt. Davor waren es 30 Prozent gewesen. Das Grundstück für die Realschule hätte nach wie vor Haar als Standortkommune einzubringen. CSU-Fraktionschef Dietrich Keymer warnte deshalb kürzlich vor überzogenen Erwartungen, was die Aussichten auf den Bau einer Realschule angeht.

Thomas Reichel (CSU) appellierte an alle, mit einem geschlossenen Votum nach außen zu zeigen, dass Haar die Schulen wolle und sich für den Campus einsetze, was dann auch so kam. Lediglich Traudl Vater von der SPD stimmte dagegen. Henry Bock von den Grünen forderte, dass sich der Bürgermeister insbesondere frühzeitig mit dem Landkreis bespricht, den man wegen der FOS braucht.

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