Haar:Wer profitiert vom Haarer Solarpark?

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Freiflächen-Photovoltaikanlagen gibt es im Freistaat bereits mehrere - im Wallgau sollen die Bürger darüber abstimmen, ob auch dort eine gebaut wird. (Foto: Claus Schunk)

Eine 22-Megawatt-Photovoltaikanlage auf Gemeindegrund soll künftig den halben Ort versorgen können. Jetzt wird darüber diskutiert, wer diese baut, betreibt und den Strom verkauft.

Von Bernhard Lohr, Haar

Haar plant die bisher größte Freiflächen-Photovoltaikanlage im Landkreis. Diese soll mit einer Leistung von 22 Megawatt/Peak so viel Strom produzieren, dass die Hälfte des Verbrauchs der 11 000 Haushalte der Gemeinde abgedeckt werden kann. Doch noch ist nicht klar, wer die Anlage betreibt und ob die Haarer am Ende mit günstigeren Strompreisen davon profitieren können. Derzeit wird im Rathaus hinter den Kulissen um die Modalitäten gerungen. Die Grünen würden gerne die Gemeindewerke eng einbinden. CSU-Fraktionschef Dietrich Keymer setzt darauf, dass sich Bürger direkt mit Kapital einbringen können. Sicher ist: Alleine stemmt die Gemeinde das Projekt nicht.

Der Gemeinde gehört eine größere Fläche am Rand des Kiesabbaugebiets zwischen Salmdorf und Eglfing, die sich dafür eignet, dort Solarmodule aufzustellen. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München arbeitet bereits an einer entsprechenden Änderung des Flächennutzungsplans. Als nächstes steht der Bebauungsplan an. Und es geht bereits darum, wer mit dem Aufbau der PV-Anlage beauftragt werden soll und wer mit deren späteren Betrieb. Deshalb hat jüngst der Arbeitskreis Energie im Rathaus unter Beteiligung von Gemeinderäten und Verwaltungsmitarbeitern getagt und 14 Punkte festgehalten, die bei dem Projekt weiterhin berücksichtigt werden sollen.

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Doch manche dieser Punkte sind nach dem Geschmack einiger Gemeinderäte noch zu allgemein gehalten und manche fast schon zu konkret, wie bei der Vorstellung des Kriterienkatalogs klar wurde. Dietrich Keymer (CSU) wollte klargestellt wissen, dass es bei der genannten "Bürgerbeteiligung" nicht nur um eine Information gehen soll, sondern ganz konkret darum, die Bürger zu Miteigentümern des geplanten Solarkraftwerks zu machen. Den Punkt "Viehbewirtschaftung", bei dem es darum geht, unter oder neben den Solarmodulen Rinder oder Schafe grasen zu lassen, wollte Keymer gerne als zweitrangig eingeordnet haben. Weiter hat der Arbeitskreis als Kriterien aufgestellt, dass die Anlage rückbaubar sein soll, möglichst schadstoffarme Module eingesetzt werden sollen und ein Energielehrpfad eingerichtet wird. Auch Speichermöglichkeiten soll es geben und Ladepunkte für Elektromobilität in Straßennähe.

Zu den beiden letzteren Punkten hatte unlängst ein Vertreter der Vispiron Energy aus München, die Solaranlagen entwickelt und betreibt, im Gemeinderat einiges gesagt und auf ein Modellprojekt in Uffing am Staffelsee verwiesen. Dabei bot er sein Unternehmen als Betreiber an. Die Grünen aber, die seit jeher auf eine starke Rolle der Gemeindewerke Haar beim Klimaschutz setzen, wünschen sich den örtlichen kommunalen Stromversorger als starken Akteur bei der Freiflächen-Photovoltaik. Ihr Gemeinderat Ulrich Leiner sagte, die "Rolle der Gemeindewerke" sei noch nicht geklärt. Er könne sich diese als Mehrheitseigner vorstellen, der als solcher auf die Strompreise einwirken könnte.

Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) deutete an, dass im Arbeitskreis darüber geredet worden ist, und sagte, dass das "so einfach" nicht funktionieren werde. Peter Siemsen (FDP) fragte, ob die Freiflächen-Solaranlage nicht das falsche Projekt sei, um die Gemeindewerke als Akteur auf dem Energiemarkt zu stärken. Dietrich Keymer nannte es eine "Illusion" zu glauben, man werde einen Partner aus der Privatwirtschaft beim Aufbau der PV-Anlage finden, der sich dann mit der Rolle eines Minderheitsbeteiligten an dem Projekt begnügen werde. Ulrike Olbrich (Grüne) kritisierte, dass immer nur davon geredet werde, die Gemeindewerke fit zu machen für die anstehenden Herausforderungen. Aber am Ende passiere nichts.

Als nächstes soll eine Fachfirma zurate gezogen werden, um die der Gemeinde wichtigen Kriterien bei dem Großprojekt in einer Leistungsbeschreibung zu formulieren. Grundlage sollen die 14 erarbeiteten Punkte sein, zu denen nicht zuletzt gehört, möglichst zügig die Anlage umzusetzen. Auch eine Gewinnbeteiligung der Gemeinde soll herausspringen. Sobald das konkreter gefasst ist, soll der Kriterienkatalog erneut dem Gemeinderat vorgelegt werden.

In einer früheren Version des Berichts hieß es, ein Vertreter der Vispirion Systems GmbH habe sein Konzept in Haar vorgestellt. Es handelt sich aber um die Vispirion Energy.

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