Coronavirus:Eltern fühlen sich betrogen

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Eltern protestieren gegen die Entscheidung des Kirchheimer Gemeinderates, keine mobile Luftreiniger zu besorgen (Foto: Anna-Maria Salmen)

Die Entscheidung des Gemeinderates, doch keine mobilen Luftreiniger für die Grundschulen anzuschaffen, empört rund 50 Kirchheimer. Sie demonstrieren, während das Rathaus auf neue Impfmöglichkeiten verweist.

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

Der Beschluss des Kirchheimer Gemeinderats, nun doch keine mobilen Luftreinigungsgeräte für die Klassenzimmer der örtlichen Grundschulen anzuschaffen, sorgt für Empörung bei den Eltern. Knapp 50 von ihnen haben sich am Dienstagabend vor dem Gymnasium versammelt, während innen der Hauptausschuss tagt. "Wo sind die versprochenen Luftfilter für unsere Kinder?", ist auf einem der Plakate zu lesen, die die Eltern im nasskalten Nieselregen in die Höhe halten. Sie fühlen sich betrogen von den Kommunalpolitikern, wie sie selbst sagen.

Im November hatte sich der Gemeinderat noch dafür entschieden, die Klassenzimmer der Grundschulen mit Luftreinigern auszustatten - obgleich bereits damals Skepsis ob der Wirksamkeit der Geräte geäußert wurde. Vergangene Woche die Kehrtwende: Zur Auftragsvergabe stand das Thema erneut auf der Tagesordnung. Wegen der nun verfügbaren Impfung für Kinder im Grundschulalter erachtete die Mehrheit des Gremiums die Beschaffung von Luftreinigern nicht mehr als nötig.

Sie sei fassungslos, sagt Susanne Groß, Vorsitzende des Elternbeirats der Grundschule an der Martin-Luther-Straße. Von der erneuten Behandlung des Themas im Gemeinderat hätten die Eltern nichts gewusst, ergänzt ihre Stellvertreterin Lydia Kröniger. Erst nachher hätten sie aus der Presse von dem neuen Beschluss erfahren. "Wir sind aus allen Wolken gefallen." Die Begründung überzeugt sie nicht. Die Stiko habe die Impfempfehlung für Kinder unter zwölf erst nach dem neuen Beschluss ausgesprochen, und auch nur für Kinder mit Vorerkrankungen, merkt Groß an.

Es gibt Zweifel an der Wirksamkeit der mobilen Geräte

Die Verwaltung verteidigt die erneute Behandlung: Der Gemeinderat habe im November zwar dafür gestimmt, die Anschaffung vorzubereiten - vor der Auftragsvergabe sei ein weiterer Beschluss aber notwendig gewesen, erläutert Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) in einem Schreiben an die Eltern. "Der Einsatz von Luftfiltern bleibt umstritten, es gibt keinen Hinweis darauf, dass dort, wo die Geräte bisher eingesetzt werden, die Infektionszahlen geringer sein könnten", heißt es. Ob die Schulen geschlossen werden, könne durch die Luftreiniger ohnehin nicht beeinflusst werden. Die Zweifel an der Wirksamkeit von mobilen Luftreinigern sind auch den Eltern bekannt, so Groß. "Aber wir haben auch nie behauptet, dass die Geräte die einzige Lösung sind. Es war für uns klar, dass sie nur ein Bestandteil sind neben Lüften, Testen und Masken."

Wie Böltl mitteilt, setzt die Gemeinde auf die Installation von raumlufttechnischen Anlagen, die anders als mobile Geräte frischen Sauerstoff ins Gebäude bringen und das Raumklima verbessern können. Im Januar soll dazu eine Entscheidung folgen. Die Eltern stellt das nicht zufrieden. Zwar befürworten sie laut Groß die Einrichtung der festen Anlagen. "Aber es vergehen Monate, wenn nicht sogar Jahre, bis sie eingebaut werden können." Die Anschaffung mobiler Geräte könne schneller erfolgen.

Bürgermeister Böltl setzt nun auf Deeskalation: "Mein Stil des Miteinanders sind sachliche Gespräche anhand von Argumenten. Und nicht Streit im Dunklen auf der Straße." Seiner Aussage nach wurde ein Gesprächstermin mit dem Elternbeirat auf Mittwoch angesetzt.

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