Schutz vor Covid-19:Impfung statt Luftreiniger

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Auch in Deutschland wird schon mit der Impfung von Kindern begonnen. Das Foto zeigt die Impfung einer Siebenjährigen in Sachsen. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Weil bald auch Kinder gegen das Coronavirus immunisiert werden sollen, verzichtet die Gemeinde Kirchheim auf die Anschaffung von teuren Geräten für die Grundschulen. Auch anderswo könnte die Debatte neu geführt werden.

Von Anna-Maria Salmen und Iris Hilberth, Kirchheim

Die Gemeinde Kirchheim schafft nun doch keine mobilen Luftreinigungsgeräte für die örtlichen Grundschulen an. Hinter dem Meinungsumschwung steckt die Aussicht, dass sich auch Grundschulkinder bald mit einer Impfung schützen können. Landrat Christoph Göbel (CSU) geht davon aus, dass die Debatte über Sinn und Unsinn von Luftreinigungsgeräten nun auch anderswo neu geführt wird: "Richtig ist: Wenn für Kinder ein Impfstoff vorhanden ist, darf auch die Ausstattung der Klassenzimmer mit Lüftungsanlagen überdacht werden."

Noch vor rund einem Monat hatte der Gemeinderat in Kirchheim den Kauf mehrheitlich befürwortet. Bereits damals hatten mehrere Kommunalpolitiker die Wirksamkeit der Geräte bezweifelt. Zwischenzeitlich hat sich auch das allgemeine Stimmungsbild nochmal deutlich geändert: In seiner Sitzung am Dienstagabend kippte das Gremium den alten Beschluss, weil in absehbarer Zeit Impfungen auch für Kinder im Grundschulalter möglich sein sollen. Die Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder hält den Kauf von mobilen Luftreinigern dadurch nicht mehr für notwendig.

Nach dem alten Beschluss im November hatte die Gemeinde laut Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) die nationale Ausschreibung gestartet, um das wirtschaftlichste Angebot einzuholen. Knapp 150 000 Euro hätten demnach die Geräte für 28 Klassenzimmer in den drei Kirchheimer Grundschulen gekostet, davon hätte der Freistaat 49 000 Euro übernommen. In den Jahren nach der Anschaffung wären zudem Wartungs- und Stromkosten auf die Gemeinde zugekommen. Frühestens vier Wochen nach Auftragseingang hätten die Geräte geliefert werden können.

Unter anderem die Vertreter der Grünen sprachen sich dafür aus, die Summe zu investieren und die Luftreiniger zu kaufen. Rüdiger Zwarg etwa verwies darauf, dass lediglich die Klassenzimmer und nicht die Fachräume der Schulen ausgestattet würden - insgesamt also weniger als die Hälfte der Zimmer. "Das könnte als Versuch gewertet werden." Sein Fraktionskollege Christian Zenner stimmte zu: Er rechnete eigener Aussage nach damit, dass aufgrund der womöglich immer wieder nötigen Auffrischungsimpfungen irgendwann die Bereitschaft in der Bevölkerung sinken werde, diese auch in Anspruch zu nehmen. In diesem Fall müsse man mit immer neuen Wellen rechnen. "Wir müssen daher jetzt diesen mutigen Schritt gehen und die Luftreiniger anschaffen."

Die Skeptiker fühlen sich bestätigt

Skeptisch zeigte sich hingegen die CSU-Fraktion. Bereits bei der ursprünglichen Diskussion im November hatte Franz Graf die Vermutung geäußert, dass Impfungen für Grundschulkinder bald möglich sein und die Geräte damit überflüssig werden könnten. "Ich fühle mich jetzt bestätigt." Auch Beate Neubauer (CSU) hatte damals Bedenken bezüglich des Nutzens vorgetragen: "In letzter Zeit haben wir gesehen, dass wir Masken und möglicherweise sogar Schulschließungen sowieso nicht verhindern können. Impfen ist der einzige Weg, und das ist auch für die jüngeren Kinder bald geklärt."

Er sei "hin- und hergerissen", merkte Stephan Keck (SPD) an. "Ich bin grundsätzlich auch dafür, dass möglichst alle sich impfen lassen, aber noch hat die Stiko keine Empfehlung für unter Zwölfjährige ausgesprochen." Auf Nachfrage Kecks nahm schließlich Thomas Heinik (CSU) Stellung, der als Mediziner die Geräte als "vollkommen sinnlos" bezeichnete. Die Reiniger würden die Luft nicht von Erregern befreien, im Gegenteil: "Sie schleudern die Viren wahrscheinlich erst recht rum. Wir kommen um das Impfen nicht herum." Mit zwölf zu neun Stimmen sprachen sich die Kommunalpolitiker dafür aus, auf die Anschaffung der Geräte zu verzichten.

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