Villen in Grünwald:Luxus im zweiten Untergeschoss

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Nicht alles ist offensichtlich in der Villen der Grünwalder. (Foto: Schunk Claus)

Unter den Villen und Gärten von Grünwalds Reichen verbergen sich Fitnessstudios, Spa-Bäder und Golfplätze - doch damit ist bald Schluss.

Kolumne von Claudia Wessel, Grünwald

Wer durch Grünwald spaziert und einen Blick hinter Mauern und Hecken wirft, die große Grundstücke mit eindrucksvollen Villen umgeben, der braucht nicht zu glauben, er habe alles gesehen. Denn die Fantasie der Bauherren ist groß und sie erfüllen sich ihre Wünsche gerne auch unterirdisch. Stefan Rothörl, der Leiter des Grünwalder Bauamts, gab in der jüngsten Gemeinderatssitzung einen Mini-Einblick in die Sehnsüchte von Grünwalder Bauherren: "Golfabschlagplatz, Schießanlage, Spa- und Fitnessbereich - solche Pläne sehen wir jeden Tag", sagte er. Solche entspannenden Einrichtungen müssen aber keine Wohnfläche kosten, wissen die schlauen Häusle-Bauer, man kann sie doch, ebenso wie eine Tiefgarage, einfach unter die Erde verlegen.

Der Bebauungsplan Nummer B 35 ermöglichte bisher die Realisierung vieler schräger Bauherrenwünsche, wobei man im Bauamt schon immer versuchte, Bauherren allzu Seltsames auszureden. Erlaubt war jedoch bisher nicht nur eine 50-prozentige Überschreitung der für den Bau genehmigten Grundfläche für Garagen, Tiefgaragen, Swimmingpools und mehr, sondern - wenn "die natürliche Funktion des Bodens" nicht beeinflusst wurde - durften Grünwalder noch dazu quasi unbegrenzt unterirdisch bauen. Die einzige Bedingung war, dass eine ein Meter dicke Erddecke über den Katakomben liegen muss. Bäume wuchsen darauf allerdings nicht mehr, viel Grün wurde für solche Vorhaben geopfert. Bei einigen Grünwalder Grundstücken ist laut Rothörl das gesamte Grundstück unterbaut, eine unterirdische zweite Welt eröffnet sich den Bewohnern.

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Jetzt aber wurde dem Treiben ein kleiner Riegel vorgeschoben. Neben den 50 Prozent sind nur weitere 20 Prozent Überschreitungen erlaubt. Einspruch kam von Gemeinderat Helmut Kraus von den Parteifreien. Man solle doch den Bau von Tiefgaragen nicht verhindern, schließlich wolle man doch die Autos von der Straße haben. Seine Grünen-Kollegin Ingrid Reinhart indes berichtete von einem Tiefgaragen-Großprojekt in ihrer Nachbarschaft. "Aber die Autos stehen trotzdem auf der Straße. Ich weiß nicht, was in der Tiefgarage ist." Vermutlich die Schießanlage.

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