Speicherfund:Wir müssen leider draußen bleiben

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Senta Berger bei der Übergabe des "Off Limits"-Schilds ans Grünwalder Gemeindearchiv. (Foto: Hella Neusiedl-Hub)

Senta Berger überlässt dem Gemeindearchiv Grünwald ein Verbotsschild aus der US-amerikanischen Besatzungszeit am Ort, das ihr Mann Michael Verhoeven vor 50 Jahren gefunden hat.

Von Udo Watter, Grünwald

Der historische Rückblick auf die Besatzungszeit der US-Amerikaner in Bayern ist oft ein wenig verklärt: Die GIs haben aber nicht nur Kaugummis und Schokolade verteilt oder mit deutschen "Frauleins" angebandelt. Ein durchaus heikles und nicht immer schönes Kapitel war etwa die Beschlagnahme von Wohnungen und Häusern nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein interessantes Relikt aus dieser Zeit hat nun die Schauspielerin Senta Berger dem Grünwalder Gemeindearchiv überreicht: Ein Verbotsschild auf Deutsch und Englisch, das an die Jahre erinnert, in der zahlreiche Anwesen in dem Münchner Vorort von den Amerikanern beschlagnahmt waren.

Das besagte "Off Limits"-Schild ("Unbefugten ist der Zutritt verboten") hat ihr Mann, der Regisseur Michael Verhoeven, im Jahre 1974 auf dem Dachboden der Villa in Geiselgasteig gefunden, die sie beide kurz vorher gekauft hatten. Das prominente Ehepaar wohnt noch heute in der Villa und hat das historische Holzschild dem Gemeindearchiv überlassen. In den Nachkriegsjahren untersagten etliche solcher, an Gartentoren angebrachte Schilder "Unbefugten den Zutritt".

"Die Sieger- und Besatzertruppen beanspruchten wie in anderen Städten der US-Zone auch in München und Umgebung einen angemessenen Wohnraum nicht nur für einfache Soldaten, sondern ebenso für Unteroffiziere und Offiziere nebst ihren Familien", erklärt dazu Hella-Neusiedl-Hub, die sich seit vielen Jahren mit der Grünwalder Ortsgeschichte befasst. "Rechte für deutsche Bewohner als Besiegte gab es nicht mehr. Sie waren den Auflagen der Militärregierung unterworfen. Häuser wie Wohnungen wurden schlichtweg auf der Stelle requiriert. Die bisherigen Bewohner mussten - meist unter Zurücklassung des gesamten Mobiliars von heute auf morgen ausziehen."

Bevorzugte Wohnlagen der Amerikaner seien die locker und ansprechend bebauten Villenbereiche Münchens wie Harlaching und Bogenhausen sowie die bürgerlichen Anwesen und Einzelhäuser in Grünwald gewesen, dort vor allem im Ortsteil Geiselgasteig. "Ende der 1950er-Jahre waren die meisten Beschlagnahmen aufgehoben und die ursprünglichen Bewohner konnten in ihre Häuser zurückkehren", so Neusiedl-Hub. Teilweise dauerte es allerdings noch länger: Die Beschlagnahme des Anwesens Nördliche Münchner Straße 6, die ehemalige Villa des Nazi-Bonzen Robert Ley, Leiter der Deutschen Arbeitsfront, wurde laut Neusiedl-Hub von der amerikanischen Militärbehörde erst am 9. Oktober 1973 aufgehoben.

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