Mobilität:Lieber per Pedal als per pedes

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Radfahrer auf der Großhesseloher Brücke: Weitere Möglichkeiten, die Isar im Münchner Süden zu überqueren, würden sie durchaus schätzen. (Foto: Robert Haas)

Laut Bedarfsanalyse würden vor allem Radfahrer eine neue Isarbrücke zwischen Grünwald und Pullach regelmäßig nutzen. Für Fußgänger bietet sie weniger Vorteile.

Die Radler wollen eine weitere Brücke über die Isar, die Grünwald mit Pullach verbinden würde. Fußgänger sind eher skeptisch und halten die Strecke von Grünwald nach Pullach für zu lang. Das hat die Bedarfsanalyse des Ingenieurbüros Schlothauer und Wauer ergeben, die deren Mitarbeiter Tobias Giehl am Dienstagabend im Gemeinderat vorgestellt hat. Das Büro hat im vergangenen Sommer untersuchen lassen, wie viele Radler und Fußgänger normalerweise zwischen Grünwald und Pullach und Umgebung unterwegs sind. Dazu hat man Befragungen und Zählungen an der Großhesseloher Brücke und an der Grünwalder Brücke vorgenommen und zwar an normalen Werktagen vormittags und nachmittags, an einem Tag in den bayerischen Sommerferien, an zwei Wochenendtagen und an einem Feiertag zwischen Juni und Oktober. Dabei wurde natürlich auch das fahrradgünstige Wetter beachtet - leicht bewölkt und sonnig, kein Niederschlag.

Auf beiden Brücken waren die Radler größtenteils in Sachen Freizeit unterwegs - auf der Großhesseloher rund 80 Prozent, auf der Grünwalder 90 Prozent. An Wochentagen wurden allerdings auch zahlreiche Arbeitnehmer auf dem Rad gesichtet, nämlich 52 Prozent. Viele waren auf dem Weg zum Job in Harlaching, Solln, Sendling oder Giesing. 65 Prozent aller Befragten waren regelmäßige Nutzer der Grünwalder, 78 Prozent der Großhesseloher Brücke. Daraus schließen die Ingenieure, dass vor allem in der Umgebung wohnende Menschen sich hier bewegen. Schüler sind bisher nicht dabei, auch Erledigungen wurden sehr selten mit diesen Radltouren verbunden. Am Nachmittag und am Abend waren mehr Menschen unterwegs als morgens.

Viele Radler machen laut den Befragungen Rundtouren durch den Landkreis, sehr viele wohnen im Süden Münchens. Für viele ist die Grünwalder Brücke sogar eine Art Ziel, nämlich der Umkehrpunkt. E-Bike-Fahrer wurden übrigens wesentlich öfter auf der Grünwalder Brücke gesehen (27 Prozent) als auf der Großhesseloher (16 Prozent). Eine wichtige Frage an die Menschen auf Zweirädern war natürlich, wie oft sie eine neue Radler- und Fußgängerbrücke über die Isar nutzen würden. 58 Prozent sagten, sie würden diese regelmäßig nutzen wollen.

Die neue Querung könnte gut ins übergemeindliche Radwegenetz eingebunden werden

Als gut bewertet wurde von dem Ingenieurbüro auch die Einbindung einer neuen Brücke ins übergemeindliche Radwegenetz. Für viele Nutzer wäre es vorteilhaft, mit Hilfe einer neuen Brücke die Grünwalder Brücke zu umgehen, da diese durch die starken Steigungen "eher für sportliche Radler" geeignet ist, so die Bedarfsanalyse. Die neue Querung könnte in mehrere bestehende Rad-Routen eingebaut werden, etwa in den Radl-Ring München oder in die Via Julia, die von Günzburg über Augsburg und Rosenheim nach Salzburg führt. Bisher führt diese nämlich über die Grünwalder Brücke. Auch der M-Wasserweg von München an den Tegernsee könnte über die neue Querung führen ebenso wie der Radfernweg München-Venedig.

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Für Fußgänger bietet die neue Querung weniger Vorteile, berichtete Giehl im Gemeinderat. Zwar führe auch die erste Etappe des Jakobswegs von der Münchner Jakobskirche nach Schäftlarn unweit vorbei, doch "eine neue Brücke bietet keinen Vorteil, weil es da eine ausreichende Zahl an alternativen Querungsmöglichkeiten der Isar entlang der Strecke gibt", so Giehl. Wenn Fußgänger die neue Brücke nutzen würden, dann wohl vor allem, um von Grünwald nach Pullach zu gelangen und umgekehrt. Wie auch immer man die Brücke überqueren würde, man könnte damit wichtige Einrichtungen leichter erreichen - etwa die S-Bahn-Haltestelle, das Schwimmbad in Pullach und die Josef-Breitner-Mittelschule in Pullach. Hier könnte also ein Schulweg wesentlich verbessert werden, so Giehl. Selbstverständlich gilt das Ganze auch umgekehrt: Mehr Pullacher könnten leichter ins Grünwalder Bad im Freizeitpark gelangen. "Ein erhebliches Steigerungspotenzial des Alltagsfußverkehrs" erwarten die Ingenieure allerdings nicht. Die meisten würden wohl aufs Rad steigen.

Mit großer Freude nahm vor allem eine Gemeinderätin diese Ergebnisse zur Kenntnis: die Grüne Ingrid Reinhart, die vor Jahren erstmals die Idee für diese Radler- und Fußgängerbrücke hatte. Viele Diskussionen und Machbarkeitsstudien gingen seither ins Land. Und es werden auch mannigfaltige weitere Untersuchungen folgen. Mit vielen Behörden muss noch Kontakt aufgenommen werden, etwa der Unteren Denkmalschutzbehörde, der Immissionsschutzbehörde, der Baugenehmigungsbehörde und der Unteren Naturschutzbehörde. Vor allem in Sachen Naturschutz gab es bereits große Bedenken angesichts der Pläne, da es ein zu großer Eingriff in die Landschaft würde und viele Tierarten darunter zu leiden hätten.

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