Kreisjugendring:Sozialpädagogen dringend gesucht

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Im Landkreis München leidet die Betreuungsarbeit unter Personalnot. Die hohen Lebenshaltungskosten schrecken viele ab.

Von Annette Jäger, Landkreis

Der Mangel an Sozialpädagogen im Landkreis München ist eklatant. An die 40 Stellen für Sozialpädagogen hat der Kreisjugendring München-Land (KJR), Träger vieler Kinderbetreuungsangebote im Landkreis München, derzeit ausgeschrieben. Im Februar trudelten jedoch erst fünf Bewerbungen ein, das sei ein "Negativrekord", sagt Stephan Schwarz, stellvertretender Leiter der regionalen Jugendarbeit beim KJR. Die Pandemie und die teuren Lebenshaltungskosten in München und der Region sind mit die Hauptgründe für den Mangel.

Der Personalmangel im sozialen Bereich sei seit Jahren deutlich spürbar, aber nun spitze sich die Situation zu, hat Petra Hierl-Schmitz, Leiterin der Sozialverwaltung in der Gemeinde Gräfelfing, beobachtet. Wenn es eine offene Stelle im Bereich der Kinderbetreuung gebe, bleibe nur die Hoffnung, dass sich jemand bewerbe. Gerade haben Gräfelfinger Gemeinderäte beschlossen, das Betreuungsangebot der Offenen Ganztagsschule am Kurt-Huber-Gymnasium dem KJR zu übertragen. Dieser legte das Betreuungskonzept in der jüngsten Sitzung dar, jedoch stets mit der Einschränkung versehen, "sofern wir welche finden" - gemeint waren Sozialpädagogen. Noch sei die Betreuung zu gewährleisten, sagt Schwarz. Im Moment seien die Schüler aber auch noch nicht vollzählig in den Klassen vertreten, viele müssten wegen Quarantänemaßnahmen zuhause bleiben. Doch wenn die Schulen wieder im Normalbetrieb laufen, wird es zu Engpässen kommen, befürchtet er. Den vielen freien Stellen stünden nun mal sehr wenige Bewerbungen gegenüber.

Der Pandemie hat den Mangel verschärft

Der Fachkräftemangel im Sozialbereich sei "ein großes Thema in und um München", sagt Franziska Fottner, Referentin für Personalgewinnung beim KJR. Er treffe auch andere Träger der Kinder- und Jugendarbeit. Die Pandemie habe den Mangel nochmal verschärft, der Wechselwille sei reduziert. Wer einen Job als Sozialpädagoge habe, der bleibe lieber in seinem sicheren Arbeitsverhältnis, sagt Fottner.

Hinzukommen die hohen Lebenshaltungskosten in und um München, die qualifiziertes Personal nicht gerade anlocken. Die meisten der rund 40 ausgeschriebenen Stellen seien Teilzeitstellen, sagt Schwarz. Der Verdienst reiche dann aber nicht aus, um ein Leben in und um München zu finanzieren. Der KJR versuche deshalb, Stellen zusammenzulegen, so dass eine Vollzeitbeschäftigung möglich werde. Auch werde den Beschäftigten die Ballungsraumzulage gewährt. Und dennoch reiche das Geld oft nicht aus, gerade wenn Mitarbeiter eine Familie gründen. Dann komme es zu Abwanderungen. "Viele ziehen nach Geburt des ersten oder zweiten Kindes nach Landshut, Augsburg oder sogar Ulm."

Im Herbst erhofft sich Stephan Schwarz Entspannung, dann kommen die neuen Hochschulabsolventen auf den Arbeitsmarkt. Doch langfristig könnte sich das Problem eher verschärfen. Nämlich dann, wenn der angekündigte Rechtsanspruch auf Schulnachmittagsbetreuung verankert wird, sagt Petra Hierl-Schmitz im Gräfelfinger Rathaus.

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