SZ-Serie: Fade Zeit:Eine Dosis Sonne

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Emil Salzeder zieht es in der Mittagspause mit dem Sohn und dem Hund von Freunden nach draußen. (Foto: Claus Schunk)

Emil Salzeder erholt sich in der dunklen Vorweihnachtszeit am Campeon-See und tankt dort Licht.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Im Dezember sind die Tage wieder verdammt kurz. Manchmal wird es gefühlt überhaupt nicht hell. Bis zur Wintersonnenwende ist es zwar nur noch eine Woche hin, doch bis der Mangel an Tageslicht, der bekanntlich oftmals Müdigkeit, Schlappheit und Antriebsarmut verstärkt, wieder durch viele Sonnenstunden ausgeglichen wird, dauert es noch. Emil Salzeder, Kommunikationsberater und Gemeinderat in Unterhaching, nimmt sich in der Adventszeit daher mittags eine doppelte Auszeit und tankt Licht, am liebsten auch Sonne.

Eigentlich würde Salzeder jetzt in einem großen Konferenzraum stehen, dort mit seinen Seminarteilnehmern von großen Firmen die richtige Ansprache bei verärgerten Kunden trainieren. Stattdessen läuft alles online und Salzeder sitzt wie sein Kurs zu Hause vor dem Bildschirm. "Für die Augen sind acht Stunden skypen mörderisch", sagt er. Daher hat er sich und seinen Teilnehmern eine lange Mittagspause verordnet. Ein rituelles Rezept zum Durchatmen, wie er das nennt. "Ich zelebriere mein Mittagspicknick am Campeon-See für die doppelt wirksame Dosis Tagelicht", sagt er.

Beim Joggen mit seiner Fraktionskollegin von den Unterhachinger Neos, Claudia Töpfer, hat er diesen Platz auf dem Infineon-Gelände zwischen Unterhaching und Neubiberg entdeckt. Auf der Ostseite der dort angelegten Seen stehen unterhalb der Bürogebäude Bänke direkt am Wasser. Eine große Steinplatte, mit der der Hang abgestützt wird, speichert die Wärme so gut, dass man selbst bei Minusgraden dort Brotzeit machen kann, ohne festzufrieren.

Zuerst hatte Salzeder diesen Platz mit einem Feierabendbier aufgesucht und festgestellt: Das ist genial! Einfach über den See blicken und mal eine Stunde lang nichts tun. Nur schauen. "Spirituelles Fastfood", nennt er das. Die Enten beobachten, den Augen den Blick in die Weite gönnen und sich über die einzige Möwe freuen, die immer wieder vorbei kommt. "Es ist fast wie Urlaub, ich würde sogar sagen, dieser Platz hat mediterranes Flair, zumindest in homöopathischen Dosen."

Wichtig sei bei seinem Mittagspicknick, zu dem er auch manchmal dem Sohn und dem Hund von Freunden mitnimmt, dass das Handy zu Hause bleibt. "Hundert Prozent Bildschirmpause" hat er sich für diese Zeit vorgenommen und rät das auch seinen Seminarteilnehmern. Außer der Tasche mit den Semmeln, dem Tee oder dem alkoholfreien Weißbier nimmt er manchmal höchstens noch ein Buch mit. Dann zieht er die Schuhe aus, macht es sich auf der Bank am See bequem und lässt das Licht wirken.

Die stade Zeit ist dieses Jahr eine fade Zeit. Mit dieser Serie versucht die SZ, jeden Tag wenigstens ein bisschen Licht in den Advent zu bringen.

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