Erneuerbare Energie:Photovoltaik lohnt sich wieder

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Wegen der gesunkenen Einspeisevergütung war die Produktion von Sonnenstrom zeitweise nicht attraktiv. Doch dank der günstigen Anschaffungskosten erleben Solardächer und Freiflächenanlagen eine Renaissance.

Von Bernhard Lohr, Unterhaching

Dieser Sommer hat schon viele Rekorde gebrochen. Und er macht nicht nur Eisverkäufer und Getränkehändler glücklich. Hauseigentümer mit eigenen Photovoltaikanlagen profitieren von den vielen Sonnentagen mit wolkenlosem Himmel. Doch auch wenn wieder einmal ein durchwachsener Sommer folgen sollte: Die Erwartungen trübt das nicht, was die Zukunft der Solarenergie gerade im Landkreis München angeht. Die sehen die lokale Politik und die Betreiber von Anlagen in rosigen Farben. Die Energieagentur Ebersberg-München stellt in dieser Woche ein Solarpotenzialkataster vor. Das zeigt, welches Dach sich für die Montage von Modulen eignet und welches nicht.

Wer sich vor 10 oder 15 Jahren für eine Photovoltaikanlage entschied, der musste nicht lange überlegen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantierte auf Jahre eine üppige Einspeisevergütung. Doch die wurde schrittweise gekappt. Die Zahl der installierten Module sank und die Zweifel wuchsen, ob es sinnvoll ist, auf diese Technik zu setzen. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Die Technik ist ausgereifter, die Preise für Module sind gesunken. Wer es dann schafft, einen gewissen Anteil des Stroms selbst zu verbrauchen, für den hat Energie-Fachberater Hans Urban eine Empfehlung parat: "Ich würde jedem raten, nicht nächste Woche zum Installateur zu gehen, sondern sofort."

Dabei schaut Urban nicht auf den Ausnahmesommer. Der ist für ihn höchstens Mahnung dafür, dass etwas gegen den Klimawandel getan werden muss. Christoph Nadler sieht das genauso. Er ist Sprecher der Bürgerenergie Unterhaching, einer Genossenschaft, die seit Jahren große Photovoltaikanlagen errichtet und als Bürgerbeteiligungsprojekte anbietet.

Nadler setzt sich als Grünen-Kreisrat für die Energiewende ein und er hat natürlich auch eine kleine Anlage auf sein Reihenhaus in Taufkirchen montiert, die dieser Tage "außergewöhnlich guten" Ertrag abwirft. Zwar war der Winter lang und im Februar der Himmel oft bedeckt. Dann legte die Produktion zu. Von April bis Juli lag sie gut 16 Prozent über dem vom Hersteller genannten Soll. Für Nadler ist das ein schöner Nebeneffekt des Supersommers. Mehr nicht.

Dass Photovoltaik wieder mehr Beachtung findet, hat mit anderen, harten Zahlen zu tun. Fachberater Urban rechnet überschlagsmäßig vor: Eine Leistung von einem Kilowatt/Peak (kWp) lässt 1000 Kilowattstunden (kWh) im Jahr erwarten. Für ein kWp werden sieben Quadratmeter Dachfläche benötigt. Auf ein Fünftel schätzt Urban die Kosten für eine Photovoltaikanlage im Vergleich zu vor 15 Jahren.

Für 7500 Euro lässt sich ihm zufolge ein Einfamilienhaus gut ausrüsten, womit die kWh für zehn Cent produziert werden kann. Auf dem Strommarkt zahlt der Verbraucher im Durchschnitt 30 Cent pro kWh. Nach Einschätzung von Urban kann es ein Haushalt gut schaffen, 30 Prozent des produzierten Stroms selbst zu verbrauchen und das private Solarprojekt zur rentablen Sache zu machen. Wer ein E-Mobil besitzt, kann günstig laden. Und was als Strom bleibt, kann eingespeist werden ins Netz, wenn auch aktuell nur für 12,6 Cent pro kWh bei Anlagen bis zu zehn kWp.

So ähnlich stellt sich die Rechnung auch für manch große Anlagen dar, die die Bürgerenergie Unterhaching angeht. Eine Ausnahme ist die Ende Mai mit einer Leistung von 749 kWp an der Lärmschutzwand der A 8 in Betrieb gegangene Solareinheit, deren Ertrag komplett ins Netz eingespeist wird. Doch sobald Schulen oder andere öffentliche Einrichtungen dranhängen, wird der Eigenverbrauch zur wichtigen Größe, wie bei der Anlage auf dem Dach der Realschule in Taufkirchen. Den Zuschlag für eine weitere hat die Bürgerenergie auf der Ferdinand-Leiß-Sporthalle in Ottobrunn.

Auf der neuen Grund- und Mittelschule in Taufkirchen, auf der Schule in Baierbrunn und auf dem Feuerwehrhaus in Siegertsbrunn werden Solarprojekte angepeilt. Christoph Nadler sieht die Photovoltaik auch im Kommen, weil die Politik auf die Technik setzt. Landrat Christoph Göbel (CSU) habe kürzlich auf dem Festival der Energieagentur ein entsprechendes Bekenntnis abgegeben, sagt Nadler. Als nächstes dürften Zug um Zug auf allen Zweckverbandsschulen im Landkreis Module installiert werden, sagt Nadler. Für die Photovoltaik sei, anders als für die Windkraft, im Landkreis die Akzeptanz gegeben.

Das Solarkataster der Energieagentur kann Hauseigentümern bei der ersten Orientierung helfen, wenn sie eine Investition in den Klimaschutz erwägen. Die von den Landkreisen betriebene Agentur steht zudem jedem mit Rat zur Seite. Im Herbst stellt die Gemeinde Unterhaching in Kooperation mit der Bürgerenergie ein Modell vor, das zeigt, dass auch Mieter profitieren können. So werden auf dem Dach eines Gemeindebaus Solarmodule installiert. Der günstig produzierte Strom wird den Mietern laut Nadler zum Verbrauch angeboten. Damit auch diese weniger dafür bezahlen, wenn die Waschmaschine läuft oder der Ventilator frischen Wind in die überhitzte Geschosswohnung bläst.

© SZ vom 20.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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