Energiewende:Klimaneutralität ist bis 2030 nicht zu schaffen

Lesezeit: 2 min

Selbst wenn die Freiflächen-Photovoltaik - hier eine bestehende Anlage in Unterhaching - massiv ausgebaut und drei bis vier Windräder errichtet würden, könnte die Gemeinde ihre Klímaziele einem Gutachten zufolge bis 2030 nicht erreichen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Unterhaching muss bei den selbst gesetzten Zielen zurückstecken: Selbst wenn alle beabsichtigten Maßnahmen umgesetzt würden, ließe sich der CO₂-Ausstoß bestenfalls um 77 Prozent senken.

Von Patrik Stäbler, Unterhaching

Die Gemeinde Unterhaching wird ihr Ziel einer Klimaneutralität bis 2030 nicht erreichen. Selbst wenn sämtliche bei der Klima-Werkstatt erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt würden, blieben am Ende noch Restemissionen, berichtete Manuel Heim, der im Rathaus den Bereich Klimaschutz verantwortet, dem Gemeinderat. Dies zeige die Analyse eines Gutachtenbüros, das den Maßnahmenkatalog zur Klimaneutralität 2030 untersucht hat. Dieser ermögliche bestenfalls eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen in Unterhaching um 77 Prozent - von 82 000 auf 19 000 Tonnen CO₂-Äquivalent. Dieses Ergebnis sei aber "kein Grund, den Kopf in Sand zu stecken", betonte Heim. "Wir kommen mit den Maßnahmen so nahe an die Klimaneutralität heran, wie es eben möglich ist."

Im Herbst 2021 hatte der Gemeinderat das Ziel der Klimaneutralität bis 2030 beschlossen. In der Folge erarbeitete eine Klima-Werkstatt unter Beteiligung von Vereinen, Initiativen, Unternehmen sowie mehr als 80 Bürgerinnen und Bürgern bei mehreren Workshops und Treffen circa 150 Maßnahmen und Projekte in Bereichen wie Mobilität, Wohnen und Gebäude, erneuerbare Energien sowie Umweltbildung und Konsum.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

All diese Vorschläge wurden anschließend von einem Gutachterbüro gesichtet, zusammengefasst und ergänzt. Das Ergebnis war ein Katalog mit 80 Maßnahmen, die zum Erreichen der Klimaneutralität beitragen. Überdies bewertete das Gutachterbüro alle Handlungsempfehlungen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, den Kosten und dem Personalaufwand, ehe sie abschließend priorisiert wurden.

Bei seinem Vortrag im Gemeinderat stellte Manuel Heim beispielhaft einige Maßnahmen aus dem Katalog vor. So sollen bis 2030 im Bereich Mobilität 51 Prozent aller angemeldeten Fahrzeuge einen Elektromotor haben und jeder Haushalt in der Gemeinde nur über ein Auto verfügen. Angestrebt sei zudem, dass bloß ein Fünftel aller Kurzstrecken bis vier Kilometer mit dem Auto zurückgelegt werden, während in der Hälfte der Fälle das Fahrrad und in 30 Prozent der öffentliche Nahverkehr genutzt wird. Im Weiteren soll der Strombedarf pro Haushalt in Unterhaching um 18 Prozent sinken und der Energieverbrauch in der Gemeinde ausschließlich durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Hierfür brauche es einen massiven Ausbau der Freiflächen-Photovoltaik sowie "drei bis vier Windräder", sagte Heim.

Die Ziele scheitern daran, dass die Mobilitätswende lange nicht angegangen wurde

All dies sind sehr ehrgeizige Ziele, und dennoch wäre die Umsetzung des kompletten Maßnahmenkatalogs nicht ausreichend, um die angestrebte Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen. Hauptgrund hierfür sei "die unvollständige Mobilitätswende, die auf Bundesebene lange nicht angegangen wurde", so Heim. Ohnehin müsse die Gemeinde bei der Umsetzung der Maßnahmen erst mal "auf Sicht fahren", schränkte er ein. Ursächlich hierfür sei der Personalmangel im Rathaus. "Die Verwaltung wird jetzt prüfen, welche der priorisierten Maßnahmen mit den aktuellen Personalkapazitäten umzusetzen sind."

Unabhängig davon betonte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD): "Damit unser Ansatz zur Klimaneutralität gelingt, müssen alle 26 000 Bürger in Unterhaching mitmachen." Viel Lob gab es für jene, die sich in der Klima-Werkstatt eingebracht hatten, von denen etliche zur Gemeinderatssitzung gekommen waren. Dass darunter vorwiegend ältere Menschen waren, veranlasste Korbinian Rausch (CSU) zu der Frage: "Wo sind die jüngeren Leute in Unterhaching? Sie protestieren bei Fridays for Future, doch wenn es konkret wird, sehe ich wenig von ihnen."

Unterdessen mahnte Armin Konetschny (Grüne), "dass das, was jetzt erarbeitet wurde, nicht in der Schublade verschwindet". Aus diesem Grund forderten seine Grünen, den Beschluss dahingehend zu ändern, dass die Maßnahmen dem Gemeinderat "schnellstmöglich" zur Entscheidung vorgelegt werden. Dies lehnte eine Mehrheit im Gremium jedoch ab, weshalb es bei der ursprünglichen Formulierung blieb, wonach die Maßnahmen "nach und nach" vorzulegen seien.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusHitze in der Region München
:"Wir Förster sind natürlich sehr beunruhigt"

So nass das Frühjahr auch war, die Dürre der vergangenen Wochen setzt den Wäldern um München massiv zu. Die Waldbrandgefahr steigt, die Grundwasserpegel sinken. Welche Folgen hat das für die Natur - und die Trinkwassersicherheit?

Von Bernhard Lohr

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: