Coronavirus im Landkreis München:Impfzentren werden zum Auslaufmodell

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Ende Oktober werden die Einrichtungen in Oberhaching, Unterschleißheim und Planegg heruntergefahren. Am Ende soll es nur einen zentralen Standort in Haar geben.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Der Landkreis München wird drei seiner vier Impfzentren schließen. Wie Landrat Christoph Göbel (CSU) der SZ am Dienstag bestätigte, sind der von den Johannitern betriebene Standort in Oberhaching sowie das vom Bayerischen Roten Kreuz unterhaltene Impfzentrum in Unterschleißheim und dessen Außenstelle in Planegg betroffen. Hintergrund ist einerseits die voranschreitende Impfkampagne sowie das vom Bayerischen Gesundheitsministerium aufgelegte Programm "Neuausrichtung Bayerische Impfstrategie", das eine deutliche Reduzierung der Finanzierung der Impfzentren durch den Freistaat zur Folge hat.

"Wir werden die drei Impfzentren nicht schon Mitte September, wie von der Staatsregierung gewünscht, schließen", sagte Göbel, sondern voraussichtlich erst Ende Oktober damit beginnen. "Das Herunterfahren der Impfzentren braucht Zeit." Aus dem Landratsamt heißt es, dass die Impfzentren von Ende Oktober an nur noch mit einer reduzierten Kapazität von zunächst 25 Prozent fortgeführt werden und der Betrieb dann allmählich auslaufen wird. Bestehen bleibt das landkreiseigene Impfzentrum in der Gemeinde Haar als "Basisstation". Dieses werde künftig aufgrund der "zentralen Lage" Hauptstandort für Immunisierungen im Landkreis, sagte Landrat Göbel. Zudem eigne sich die ehemalige Kaserne des Bundesnachrichtendienstes besonders, da sie sich im Besitz des Bundes befinde.

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Der Freistaat hat unlängst zwar zugesichert, den Weiterbetrieb der Impfzentren bis Ende April 2022 zu garantieren und auch die Kosten zu übernehmen - allerdings nur noch 25 Prozent des bisherigen finanziellen Aufwands. Dies entspricht 100 Impfungen auf 100 000 Einwohner am Tag, also etwa 350 im Landkreis München. Jedes der vier Impfzentren ist derzeit alleine aber schon auf 350 Impfungen am Tag ausgelegt - diese Kapazität sei derzeit nicht mehr erforderlich, so Göbel. Zudem könne bei steigender Nachfrage die Kapazität im Haarer Impfzentrum binnen kürzester Zeit auf etwa 2000 täglich hochgefahren werden - etwa wenn die Auffrischungsimpfungen ins Laufen kommen.

Statt der Impfzentren setzt der Landrat künftig vor allem auf mobile Impfteams, die vor allem in Alten- und Pflegeheimen zum Einsatz kommen sollen. Denn dort wird in den kommenden Wochen und Monaten der Schwerpunkt der sogenannten Booster-Impfungen liegen.

Allerdings mit Verzögerungen: Die dritte Impfung darf erst sechs Monate nach der zweiten Immunisierung erfolgen - und im Frühjahr waren Vakzine spärlich gesät; noch im Februar war die Lage derart unübersichtlich, dass im Landratsamt niemand exakt sagen konnte, wann wie viel Impfstoff im Landkreis eintreffen würde. Bisher sind (Stand: Dienstagvormittag) daher lediglich 187 Menschen im Landkreis ein drittes Mal geimpft worden. Ende dieser Woche aber sollen die Auffrischimpfungen in den Alten- und Pflegeheimen "planmäßig" starten.

Auch die Sonderaktionen mit dem Impfbus des Landkreises sollen fortgeführt werden. Bisher konnten dank der außerplanmäßigen Aktionen etwa an Schwimmbädern, auf Wochenmärkten oder bei Fußballspielen 1674 Menschen geimpft werden, davon waren 930 Erstimpfungen, 741 Vervollständigungen und sogar drei Auffrischungen. Die jeweiligen Sonder-Termine der kommenden Tage sind auf der Homepage des Landratsamtes (www.landkreis-muenchen.de) im Bereich "Impfen" einzusehen.

Mittlerweile wurden im Landkreis mehr als 436 000 Impfungen verabreicht. Aber diese Zahl hat nur bedingt Aussagekraft, denn sie lässt keinen Schluss darauf zu, wie viele Landkreisbürger tatsächlich geimpft sind, da die Wohnorte im Datenbestand des Robert-Koch-Instituts nicht erfasst werden - sondern lediglich der Ort der Impfung. In der vergangenen Woche seien in den Impfzentren des Landkreises täglich noch zwischen 800 und 900 Menschen geimpft worden, teilt das Landratsamt mit, gleichmäßig verteilt auf alle Standorte.

Landrat Göbel will derzeit weder von einem Impfturbo noch von Impfmüdigkeit sprechen. "Vielmehr stellen wir fest, dass eine große Zahl der Menschen im Landkreis bereits geimpft ist", sagt der Landrat. Die neue Strategie der 3G-Regel, die Geimpften, Genesenen und negativ Getesteten Zugang vor allem in Innenräume verschaffen soll, verteidigt der Landrat; es gehe dabei auch darum, weiterhin vulnerable Gruppen zu schützen, so Göbel. Dies gelte auch für die Regelung, dass Ungeimpfte ihre Corona-Tests künftig selbst bezahlen müssen. "Ich glaube schon, dass das der richtige Weg ist. Eine Impfung in diesem Land kostet nichts - und sie schützt", sagt der Landrat. "Wer sich nicht impfen lassen will, muss daher für den Test bezahlen."

© SZ vom 01.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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