Dass die junge Demokratie in der BRD zu einer Erfolgsgeschichte avancierte, ist nicht zu bestreiten, obgleich der Adenauer-Ära etwas Spießig-Biederes anhaftete. Es gibt freilich noch andere Gründe der Kritik: So ließ der erste Bundeskanzler der Nachkriegszeit den politischen Gegner ausspähen. In einer geheimen Operation spionierte die mit ehemaligen Nazis besetzte Organisation Gehlen und später der daraus hervorgegangene Bundesnachrichtendienst (BND) zwischen 1953 und 1962 mit Hilfe zweier Sozialdemokraten den SPD-Parteivorstand aus und versorgte den CDU-Politiker Konrad Adenauer mit den wichtigsten Interna aus der Oppositionsführung.
In der Gemeinde, in der der BND lange seinen Hauptsitz hatte, lädt nun das Geschichtsforum Pullach zu einer Veranstaltung ein, die sich mit dieser Thematik unter der Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse befasst. Klaus-Dietmar Henke, Sprecher der Historikerkommission, die von 2011 bis 2022 die frühe Geschichte des BND erforscht hat, und Autor des gerade erschienenen Buches "Adenauers Watergate. Die Geheimoperation des BND gegen die SPD-Spitze", ist zu Gast, erläutert und analysiert das durchaus erstaunliche Phänomen, dass der Auslandsgeheimdienst wesentliche Kräfte für die Inlandsspionage aufwandte.
Anschließend gibt es eine Gesprächsrunde, moderiert von Ulrich Chaussy, der als investigativer Journalist vor allem durch seine intensiven Recherchen zum Oktoberfest-Attentat 1980 bekannt wurde. "Im immer ereignisreichen Herbst steht nun ein weiterer Vortragsabend und sicher ein Highlight an", wirbt Angelika Bahl-Benker vom Pullacher Geschichtsforum für die Veranstaltung am Mittwoch, 15. November. Sie beginnt um 20 Uhr, der Eintritt ist frei.