Baierbrunn:Endspiel um die Schulwiese

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Kühe dösen auf der Wiese gegenüber der Grundschule. (Foto: Claus Schunk)

Vor dem Bürgerentscheid am 8. Oktober bringen sich Befürworter und Gegner einer Bebauung im Landschaftsschutzgebiet in Stellung. Für Irritationen sorgt ein Herbstfest des Bundes Naturschutz auf dem Schulgelände.

Von Udo Watter, Baierbrunn

Während auf der Theresienwiese in München dieser Tage der Bär steppt, grasen auf der Schulwiese am Baierbrunner Isarhochufer normalerweise die Kühe. Das friedliche Bild, das sie auf dem Areal östlich der Hermann-Roth-Straße abgeben, täuscht freilich insofern, als der Konflikt um dessen zukünftigen baurechtlichen Status durchaus explosiven Charakter hat. Am 8. Oktober, dem Tag der Landtagswahl, wird in der Gemeinde zugleich ein Bürgerentscheid stattfinden: Dabei geht es in dem von der Initiative "Perspektive Baierbrunn" forcierten Bürgerbegehren darum, die Umwidmung der bisher als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen Fläche in Bauland, also jegliche Bebauung auf dem dem Isarhangwald vorgelagerten Bereich, zu verhindern. Das konkurrierende Ratsbegehren wirbt dafür, die Schulwiese für die Grundschule und die Schulkinder nachhaltig als Gemeindefläche zu sichern - dafür sollen einzeilig Baugrundstücke für sechs Häuser entlang der Hermann-Roth-Straße ausgewiesen werden, die restliche Fläche bleibt im Landschaftsschutzgebiet.

Diskussionen über die Zulässigkeit der Fragestellungen, unterschiedliche Sichtweisen in puncto Ökologie, Nachhaltigkeit oder Eigentümeranliegen, zudem die Unzulässigkeit des ursprünglichen beschleunigten Bauleitplanverfahrens durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das eine Umweltprüfung für solche Fälle einforderte - die Antagonisten haben in den vergangenen Monaten einiges hinnehmen müssen, aber auch mit vielen taktischen Manövern zu punkten versucht. Jetzt formiert man sich zum Endspurt im Kampf um die Stimmungshoheit.

Bei einer Podiumsdiskussion treffen beide Seiten aufeinander

Umfänglich informieren können sich die Bürger nun in einer Sonderausgabe des Amtsblatts Gemeinde Aktuell, die sich ausschließlich mit dem bevorstehenden Bürgerentscheid beschäftigt und an diesem Freitag erscheint. Auf vier Seiten erläutert die Gemeinde ihre Argumente und Fakten für das Ratsbegehren und auf vier weiteren Seiten trägt die Bürgerinitiative ihre Begründungen und Argumente vor. Zudem wird es, angestoßen von der Bürgerinitiative, am Freitag, 29. September, eine Podiumsdiskussion im Sport- und Bürgerzentrum geben, Beginn ist um 19 Uhr. Während die Initiative "Perspektive Baierbrunn" schon länger auf ihrer Homepage Werbung für ihr Anliegen macht (https://perspektive-baierbrunn.de), haben sich nun auch die Eigentümer, die östlich der Hermann-Roth-Straße bauen wollen, entschlossen, ihre Position mittels einer Website darzustellen (www.schulwiesebaierbrunn.de).

"Wir kommen jetzt in die heiße Wahlkampfphase", konstatiert Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG), der sich bei der von seinem Vorgänger Wolfgang Jirschik moderierten Podiumsdiskussion für das Ratsbegehren einsetzen wird. Das Bürgerbegehren argumentativ vertreten werden wohl Jan Biener ("Perspektive Baierbrunn") und Stefan Zenz, Ortsvorsitzender des Bundes Naturschutz. Der BN hat zudem für Samstag, 30. September, ein Herbstfest geplant, auf dem Gelände der Grundschule. Ott zeigt sich indes irritiert ob dieses Vorhabens, weil mutmaßlich die Bürgerinitiative mit beteiligt ist - und er die Veranstaltung daher als politische ansieht, welche auf dem Schulgelände eigentlich nichts verloren habe. "Ich finde es bedauerlich, warum für eine politische Veranstaltung der Deckmantel eines Herbstfestes bei der Beantragung gewählt wurde", sagt er. "Wir haben die Veranstaltung bereits Anfang August bei der Gemeinde als Gemeinschaftsveranstaltung angekündigt", erklärt hingegen Zenz. "Nun hat uns die Schulleitung darauf aufmerksam gemacht, dass auf dem Gelände der Schule keine politische Werbung stattfinden darf. Wir haben dafür volles Verständnis und haben das inhaltliche Konzept umgehend angepasst", betont Zenz. Er könne nicht nachvollziehen, warum wegen "eines angeblichen Formfehlers so viel Wind gemacht wird."

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