Baierbrunn:Klatsche fürs Rathaus

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Das Areal an der sogenannte Schulwiese darf nicht bebaut werden, das haben die Baierbrunner am Sonntag in einem Bürgerentscheid entschieden. (Foto: Claus Schunk)

Beim Bürgerentscheid über eine teilweise Bebauung der Schulwiese setzt sich die Bürgerinitiative für den Erhalt des Isarhochufers als Landschaftsschutzgebiet durch.

Von Udo Watter, Baierbrunn

Das klare Ergebnis, dass sich der Baierbrunner Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG) gewünscht hatte, ist es geworden, aber nicht in seinem Sinne: Beim Bürgerentscheid zur Zukunft der sogenannten Schulwiese hat eine deutliche Mehrheit das von der Initiative "Perspektive Baierbrunn" initiierte Bürgerbegehren unterstützt und dem Ratsbegehren eine Abfuhr erteilt. Das bedeutet, dass das betroffene Areal am Isarhochufer als Landschaftsschutzgebiet erhalten bleibt und auch künftig dort keine Flächen in Baugebiet umgewandelt werden.

Nach vorläufigem Ergebnis haben am Sonntag 75,3 Prozent die Frage "Sind Sie dafür, das Verfahren zur Aufstellung des im Landschaftsschutzgebiet vorgesehenen Bebauungsplans Nr. 59/22 'Östlich der Hermann-Roth-Straße, Schulwiese' einzustellen?" mit "Ja" angekreuzt. Das vom Gemeinderat auf den Weg gebrachte Ratsbegehren, welches die Planung beinhaltete, Baurecht auf einem Teil der Fläche zu ermöglichen und dafür die "Schulwiese" als Gemeinbedarfsfläche zu erwerben, wurde von knapp 63 Prozent der Baierbrunner Bürgerinnen und Bürger abgelehnt. Nur knapp über 37 Prozent stimmten dafür, dass die Gemeinde das Bebauungsplanverfahren mit den entsprechenden Vorgaben fortführen solle.

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"Das ist eine ordentliche Klatsche", gab Ott am Montag zu. "Ich verliere nicht gerne, aber was immerhin gut ist: Wir haben jetzt ein klares Ergebnis bei hoher Wahlbeteiligung." Die betrug knapp 74 Prozent. Die Bürger waren überdies noch aufgefordert, ein drittes Mal zu der Causa "Schulwiese" quasi präventiv abzustimmen: Wären die beiden, auf dem Bürger- respektive Ratsbegehren gründenden Fragen, in einer miteinander nicht zu vereinbarenden Weise jeweils mehrheitlich mit Ja beantwortet worden, hätte dennoch nur eine Möglichkeit Geltung bekommen: Hier fiel die Entscheidung mit 67,7 zu 32,3 Prozent ebenfalls eindeutig zu Gunsten des Bürgerbegehrens aus.

Das Ergebnis überrascht in seiner Deutlichkeit

In seiner Deutlichkeit ist das Resultat überraschend. Nicht nur für Ott, der sich vor dem Wahlsonntag noch recht optimistisch gezeigt hatte, sondern auch für die Gewinner. "Wir sind sehr erleichtert", sagt Jan Biener, Mitgründer der Bürgerinitiative. "Wir haben auf dieses Ergebnis gehofft, aber nicht damit gerechnet." Er sei froh, dass der Bürgerentscheid mit der Landtagswahl gekoppelt worden ist und daher auch die Wahlbeteiligung hoch war. Vielen Menschen sei es wichtig gewesen, ihre Stimme "für den Erhalt des Ortsbildes" abzugeben. Darüber freute sich auch der ebenfalls vom Ausmaß der Unterstützung überraschte Stefan Zenz, Ortsvorsitzender des Bundes Naturschutz. "Ich bin stolz auf die Bürger Baierbrunns, dass sie so ein eindeutiges Zeichen gegen den Flächenfraß und für den Naturschutz gesetzt haben."

Womöglich hat das Resultat auch mit dem in manchen Teilen der Bürgerschaft als intransparent und überfallartig empfundene Vorgehen Otts - etwa eine kurzfristig einberufene Sondersitzung des Gemeinderats - eine Rolle gespielt. Der Baierbrunner Rathauschef, der sich gern als Macher sieht, hat damit Kritik provoziert. Schadenfreude sei jetzt aber nicht angebracht, erklärt Zenz. Es gelte vielmehr, daran mitzuwirken "eine gute Lösung für die Schule hinzukriegen". Die Unterstützer des Bürgerbegehrens wüssten ja auch um die Notwendigkeiten im Zusammenhang mit Neubau und Erweiterung der Grundschule. "Aber wir zeigen eben andere Lösungen auf."

Wie es jetzt mit der Schulplanung weiter geht, wird sich weisen - gewisse Visionen, die etwa eine Komprimierung der Bauphasen betrafen, haben sich erübrigt. Die Gemeinde wird nach dem "Nein" für die Pläne des Rathauses das momentan gepachtete Gelände der "Schulwiese" von den privaten Eigentümern nun nicht erwerben. Deren Träume, sich ein Haus am idyllischen Isarhochufer östlich der Hermann-Roth-Straße zu bauen, haben sich zerschlagen. So enttäuscht sie auch sein dürften, das klare Ergebnis zu verdauen ist längerfristig wahrscheinlich leichter als eine knappe Niederlage.

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