Mitten in Brunnthal:Am Kühlregal wartet die KI

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Im Supermarkt weist neuerdings ein Roboter überforderten Kunden den Weg durch das Warenangebot. Blöd nur, wenn sich das rollende Helferlein langweilt.

Kolumne von Iris Hilberth, Brunnthal

Es gehört zu den fiesen Tricks der Supermarktbetreiber, dass sie gelegentlich die Regale umräumen. Dort, wo vorher das Brot war, steht plötzlich das Waschmittel. Die Wurst kommt jetzt vor dem Joghurt und die Hefe ist gar nicht mehr zu finden. Es ist anzunehmen, dass die Kunden damit nicht absichtlich verärgert werden sollen. Wozu auch? Vermutlich haben irgendwelche Psychologen herausgefunden, dass man auf diese Weise Leute animiert, noch mehr zu kaufen, als sie wollen, weil entweder die neue Reihenfolge der Waren im Laden zu mehr Lustkäufen führt oder weil man schlichtweg durch den Laden irrt, um etwas zu suchen, und dabei tolle neue Dinge in den Regalen entdeckt, an denen man früher achtlos vorbeigerannt ist.

Das Problem der stressigen Fahndung nach dem Lieblingsmüsli und den Aufbacksemmeln hat ein Vollsortimenter im Brunnthaler Gewerbegebiet jetzt auf sehr praktische Weise gelöst: Man kann einfach fragen. Dazu musste der Betreiber nicht einmal mehr Personal einsetzen, denn das gibt es ja bekanntlich nicht. Er überlässt die Betreuung seiner orientierungslosen Kundschaft einer Künstlichen Intelligenz.

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"Wir fragen einfach den Roboter", sagt an diesem Samstagmorgen ein Mädchen, das mit seinem Vater etwas ratlos zwischen den Regalen unterwegs ist. Tatsächlich kann man auf dem großen Display der etwa hüfthohen fahrenden Tonne eingeben, was man sucht - und schon rollt sie los. Gang rechts, Gang links, noch mal links - bis zum gewünschten Produkt aus dem Angebotskatalog.

Allerdings gibt es offenbar noch genügend Kunden, die ganz gut alleine zurechtkommen. Was macht ein Roboter, der nichts zu tun hat und sich langweilt? In etwa das Gleiche, wie Ehemänner, die zum Einkaufen mitkommen: einfach mal durch die Gänge bummeln - äh rollen. So trifft man an fast jeder Ecke auf gelangweilte Frührentner und eben den arbeitslosen Roboter. Neben dem Kühlregal - man überlegt gerade, wie viel Milch man braucht - ertönt plötzlich eine Stimme: "Bitte gehen Sie zur Seite. Ich komme nicht durch." Große Kulleraugen schauen einen vom Bildschirm an und vorbei schiebt sich das Gerät, beladen mit einer großen Menge Flaschen mit Sojasoße. Wo es damit hinwill, sagt es nicht. Vielleicht hat ein gelangweilter Kunde den Roboter ja damit beauftragt. Übrigens: Laut Hersteller kann der sogar Geburtstagslieder singen.

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