Tierhotel in Brunnthal und Oberhaching:Urlaubsquartier für Hund und Katz

Tierheim Unterschleißheim am 10.10.2018.

Diese Katze hat Unterschlupf im Unterschleißheimer Tierheim gefunden. Andere werden während der Ferien in Pensionen gebracht.

(Foto: Jan Staiger)

Zum Glück für Frauchen und Herrchen gibt es für ihre Lieblinge Pensionen. Diese sind während der Ferien komplett ausgebucht. Aber auch das Unterschleißheimer Tierheim berichtet davon, dass in dieser Zeit die Leute mehr Tiere abgeben möchten

Von Christina Hertel, Landkreis

"Ein Frühstück ohne Katzenhaare ist nicht komplett" - diese Postkarte hänge bei ihm in der Küche, erzählt Manfred Gröh am Telefon. Mit Tierhaaren darf der 56-Jährige tatsächlich auch außerhalb der Müslischüssel kein Problem haben: Gemeinsam mit seiner Frau Gabriele betreibt er in Brunnthal das Katzen-Hotel "Felidae Inn". Zehn Tiere kann er in dem Souterrain der Doppelhaushälfte beherbergen. Als seine Tochter dort vor acht Jahren auszog, baute er in das alte Kinderzimmer Kratzbäume, Höhlen und Körbchen. Am Anfang hätten sie noch Werbung auf ihre Autos geklebt, sagt Gröh. Inzwischen sei das gar nicht mehr notwendig - und während der Sommerferien erst recht nicht. Wenn man ihn fragt, wie viele Plätze er noch frei hat, fragt Gröh zurück: "Welche Sommerferien meinen Sie denn? 2020 ist schon halb voll."

Auch die Hundepension Palm Kufner bei Ödenpullach ist die ganzen Sommerferien ausgebucht - seit sechs bis acht Wochen schon, obwohl dort alles etwas größere Maßstäbe hat als im Brunnthaler Katzenhotel: 60 Hunde haben dort Platz, eine Tierarzthelferin, eine Auszubildende, Tochter, Vater und Mutter arbeiten mit. Bereits 1937 beherbergte die Großmutter die ersten Hunde auf dem Hof, der abgeschieden im Wald liegt, die nächste S-Bahn ist zu Fuß fast eine Stunde weit weg. Der Großvater hatte dort eine der ersten Pferdekliniken Bayerns, die Großmutter wollte sich ein paar Mark dazu verdienen. Später baute ihr Enkel Phillip Kufner die Hundepension immer weiter aus. Die meisten Kunden geben ihre Hunde während der Sommerferien ein bis zwei Wochen ab, sagt seine Tochter Ursula Kufner. Um die 20 Tiere bleiben die ganzen Ferien über. Das sind vor allem Hunde von ausländischen Fachkräften aus Australien oder den USA, die während des Sommers in die Heimat reisen. Dort sei es üblicher als in Deutschland, seine Haustiere abzugeben, wenn man selbst Urlaub machen möchte. Und wenn das Tier an eine Pension gewöhnt sei, sei es für alle stressfreier. Deshalb nehmen die Kufners zumindest während der Sommerferien nur Tiere auf, die schon einmal eine Nacht dort geschlafen haben. Doch ohnehin seien fast 90 Prozent der Hunde regelmäßig bei ihnen Gast, sagt Kufner. Und das sei im Brunnthaler Katzenhotel nicht anders, sagt Manfred Gröh.

Für ihn und seine Frau ist das Katzenhotel ein Nebenerwerb. Im Supermarkt an der Kasse würden sie wahrscheinlich mehr verdienen, meint er. Elf Euro kostet ein Tag dort. Doch die Arbeit lasse sich gut mit ihren eigentlichen Berufen vereinbaren. Er arbeitet als Marktforscher fast ausschließlich im Homeoffice. Sie ist Krankenschwester. "Praktisch, wenn mal ein Tier etwas hat", meint Gröh, und das komme immer häufiger vor: Zucker, Übergewicht, Leberschäden. Unter diesen Krankheiten würden immer mehr Katzen leiden - auch deshalb, weil die Besitzer zwar meistens teures Futter kaufen, aber nicht so sehr darauf achten, was es tatsächlich enthält. Auch bei Hunden spiele das Geld immer weniger eine Rolle, beobachtet Ursula Kufner. Immer häufiger würden die Besitzer nicht nur den Grundtarif, der zwischen 16 und 22 Euro kostet, buchen, sondern auch Extras - wie Gassigehen und Baden. Einen weiteren Trend, den Kufner und Gröh mitbekommen: Viele Tierhalter suchen nicht nur für einen längeren Urlaub einen Ort, wo ihre Hunde und Katzen aufgehoben sind, sondern auch immer öfter für ein verlängertes Wochenende.

Mit all jenen Tieren, um die sich während der Ferien niemand kümmern möchte, hat Christine Förster vom Unterschleißheimer Tierheim zu tun. Während der Ferienzeit fährt sie immer mal wieder zu Rastplätzen und schaut, ob dort jemand ein Tier ausgesetzt hat. Diese Ferien habe dort noch niemand sein Haustier zurückgelassen. Doch dass viele Menschen nicht wissen, was sie mit ihren Tieren tun sollen, wenn sie selbst in den Urlaub fahren möchten, spürt Förster deutlich. Momentan bekomme sie doppelt so viele Anfragen wie sonst von Leuten, die ein Tier abgeben möchten. Alle kann Förster gar nicht aufnehmen. Zurzeit gibt es eine Warteliste, auf der sechs Tiere stehen. Normalerweise seien in dem Heim um die 20 Tiere untergebracht. Gerade sind darunter viele Katzenbabys in einer schlechten Verfassung - "mit Katzenschnupfen und ganz zugeschwollenen Augen", sagt Förster.

Dass so viele Babys bei ihr landen, liegt aus ihrer Sicht daran, dass es in Bayern keine Pflicht gibt, Katzen zu kastrieren. Förster betreibt das Tierheim ehrenamtlich und schaut dort jeden Tag vorbei - so wie viele der 25 weitere aktiven Mitglieder des Vereins. Einige Katzen mit einer Behinderung, die blind oder sehr wacklig auf den Beinen sind, und für die sich nie ein neuer Besitzer finden ließ, nahm Förster selbst auf. Zeit in den Urlaub zu fahren, habe sie nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: