Gastronomie:Im Wolf-Ferrari-Haus bleibt die Küche kalt

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Viele Ottobrunner sind unzufrieden mit dem Service und den ständigen Schließungen der Gaststätte "Ayinger" am Rathausplatz. Derzeit verhandelt die Brauerei mit den Wirtsleuten über eine Verlängerung des Pachtvertrags.

Von Stefan Galler, Ottobrunn

Im Wirtshaus "Ayinger" im Wolf-Ferrari-Haus in Ottobrunn herrscht derzeit wieder einmal gähnende Leere. Die geräumige Gaststätte hat geschlossen, und das noch bis zum 25. Januar, wie es auf der Homepage des Lokals heißt - "Betriebsurlaub". Doch womöglich könnte die Pause des repräsentativen Restaurants mit großem Biergarten und fünf Kegelbahnen im Keller noch länger dauern: Wie im Ort zu hören ist, bahnt sich ein Wechsel an, was die Wirtsleute angeht. Die Brauerei, die das Gebäude von der Gemeinde gepachtet hat, könnte demnach den Vertrag mit dem Ehepaar Markus und Melanie Grenzdörffer nicht verlängern. Die beiden führen das Lokal seit 2013, davor war er Betriebsleiter im "Seehaus" im Englischen Garten gewesen und anschließend Chef im "Gut Keferloh".

Corona setzt der Gastronomie zu: Sogar der Brauereigasthof in Aying macht bis 8. Februar zu

Der Direktor der Ayinger Brauerei gibt sich auf Nachfrage gelassen: "Derzeit laufen die Verhandlungen mit dem Unterpächter, diese sind absolut ergebnisoffen", sagt Helmut Erdmann. Eine Vertragsverlängerung sei ebenso möglich wie eine Kündigung von Seiten des Wirts. "Gerade in der aktuellen Situation tun wir uns als Brauerei nicht leicht, einen Nachfolger zu finden." Wegen Corona müsse man Verständnis aufbringen, wenn ein Wirt seinen Betrieb nicht ohne Pausen am Laufen halten könne, wie das eben in Ottobrunn der Fall sei. Sogar der Brauereigasthof in Aying sperre nun wegen der zurückgehenden Besucherzahlen seit Einführung der 2-G-Regel und der fehlenden Planungssicherheit mit sofortiger Wirkung bis zum 8. Februar komplett zu.

In Ottobrunn war die Unzufriedenheit mit der früher unter dem Namen "Ratsstuben" firmierenden Gaststätte jedoch schon vor Corona aufgekommen. In letzter Zeit aber verstärkte sich der Unmut in der Bevölkerung, weil die am Rathausplatz und damit in sehr exponierter Lage beheimatete Gaststätte streckenweise nur noch sporadisch geöffnet hatte. Im Herbst etwa gab es über Allerheiligen hinaus Betriebsurlaub bis zum 9. November, anschließend hatte das Restaurant montags und dienstags komplett geschlossen und an den übrigen Werktagen nur von 17 bis 22 Uhr geöffnet, obwohl zu diesem Zeitpunkt keine Sperrstunde galt. Lediglich am Samstag war längere Zeit offen (11 bis 22 Uhr), sonntags setzte man vor allem auf den Brunch und sperrte zwischen 11 und 17 Uhr auf.

Dass sie ihr zentrales Wirtshaus immer seltener betreten können, ärgert viele Ottobrunner, dieses Missfallen beschäftigt schließlich auch die Kommunalpolitiker. Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) bestätigt, dass es im Gemeinderat zuletzt in nichtöffentlicher Debatte auch um das Ayinger und dessen Zukunft ging. "Ich werde mich aber über den Inhalt der Diskussion nicht äußern", sagt Loderer, der lediglich darüber informiert, dass die Gemeinde den Pachtvertrag mit der Brauerei Aying zuletzt verlängert habe. "Aber welcher Wirt das Haus führt, ist wiederum Sache der Brauerei", so Loderer.

Diese spielt den Ball ins Feld der Lokalpolitiker zurück: "Wenn eine Gemeinde mit dem Pächter ihres Bürgerhauses nicht mehr auskommt, dann muss man eine einvernehmliche Lösung finden", sagt Direktor Erdmann. Der versichert, dass man als Brauerei mit der Führung des Betriebs im Wolf-Ferrari-Haus "nicht unzufrieden" sei. Dennoch übt er zumindest zwischen den Zeilen Kritik an Wirt Grenzdörffer: "Bei dem großen Platz, der dort zur Verfügung steht, hätte man mit entsprechenden Abstandsregeln ein noch besseres Konzept entwickeln können, das von der Bevölkerung bestimmt gut angenommen worden wäre."

Die Kritik am Personal und der Qualität der Speisen ist teilweise heftig

Vermutlich waren die ständigen Schließungen der Gaststätte in den vergangenen Monaten auch der schwierigen Personallage geschuldet, schon im Sommer hatte Grenzdörffer erklärt, dass seine Innengastronomie zu diesem Zeitpunkt brachgelegen habe, weil er nach dem Lockdown kaum Mitarbeiter verpflichten konnte. Dass er im Gegensatz zu früheren Fußball-Großereignissen bei der Europameisterschaft 2021 kein Public Viewing im Biergarten anbot, erklärte er mit den enormen Investitionen, die sich schon bei der WM 2018 nicht gerechnet hätten.

Nicht nur wegen solcher Entscheidungen war das Ayinger in den vergangenen Jahren bei den Ottobrunnern stets sehr umstritten. Zu hohe Preise, unfreundlicher Service und allenfalls mäßige Speisen würde es dort geben, sagen Kritiker. Mancher Gast berichtet von fehlender Aufmerksamkeit der Kellner und langen Wartezeiten. Auf dem Internet-Bewertungsportal tripadvisor.de sind die jüngsten Bewertungen zwar schon über ein Jahr alt, neben positivem Feedback gibt es hier aber zahlreiche Unmutsbekundungen: "Alle Speisen, die ich getestet hatte (ich war mehrfach dort), waren leider eine Katastrophe", schreibt ein Nutzer.

Die Wirtsleute waren über die Telefonnummer des Ayinger am Dienstag nicht erreichbar, es lief lediglich ein Band mit folgender Ansage: "Wir sind bis 25. Januar im Betriebsurlaub. Danach freuen wir uns, Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen."

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