Theater:Mord, Rache und der lange Schatten der Politik

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Anna Schäfer spielt die Hauptrolle in der Theaterversion von "Aus dem Nichts". (Foto: Bernd Brundert)

In Taufkirchen ist die preisgekrönte Bühnenfassung von Fatih Akins Film "Aus dem Nichts" zu sehen.

Von Udo Watter, Taufkirchen

Wer Diane Kruger im Hollywood-Epos "Troja" als Helena 2004 auf der Leinwand kennen gelernt hat, wird von ihren schauspielerischen Fähigkeiten nicht gerade umgehauen worden sein. In der Rolle der schönsten Frau der Antike blieb die als Diane Heidkrüger geborene Deutsche, die auch einige Jahre als Model gearbeitet hatte, eher dekoratives Beiwerk. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Kruger aber zur ernstzunehmenden Darstellerin und die bisherige Krönung war ihr Porträt der Protagonistin Katja in dem Fatih-Akin-Film "Aus dem Nichts" (2017) - unter anderem erhielt sie dafür den Prix d'interprétation féminine bei den 70. Filmfestspielen in Cannes.

In der Theaterfassung des von den Terror-Morden des NSU inspirierten Films, die am Samstag, 30. April, in Taufkirchen zu sehen ist, spielt Anna Schäfer die Hauptrolle. Auch sie wurde von der Kritik für ihre starke Leistung gelobt, überhaupt hat die von Autor Miraz Bezar adaptierte Bühnenfassung viel positive Resonanz erfahren: Unter anderem wurde sie mit dem Inthega-Preis 2020 ausgezeichnet (Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen).

Im Unterschied zu dem sich auf das persönliche Verlust- und Rachemotiv fokussierenden Film, der 2018 als bester fremdsprachiger Film bei den Golden Globes ausgezeichnet wurde, konzentriert sich das Theaterstück noch mehr auf die politischen Hintergründe. So unterscheidet sich auch das Ende auf der Bühne von dem des Films, in dem Katja - verzweifelt ob der ausbleibenden Aufklärung des Mordanschlags auf ihren (kurdischen) Mann und Sohn - Selbstjustiz übt. In der Laudatio zum Inthega-Preis heißt es: "Die Fragen nach der Rechtsstaatlichkeit unseres Rechtsstaates, nach den sich über geltendes Recht hinwegsetzenden Ermittlungspraktiken der Nachrichtendienste und ihre politische Unantastbarkeit gegenüber dem Parlament machen die politische Dimension und den gesellschaftlichen Skandal der Vorgänge deutlich." Die Vorstellung von "Aus dem Nichts" im Kultur-und-Kongresszentrum Taufkirchen beginnt am Samstag, 30. April, um 20 Uhr. Karten gibt es über https://kulturzentrum-taufkirchen.de respektive München-Ticket.

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