Am Fluss:Uferlose Verschmutzung

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Entlang der Isar türmt sich der Müll der Schlauchbootfahrer. Besonders schlimm ist es an den Ausbootstellen. Kommunalpolitiker und Naturschützer fordern mehr Rücksicht.

Von Udo Watter, Baierbrunn

Das Isartal südlich der Stadt ist ein landschaftliches Juwel und eine Bootstour von Wolfratshausen nach Thalkirchen gehört zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen im Münchner Raum. Wenn man freilich in diesem Sommer gewisses Uferstellen betrachtet, könnte man mit Rilke sagen: Das Schöne ist des Schrecklichen Anfang. Mancherorts sieht es aus wie auf einer Müllkippe und besonders schlimm ist die Situation am Baierbrunner Wehr.

Tiere und Wind verteilen den Abfall der Menschen noch

Die Tatsache, dass hier die Paddler und Freizeitkapitäne ihre Schlauchboote über Land schleppen müssen, um das Wehr mit dem Wasserkraftwerk zu umgehen, verführt offenbar viele dazu, ungeniert ihren Abfall zu entsorgen. "Bei den für Flusswanderer eigens eingerichteten Ausbootstellen sind regelrechte Müllberge entstanden, die jedes Wochenende aufs Neue angehäuft werden", erklärt Theodoros Reumschüssel, Pressesprecher des örtlichen Betreibers Uniper Kraftwerke. "Dort finden sich Leergut ohne Ende - teils in Scherben, aber auch die Reste des Billigschlauchboots, das schon beim ersten Kontakt mit der Uferböschung undicht wurde, genauso wie Sonnenschirme, Klappstühle, Einweggrills sowie Reste von Grillfleisch."

Da auch noch Tiere und Wind den Abfall "großflächig verfrachteten", werde der Aufwand, die betreffenden Bereiche müllfrei zu halten, immer größer, klagt Reumschüssel. Johannes Durner, Leiter der Kraftwerksgruppe Isar, betont zwar, man habe Verständnis für den Wunsch, die Isar hinunter zu fahren und richte auch entsprechende Ausbootstellen, Passagen und Einbootstellen Jahr für Jahr wieder her - aber er unterstreicht: "Jeder, der sich in der Natur bewegt, sollte das rücksichtsvoll tun."

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Wolfgang Jirschik, Bürgermeister der Gemeinde Baierbrunn, ist bestürzt ob der zunehmenden Schamlosigkeit: "Das Sauberhalten dieser Stellen ist nicht mehr leistbar", konstatiert er. "Die Leute laden sich die Boote immer voller und entledigen sich der Fracht immer rücksichtsloser. Jeder, der eine Bootsfahrt vorhat, sollte sich fragen, ob es den Kasten Bier und den Einweggrill tatsächlich braucht, oder ob nicht ein Picknickkorb oder Brotzeitbeutel ausreichend sind." Für Jirschik, der selbst aktives Mitglied im Bund Naturschutz ist und Interessierte gerne auf naturkundlichen Streifzügen durchs Isartal führt, weiß um die Fragilität des empfindlichen Ökosystem: "In jedem Fall sollte gelten, dass alles, was in die Natur getragen wird, auch wieder mitgenommen und anständig entsorgt wird."

© SZ vom 27.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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