Kolumne "Kreis und quer":Geschenkt!

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Von Brotdosen, Schneemännern und Kilometersäulen: Was Abschiedspräsente über die Beschenkten aussagen.

Kolumne von Iris Hilberth, Unterhaching

Als Angela Merkel aus dem Amt schied, überreichten ihr Weggefährten allerlei Abschiedsgeschenke. Von Wanderstöcken war zu lesen und einer Brotdose, von einem Bäumchen mit dem Namen "Carpe Diem", immerhin angeblich ein "Gartengehölz der Premiumklasse". Als sie drei Jahre zuvor den CDU-Vorsitz aufgab, hatten Parteifreunde ihr bereits einen Taktstock von Kent Nagano ausgehändigt, mit dem dieser am Rande des G-20-Gipfels in Hamburg 2017 Beethovens 9. Symphonie dirigierte.

Man weiß nicht, ob Merkel sich über diese sehr speziellen Aufmerksamkeiten gefreut hat oder ob sie doch lieber einfach nur gerne eine Flasche Wein bekommen hätte. Aber auch die ehemalige Bundeskanzlerin hatte ihren eigenen Geschmack, wenn es um die Auswahl von Geschenken ging. Für Obama hielt sie mal eine Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge bereit. Immerhin passte diese zu den Deko-Schneemännern, die schon im Garten des Weißen Hauses standen.

Was mit all diesen Dingen geschieht, erfährt man selten. Vielleicht verstauben sie irgendwo im Regal oder in einem Keller. Möglicherweise ereilt sie auch das gleiche Schicksal wie die Geburtstagstorte, die Merkel 2013 von der CSU in Ingolstadt bekommen und direkt an ein Seniorenheim weitergereicht hatte. Ihr Vorgänger Helmut Schmidt dagegen hat einen versteinerten Fisch, den er von Willy Brandt geschenkt bekam, in seiner Wohnung aufgehängt.

In Unterhaching hat die Rathausverwaltung vermutlich einige Stunden, wenn nicht gar Tage damit zugebracht, um das richtige Präsent für den scheidenden Heimatpfleger Günter Staudter zu finden: ein Phallus, etwa so groß wie eine Kommunionskerze, in dezentem Grau, eingewickelt in ziemlich viel transparente Geschenkfolie, diese Woche überreicht von Bürgermeister Wolfgang Panzer. Kenner der Unterhachinger Heimatgeschichte wissen sofort: Das soll die Kilometersäule gegenüber dem Kubiz darstellen, die Staudter gerne unter Denkmalschutz stellen würde. Noch ist sie aber weit davon entfernt, zum Wahrzeichen Unterhachings zu werden. Das Präsent ist aktuell also noch ein Unikat. Staudter lächelte freundlich, wie das Merkel beim Überreichen der Brotdose auch getan hat. Aber vielleicht hätte auch er lieber eine Flasche Wein bekommen.

Eine solche, sicher recht teure, erhält, wer im Grünwalder Gemeinderat sein Mandat niederlegt. Wer Genaueres darüber erfahren will, kann sich bei Helmut Kraus informieren. Der hat sich diese Woche bereits zum dritten Mal aus dem Gremium verabschiedet - und so seinen Weinkeller wieder aufgefüllt.

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