Prozess gegen mutmaßlichen Kinderschänder:"Er ist halt pervers"

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Roland S. steht wegen sexuellen Missbrauchs zahlreicher Jungen vor Gericht. (Foto: dpa)
  • Ein 67-Jähriger steht vor Gericht, weil er vor allem thailändische Buben missbraucht haben soll.
  • Sein eigener Bruder beschreibt ihn im Gerichtssaal als pervers.
  • Die Ehefrau des Angeklagten kommt ebenfalls aus Thailand. Auch ihre Tochter soll er missbraucht haben, als sie noch ein Kind war.

Aus dem Gericht von Susi Wimmer

Roland S. lächelt amüsiert, fast geschmeichelt, als eine Frau aus der Nachbarschaft überrascht ausruft: "Ach, ich hab ihn gar nicht wiedererkannt!" Früher, so sagt sie, sei er aufgedunsen und kräftig gewesen, ein ungepflegter und schlampig gekleideter Mann. Roland S. hat sich zumindest äußerlich verändert. Er sitzt seit einem Jahr in Untersuchungshaft, weil er vor allem thailändische Buben im Alter von unter 14 Jahren schwer missbraucht und an ihnen sogar den Beischlaf vollzogen haben soll. Es ist der zweite Prozesstag im Fall um den mutmaßlichen Kinderschänder vor dem Landgericht München I, und sein Umfeld zeichnet ein Bild von dem 67-Jährigen, "so furchtbar, du fällst in einen riesigen Sumpf", beschreibt es eine Zeugin.

"Er ist halt pervers", sagt der Bruder von Roland S. lapidar. Die "sexuellen Abnormalitäten" habe er schon vor Jahrzehnten mitbekommen, als Freundinnen von Roland S. sich bei ihm ausgeweint hätten. "Es muss weh getan haben", was er mit ihnen gemacht habe, "eine ist richtig zerbrochen". Sein Bruder habe schon lange "pornografische Filme und Heftchen" gesammelt mit allen möglichen Praktiken. Ja, sagt er auf Nachfrage, "Kinder waren auch dabei". In den Achtzigerjahren muss Roland S. seine Fantasien in Thailand ausgelebt haben.

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1987 soll er dort auf dem Straßenstrich seine Ehefrau kennengelernt haben. Er holte sie nach Deutschland und ließ auch ihre beiden Kinder, ein Mädchen und einen Buben, nachkommen. "Es ist rührend und schrecklich, wie ihre Frau sie liebt", schrieb eine Nachbarin dem Angeklagten ins Gefängnis.

Als die an Kinderlähmung erkrankte Ehefrau mit Gehhilfen den Gerichtssaal betritt, die Aussage verweigert und ihn beim Hinausgehen anlächelt, klopft sie mit ihrer rechten Hand auf ihr Herz. Sie muss gewusst haben, dass ihr Mann minderjährige Buben aus ihrer Großfamilie missbraucht und für die Taten teilweise sogar nach Deutschland einfliegen ließ. Und er soll auch ihre Tochter im Kindesalter missbraucht haben, die Taten sind allerdings verjährt.

Doch über ihre Tochter, so erzählt eine Nachbarin, sage die Ehefrau nur: "Böse Frau, böse Frau." Sie wolle mit ihr nichts mehr zu tun haben. Ein Polizist erzählt, dass die Denninger Wohnung des Angeklagten "messimäßig" vermüllt gewesen sein. Man habe erst Gerümpel aus der Wohnung räumen müssen, um hineingehen zu können. Schmale Gänge habe es nur zur Toilette, in die Küche und zu einer kleinen Matratze auf dem Boden gegeben.

Hier lebt die Ehefrau, offenbar ohne einen Cent. Die Kreditkarte ist gesperrt, "es sind genug Dosen zum Essen da", schrieb er aus dem Knast. Dabei ist Roland S. laut seinem Bruder mit zwei Eigentumswohnungen und mehr als 300 000 Euro auf dem Konto durchaus vermögend. "Er wollte nicht, dass die Frau deutsch lernt oder zur Physio geht", sagt die Nachbarin. "Er hat sie abgeschirmt und gesagt, sie gehöre ihm", erzählt der Bruder, und: "Er hat seine Leute gehabt als Sklaven."

Ans Licht kam die Sache, als die Tochter der Frau entsprechende Kassetten fand und zur Polizei ging. Etliche Taten sind inzwischen verjährt. Nach SZ-Informationen behauptet S., dass der Geschlechtsverkehr mit den Kindern einvernehmlich gewesen sei. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

© SZ vom 23.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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