Prozess um Dreifachmord von Starnberg:"Ich dachte, dass er mich jetzt erschießt"

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Der Hauptangeklagte beantwortet Fragen des Gerichts zum angeblich geplanten Amoklauf in den Pasing Arcaden.

Von Andreas Salch

Anfangs habe er gedacht, dass das nur ein "schlechter Witz" sei, sagt Maximilian B. Witze, wie man sie eben mache, wenn man "bekifft" sei. Doch dem Freund von Maximilian B., einem Büchsenmacherlehrling aus Starnberg, soll es ernst gewesen sein: Laut B. soll sein Freund einen Amoklauf in den Pasing Arcaden geplant haben. Um das zu verhindern, habe er den 21-Jährigen in den frühen Morgenstunden des 11. Januar 2020 mit einem Schuss in die rechte Schläfe getötet, hatte B. vor der 1. Jugendkammer am Landgericht München II gestanden. Danach habe er auch dessen Eltern erschossen, von denen er gedacht habe, dass sie zur Tatzeit nicht anwesend sein würden.

Nach diesem Geständnis hatten B.s Verteidiger Gerhard Bink und Patrick Ottmann das Gericht darum gebeten, ihren Mandanten erst an diesem Donnerstag zu befragen. Richterin Regina Holstein begann mit einem zentralen Punkt: dem angeblich geplanten Amoklauf. Etwa vier Jahre vor der Tat, also 2016, habe sein Freund erstmals ihm gegenüber davon gesprochen, sagte Maximilian B. Der 21-Jährige redete frei und schien, anders als noch bei der Verlesung seines Geständnisses, nicht nervös zu sein.

Zunächst soll die Ankündigung des Amoklaufs vage gewesen sein, im Dezember 2019 sei sie dann "immer konkreter" geworden. "Der Plan ist größer geworden", erinnert sich Maximilian B. Sein Freund habe angefangen, detailliert über den Ablauf der Tat zu sprechen. Zum Beispiel, dass er in den Pasing Arcaden an Stellen schießen werde, "wo die meisten Menschen sind" und dort, wo sich etwaige Fluchtwege befinden. Im Haus seiner Eltern hortete der Büchsenmacherlehrling Waffen. Angesichtes der Pläne seines Freundes sei ihm "immer unangenehmer" geworden, so Maximilian B. "Irgendwann habe ich gemerkt, dass es sein Ernst ist." Kurz vor Weihnachten 2019 soll die Situation weiter eskaliert sein.

Als er seinen Freund zu dieser Zeit in Starnberg besuchte, habe der mit einer großkalibrigen, geladenen Pistole in Richtung seines Kopfes gezielt und gedroht, er werde seine Familie erschießen, wenn er irgendjemandem von dem geplanten Amoklauf erzähle, berichtete Maximilian B. Denn er, so der Olchinger, hätte mitmachen sollen. Unmittelbar auf diese Drohung hin soll der Büchsenmacherlehrling einen Schuss in einen Aluminiumkoffer in seinem Zimmer abgefeuert haben.

Welche Waffen der 21-Jährige bei der Tat verwenden wollte, fragte Richterin Holstein. "Eine vollautomatische Waffe, zwei Handfeuerwaffen", lautete die Antwort von Maximilian B. Außerdem habe sein Freund eine "große Waffe" auf dem Rücken tragen und "noch ein paar Messer" mitnehmen wollen. Auch Sprengstoff, wollte die Richterin wissen. Sein Freund habe von "Sprengfallen" geredet, sagte Maximilian B. Diese sollten zünden, wenn die "Leute rausrennen".

Was der Olchinger in ruhigem Ton berichtete, ließ Beobachter des Prozesses erschaudern. "Ich wollte gar nicht mehr richtig hinhören", versicherte Maximilian B. Er habe sich auch nicht getraut, "was zu sagen, weil ich dachte, dass er mich jetzt erschießt". Ob die Eltern seines Freundes etwas von den Plänen ihres Sohnes wussten, wisse er nicht. Sie hätten aber gewusst, dass der 21-Jährige eine Vielzahl an Waffen hatte "und Übungen macht". Seiner Mutter habe der Starnberger einmal gesagt, so B., er benötige die Waffen, um "vorbereitet zu sein für den Weltuntergang, Krieg - falls irgendwas mal passieren sollte". Der Prozess dauert an.

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Prozesswende
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Er habe seinen Freund erschossen, weil dieser einen Amoklauf in den Pasing Arcaden plante, behauptet Maximilian B. Dass er auch die Eltern tötete, sei nicht geplant gewesen.

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