Kunstraub:Gestohlene Madonna ist heimgekehrt

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Wieder zu Hause: Die Zeichnung "Maria mit Kind" von Giovanni Battista Salvi, genannt "Il Sassoferrato". (Foto: Staatl. Graphische Sammlung München)

Vor fast 60 Jahren wurde die Zeichnung "Maria mit Kind" von Giovanni Battista Salvi, genannt Il Sassoferrato aus dem Studiensaal der Graphischen Sammlung München gestohlen. Vor einem Jahr tauchte sie plötzlich in einer amerikanischen Privatsammlung wieder auf - und wurde zurückgegeben.

Von Evelyn Vogel

Manche Kunstdiebstähle sind so spektakulär, dass sie auf ewig als Kunstkrimi in Erinnerung bleiben. Viele der Kunstschätze werden wiederentdeckt und kehren heim, andere bleiben auf immer verschollen. Und mitunter werden Kunstwerke durch ihren Diebstahl erst so richtig berühmt. So geschehen bei dem heute weltweit wohl bekanntesten aller Bilder, der Mona Lisa. 1911 klaute ein italienischer Handwerker, der im Pariser Louvre arbeitete, das Bild von Leonardo da Vinci. Als er es zwei Jahre später verkaufen wollte, flog er auf und wurde festgenommen.

Einer der dreistesten und mit 500 Millionen Dollar teuersten Kunstraube der Geschichte war der 1990 im Isabella Stewart Gardner Museum in Boston. Als Polizisten verkleidet überwältigten die Räuber die Nachtwächter und stahlen unter anderem Werke von Vermeer, Rembrandt, Manet und Degas. Zum Teil hängen die leeren Rahmen noch heute an den Wänden und erinnern an den Kunstraub - wie übrigens auch die Netflix-Doku "This Is a Robbery" von 2021.

Unvergessen auch der Raub der beiden Munch-Gemälde "Der Schrei" und "Madonna" aus dem Munch-Museum in Oslo 2004. Am helllichten Tag stürmten zwei bewaffnete Männer in das Museum, rissen die Bilder aus den Rahmen und entkamen zunächst unerkannt. Als die Gemälde zwei Jahre später wieder auftauchen, waren sie in einem üblen Zustand und mussten aufwendig restauriert werden. Die Täter wurden verurteilt, die Drahtzieher blieben jedoch unentdeckt.

Und dann ist da natürlich der jüngste Kunstraubkrimi, der gerade glücklich mit einer Rückkehr endete: der Dresdner Juwelendiebstahl von 2019, bei dem Kunstobjekte und 21 Schmuckstücke mit 4300 Diamanten - Versicherungswert mindestens 113 Millionen Euro, ideeller Wert unschätzbar - aus dem Grünen Gewölbe im Dresdner Residenzschloss gestohlen wurden. Dank eines Deals mit den Tätern, die gerade vor Gericht stehen, konnten die meisten der Preziosen sichergestellt und ans Museum zurückgegeben werden.

Das rare Blatt zählte zu den ältesten Beständen der Münchner Sammlung

Dagegen ist der Fall der Münchner Madonna mit Kind, der ebenfalls vor wenigen Wochen glücklich endete, eher ein stiller. Vor fast 60 Jahren, am 13. August 1965, war die Zeichnung des im 17. Jahrhundert lebenden italienischen Malers Giovanni Battista Salvi, genannt Il Sassoferrato im Studiensaal der Graphischen Sammlung vom Untersatzkarton gerissen und gestohlen worden. Das rare Blatt, das zu den ältesten Beständen der Münchner Sammlung zählte, blieb jahrzehntelang verschwunden. Nur ein Inventareintrag, eine Karteikarte und ein Schwarz-Weiß-Foto erinnerten daran.

2021 übernahm das Washington County Museum of Fine Arts in Hagerstown in Maryland/USA eine Privatsammlung. Darin enthalten zur großen Freude des Museums: eine der seltenen Sassoferrato-Zeichnungen. Doch rasch erkannte man, dass der Neuzugang verdammte Ähnlichkeit mit dem in München gestohlenen und zwischenzeitlich in einem Katalog abgebildeten Blatt aufwies. Nur die Handstudie rechts oberhalb der Madonna, die sich auf dem Münchner Blatt befand, war offensichtlich versucht worden zu entfernen, schemenhaft war sie jedoch noch zu erkennen. Der Kontakt zur Graphischen Sammlung war schnell hergestellt, diese konnte ihren rechtmäßigen Besitz nachweisen, und so kehrte die Madonnen-Zeichnung im vergangenen Oktober aus den USA nach München zurück.

Bis zum 5. Februar ist die Zeichnung nun in der Rotunde der Pinakothek der Moderne ausgestellt. Am 13. Februar wird das Werk wieder in den Studiensaal der Graphischen Sammlung zurückkehren, um dort die Freunde der Kunst auf Papier hoffentlich dauerhaft zu erfreuen.

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