Kultur in München:Der Gasteig-Umzug ist ein Gewinn für die ganze Stadt

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Areal der Stadtwerke München in Sendling, 2017

Sendling wird neu belebt - nicht nur durch Konzertbesucher auf Parkplatzsuche, sondern auch durch unvergessliche Kulturaktionen.

(Foto: Robert Haas)

Dass das Kulturzentrum während seiner Sanierung vorübergehend nach Sendling ausweicht, wertet nicht nur den Stadtteil auf. Es bringt auch unterschiedliche Kulturwelten zusammen.

Kommentar von Christian Krügel

Endlich haben sich die Stadträte zu einer Entscheidung zum Gasteig-Umzug durchgerungen, und diese Entscheidung ist richtig. Erstens, weil das Kulturzentrum nun als Ganzes erhalten bleiben kann. Ja, mehr noch: Volks- und Musikhochschule, Stadtbibliothek und Orchester werden am neuen Standort nicht nur räumlich enger zusammenrücken müssen, sondern auch inhaltlich.

In Sendling könnten sich so kreative Partnerschaften entwickeln, die auch nach einer Rückkehr ins renovierte Haidhauser Heim lange weiterwirken. Zweitens wird der Umzug den Münchnern einen Stadtteil neu erschließen. Die Innenstadt-Fixierung des Kulturbetriebs wird nach dem Beschluss für ein Konzerthaus im Werksviertel ein weiteres Mal durchbrochen. Das tut der wachsenden Stadt als Ganzes gut, und Sendling wird neu belebt - nicht nur durch Konzertbesucher auf Parkplatzsuche, sondern auch durch unvergessliche Kulturaktionen.

Und drittens kann der Kompromiss, der nun für das Areal gefunden wurde, neue Projekte zwischen den verbleibenden kleinen Kunst- und Gewerbetreibenden und der großen institutionellen Kultur ermöglichen. Eine Debatte darüber, was Hoch- und was Subkultur ist, ist albern. Ein Streit darum, welche Art von Kunst in München hoch subventioniert wird und welche ohne öffentliche Gelder auskommen muss, ist es aber nicht.

Dieser Konflikt kann in Sendling nun konstruktiv und kreativ ausgetragen, vielleicht auch befriedet werden. Das entlässt den Kulturreferenten und die Stadträte aber nicht aus der Pflicht, nach jahrelangen Debatten über den Gasteig mit ähnlicher Intensität auch über die Chancen einer freien Kulturszene in einer sündhaft teuren Stadt zu diskutieren.

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