Konflikte in Giesing:"Ich habe halt einfach mit den Leuten geredet"

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Im Sommer viel und gerne genutzt: der Bereich um den Tegernseer Platz im zentralen Giesing. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Rund um den Tegernseer Platz und den Giesinger Bahnhof fühlen sich Menschen belästigt. Konfliktmanager der Stadt sprechen die vermeintlichen Störer an. Manchmal braucht es die Vermittler aber gar nicht.

Von Ilona Gerdom

Gibt es Probleme auf öffentlichen Plätzen in München, schalten sich oft Experten ein, die unter dem Kürzel Akim bekannt sind. In Giesing war das Allparteiliche Konfliktmanagement der Stadt 2021 auf zwei konfliktträchtigen Schauplätzen im Einsatz. Das Fazit: Bei einem Projekt gilt es noch abzuwarten. Beim anderen mussten die Konfliktmanagerinnen und -manager selbst gar nicht so viel zu seiner Lösung beitragen.

Fall eins umfasste den Bereich um die Heilig-Kreuz-Kirche, den Tegernseer Platz sowie die Tegernseer Landstraße und die Deisenhofener Straße. Einerseits hatte die Stadtbibliothek Giesing um Unterstützung gebeten, wegen - so heißt es im Experten-Jargon - des "Aufenthalts von Personen(-gruppen) im Bereich des Haupteingangs". Auch der Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten hatte sich an Akim gewandt. "Vereinzelte Beschwerden" hätten sie ebenfalls erreicht, gibt auch die zuständige Polizeiinspektion an. "Da halten sich Leute draußen auf. Da trauen sich andere nicht vorbeizugehen oder die anzusprechen, weil sie sich gestört fühlen", fasst Brigitte Gans, Leiterin von Akim, die Situation zusammen. Das gehöre zu "den klassischen Alltagsirritationen", mit denen sich die Stelle beschäftigt. Auch nach Einschätzung der Polizei handelte es sich um "Ordnungsstörungen". Eine "signifikante Steigerung von Straftaten" sei "keinesfalls" zu sehen.

Brigitte Gans ist die Leiterin von Akim, dem Allparteilichen Konfliktmanagement. (Foto: Stephan Rumpf)

Akim arbeitet mit "dialogischen Mitteln" und mit "allparteilichem Ansatz". "In der Realität geht es um beide Seiten", sagt Gans, "die Menschen, die sich gestört fühlen, und die, die Störung vermeintlich veranlassen." Man müsse sich das selbst anschauen, "damit am Ende viele kleine Puzzlesteinchen ein Bild ergeben, was den Ort belastet". Daher habe man von Ende August bis Ende September an neun Terminen die Situation beobachtet, erklärt Projektmanager Michael Wübbold.

Viele Platznutzer kämen aus dem Viertel, teilweise seien es Suchtmittelkonsumenten oder Menschen, die an einer Suchterkrankung litten. Aber es seien eben nicht nur Patientinnen und Patienten einer nahegelegenen Substitutionspraxis. "Als wir hingeschaut haben, haben wir festgestellt: Es gibt nicht die eine Gruppe", bekräftigt Gans. "Blaming" - das Beschuldigen - bestimmter Personen sei "nicht hilfreich". Stattdessen empfiehlt sie, sich ins Gedächtnis zu rufen: "Es gibt Menschen, die sind auf den öffentlichen Raum angewiesen." Und letztlich habe jede und jeder ein Recht darauf, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten.

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An Ort und Stelle habe man gemerkt, dass man mit den Menschen "gut sprechen" könne. Das liege unter anderem daran, dass der Verein Condrobs mit Suchthilfe-Streetwork und ein Kontaktbeamter der Polizei in diesem Bereich aktiv seien. Einen "Wunsch nach Konflikten" gebe es nicht, so Wübbold.

Die Veranstaltungen auf dem Platz tun der Stimmung gut

Zu den Konflikten auf dem Vorplatz des Giesinger Bahnhofs initiierten die Konfliktmanager einen runden Tisch. Doch zu den dort beschlossenen Maßnahmen kam es gar nicht. Denn aktiv wurde Birgit Knoblach, Leiterin des Kulturzentrums Giesinger Bahnhof. "Ich habe halt einfach mit den Leuten geredet", sagt sie. Außerdem gebe es "erst seit dem letzten Jahr" mehr Veranstaltungen auf dem Bahnhofplatz. Das gefalle den Leuten und tue der Stimmung gut.

Und wie ist es am Haupteingang der Giesinger Stadtbibliothek? "Ganz schwer zu sagen", findet Leiterin Gerlinde Zimmermann. "Wir müssen abwarten, wie sich die Situation darstellt", sagt sie mit Blick auf die Zukunft.

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