Die Stadt will in all ihren Gebäuden die Ausgabe von Coffee-to-go-Bechern verbieten. Auch Mieter in kommunalen Immobilien sollen dazu per Vertrag verpflichtet werden. Dieses strikte Vorgehen soll den Auftakt bilden für eine stadtweite Kampagne gegen Pappbecher. Von Ende September an soll diese den Münchnern bewusst machen, dass sie pro Tag etwa 190 000 Einweggefäße wegwerfen. Diesen Müllberg will der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) deutlich verringern. Am Dienstag soll der Kommunalausschuss das Verbot und die Kampagne beschließen.
"Wir wollen eine Bewusstseins- und im Idealfall eine Verhaltensänderung in Sachen Abfallvermeidung bewirken", sagt der für den AWM zuständige Kommunalreferent Axel Markwardt. Auslösen sollen dieses Umdenken überdimensionale Kaffeebecher. Sie werden genau die Menge an Kaffee fassen, die von Münchnern jeden Tag aus Pappbechern getrunken wird. Deshalb werden sie vier Meter hoch sein, und am Boden einen Durchmesser von zweieinhalb Metern haben, der sich nach oben nochmals um einen Meter erweitert. Diese riesigen Gefäße will der AWM an den Plätzen aufstellen, an denen besonders viel Coffee-to-go verkauft werden. Dazu gehören der Pasinger Bahnhof, die Münchner Freiheit, der Englische Garten, der Marienplatz, der Viktualienmarkt oder der Wiener Platz.
Dort sollen sie bewusst "das schöne Münchner Stadtbild" stören, heißt es in der Vorlage für den Kommunalausschuss. Auf diese Weise will der AWM eine "sehr klare Botschaft" transportieren, die von jedem einzelnen Bechern ausgehe: "Ich bin ein Riesenproblem für München!" Allein in der Stadt gibt es nach Auskunft des Kreisverwaltungsreferats etwa 9000 Gaststätten, Cafés, Kioske und andere Verkaufsstellen, die Pappbecher ausgeben. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat ausgerechnet, dass bundesweit pro Jahr etwa 2,8 Milliarden Coffee-to-go-Becher verbraucht werden. Dies entspreche 320 000 Stück pro Stunde. Die Auswirkungen auf die Umwelt seien enorm: Große Mengen an Holz, Kunststoff, Wasser und Energie würden verschwendet, nach einmaligem Gebrauch der Becher entstünden pro Jahr 40 000 Tonnen Abfall.
Um das Bewusstsein der Bürger dafür zu schärfen, wolle die Stadt begleitend zur Kampagne ein gutes Beispiel geben, erklärt Kommunalreferent Markwardt. In allen Dienstgebäuden der Stadtverwaltung, den Kantinen, Caféterien, Büchereien, Schulen oder Mensen würden keine Coffee-to-go-Becher mehr ausgegeben. Allein im Schulungszentrum an der Poccistraße könnte die Stadt 5000 Becher pro Jahr einsparen, hofft Markwardt. Ein eigene Pfandsystem für Mehrwegbecher könne der AWM aber nicht einführen, da hofft die Stadt auf private Initiativen. "Sofern der Handel, eventuell auch zusammen mit privaten Initiativen, ein Pfandsystem für Kaffeebecher einführen möchte, wäre das eine sehr gute Ergänzung zur Abfallvermeidungskampagne des AWM."
Seit Mitte Mai versucht tatsächlich ein Anbieter, mit einem System in München Fuß zu fassen. Die Firma "Recup" startete den Betrieb mit 9000 Bechern und knapp 60 teilnehmenden Gaststätten, Cafés und Bäckereien. In Rosenheim läuft das Modell bereits länger, es funktioniert so: Der Kunde zahlt einen Euro Pfand für den Becher, erhält auf den Kaffee sogar einen Rabatt von zehn bis 60 Cent und kann das Gefäß bei jedem teilnehmenden Betrieb wieder einlösen.