Kolumne: After Eight:Da geht was!

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Bar, Bad oder Buchladen? Eine Frage quält Münchens Singles ständig: Wo kann man in dieser Stadt am besten flirten? Wir haben eine Antwort gefunden.

Beate Wild

Neulich in einem Münchner Freibad: Rein zufällig werden wir Zeuge einer angeregten Diskussion zwischen zwei Freundinnen, beide Mitte 20. Sie empfehle das X-Cess, sagt die eine. In der kleinen, leicht verruchten Bar im Glockenbach würden "lässige Individualisten" verkehren, keine solchen Schnösel, wie man ihnen in München so oft begegne. Von wegen, meint dagegen die andere hitzig, die 089 Bar sei der einzig wahre Volltreffer. "Offen, charmant und gutgekleidet" sei das Publikum in besagter Location.

Bar, Bad oder Buchladen? Wo kann man in München am besten flirten? (Foto: Foto: istock)

Nach ein paar Minuten ist klar, um was es geht. Die beiden diskutieren Münchens Flirtplätze. Sämtliche Hot-Spots der Stadt sind dabei: P1, Pacha, Erste Liga, Café King und noch ein paar andere. Doch man wird sich nicht recht einig.

Da kommt zufällig ein männlicher Kollege der beiden vorbei, auch er wird um Rat gefragt. Diese ganzen Locations könne man doch getrost vergessen, tönt er. Die beste Methode zum Flirten sei ein Spaziergang mit einem Hund, vorzugsweise durch den Englischen Garten.

Vor allem für Männer eigne sich diese Variante. Den Hund könne man sich im Notfall ja auch von einem Freund borgen. Allerdings müsse es schon ein großes Tier sein, denn "groß" assoziieren die Frauen mit männlich und stark, doziert er. Mit einem Yorkshire-Terrier könnte man bei der "Operation Flirten mit Hund" wohl eher nicht punkten.

Dann nehme man den City-Dog, spaziere mit ihm einfach durch den Englischen Garten oder setze sich auf eine Parkbank oder ins Gras. Den Hund nenne man schließlich nicht umsonst den "besten Freund des Menschen", denn der Besitzer brauche jetzt gar nicht mehr selbst aktiv werden. Der Köter übernehme die Aufgabe des Anbandelns. Möglicherweise könne man dem Vierbeiner ein paar Tricks und Befehle lernen, dann funktioniere das Ganze noch besser. Dass der Verfechter dieses Tipps selbst Hundebesitzer ist, liegt auf der Hand.

Mittlerweile ist die Diskussionsrunde noch größer geworden und es kommen die unterschiedlichsten Flirt-Tipps auf. Vom Surf-Spot am Eisbach, über Buchläden bis hin zum angesagten Fitness-Center ist so einiges dabei. Einer meint sogar, das Altenheim sei ein guter Ort, um sich zu verlieben. Ob das ironisch gemeint ist oder bitterer Ernst, kann nicht geklärt werden.

Der Mythos vom Waschsalon

Selbstverständlich kommt auch der ziemlich ausgelutschte Waschsalon zur Sprache. Dieser Mythos hält sich hartnäckig, seit vor Jahrzehnten der legendäre Monaco Franze in der gleichnamigen Fernsehserie zum Aufreißen gerne in einem Waschsalon im Westend verkehrte. Stichproben und Umfragen im Freundeskreis haben jedoch ergeben, dass die Erfolgsaussichten in Münchner Waschsalons im Jahr 2009 gegen null gehen. Kein Wunder: Was bitte ist an tristen Ladenlokalen, in denen man mit schmutzigen Unterhosen und Waschpulver hantiert, sexy?

Wir erinnern uns plötzlich an einen guten Freund, der stets das Hofbräuhaus wärmstens empfiehlt. Ja, richtig gelesen: die Mega-Bierhalle am Platzl. Dort sei es so exotisch, schwärmt er. Exotik im Hofbräuhaus? Das widerspreche sich gar nicht, meint der selbsternannte Experte. Dort tummeln sich viele hübsche Touristinnen, aus Spanien, Japan, Schweden oder Australien beispielsweise. So multikulti wie dort sei München sonst nirgends. Und die Erfolgsaussichten seien zudem ganz außerordentlich. Das mag man nun glauben oder auch nicht.

Lesen Sie auf Seite 2, welches Münchens bester Flirt-Spot ist.

Im Hofbräuhaus, mit Hilfe von Hunden oder beim Hantel-Training? Wenn Sie uns fragen, wir haben da eine ganz andere Empfehlung. In jahrelangen, intensiven und äußerst kostspieligen Recherchen konnten wir herausfinden, welches in München der ultimative Ort zum Flirten ist. Und zwar: die Stammkneipe.

Legen Sie sich eine Stammkneipe zu. Es ist dabei völlig egal, ob diese in der Maxvorstadt, dem Glockenbach, im Westend oder in Giesing liegt. Welche Art von Kneipe Sie sich aussuchen, hängt von Ihrem ganz persönlichen Geschmack ab. Es kann ein Schickimicki-Etablissement wie das Schumann's sein, ein szeniger Laden wie die Favorit-Bar, eine Studentenkneipe wie das Atzinger oder eine alternative Kneipe wie das Kilombo. Hauptsache ist, Sie fühlen sich dort wohl. Förderlich ist zudem, wenn Ihre Freunde auch gerne in dieser Bar verkehren. Das macht vieles einfacher.

Zugegeben, den Status eines Stammgasts muss man sich erst mit der Zeit erarbeiten. So etwas geht nicht über Nacht. Das kann schon ein paar Monate dauern und erfordert viel Disziplin und Engagement. Zwei bis drei Abende pro Woche sollte man mindestens opfern.

Verbringt man also genügend Zeit in dem Lokal seiner Wahl, stellen sich die Bekanntschaften und Flirtchancen von ganz alleine ein. Mit der Zeit kennen sich die Gäste, man kommt ins Gespräch. Nicht umsonst wird die Stammkneipe auch "zweites Wohnzimmer" genannt. Diese Vorgehensweise hat im Übrigen den Vorteil, dass man mit der Zeit auch das gesamte Personal kennt und dadurch bevorzugt behandelt wird.

Noch besser als eine Stammkneipe sind zwei Stammkneipen. Als Single hat man ja genügend Zeit und wer das Flirten als Hobby entdeckt, verbringt gerne seine Zeit damit. Vorzugsweise sollte man sich die zweite Stammkneipe in einem anderen Viertel suchen. Dann schauen garantiert nicht die gleichen Leute vorbei und man hat mehr Abwechslung.

Wer es übertreibt, könnte ein Hausverbot riskieren

Probleme bei der Stammkneipen-Taktik ergeben sich nur, wenn man in einer Location zu viel verbrannte Erde hinterlassen hat. Hat man zu heftig geflirtet und zu vielen anderen Gästen absichtlich oder rein zufällig den Kopf verdreht, wird die Kneipe irgendwann für einen selbst tabu. Sollte man es sich mit einem der Barmänner verscherzen, kann es im schlimmsten Fall sogar ein Hausverbot nach sich ziehen.

Natürlich würden jetzt einige Leser gerne einen konkreten Ratschlag hören, welches Münchner Lokal als Stammkneipe mit Potential besonders zu empfehlen ist. Denjenigen sei gesagt: Wir wären ganz schön dämlich, hier unsere Geheimtipps zu verraten.

Und alle anderen, denen das mit der Stammkneipe zu langwierig und kompliziert ist, können es ja im X-Cess oder in der 089 Bar versuchen. Lässige Individualisten versus charmante Schnösel. Viel Glück!

Die Kolumne "After Eight" erscheint jeden Donnerstag auf "München Extra", dem Stadtportal von sueddeutsche.de.

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