Klinikum Großhadern:Stadtverwaltung lehnt Landeplatz für Hubschrauber ab

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Technik, die Leben retten kann: Der Rettungshubschrauber "Christoph München" vom Typ EC 145 T2 ist am Klinikum Großhadern stationiert. Er gilt als leisester Hubschrauber seiner Klasse, aber vor allem in der Nacht ist der von ihm ausgehende Fluglärm natürlich unüberhörbar. (Foto: Lukas Barth)

Auch der Bezirksausschuss führt "Gründe des Lärmschutzes" an. Das Luftamt Südbayern hat noch nicht entschieden.

Von Berthold Neff, Hadern

Der Widerstand wächst: Nicht nur die Anwohner lehnen den geplanten Dachlandeplatz für Hubschrauber am Klinikum Großhadern ab, nun haben sich auch die Stadtverwaltung sowie der Haderner Bezirksausschuss (BA) klar gegen das Projekt ausgesprochen. Das Planungsreferat hat mit Schreiben vom 9. April im Zuge des luftverkehrlichen Genehmigungsverfahrens Stellung zu dem Vorhaben genommen und lehnt es in dem neunseitigen Schreiben aus "Gründen des Lärmschutzes" rundweg ab.

Die Stadt hält es "aufgrund der mutmaßlich erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf die benachbarten Wohngebiete" für unerlässlich, weitere Untersuchungen vorzunehmen. Die Fluglärmbelastung der Anwohnerinnen und Anwohner nimmt nach Ansicht der Stadt "durch die Errichtung des zusätzlich zum Bodenlandeplatz betriebenen Dachlandeplatzes insgesamt erheblich zu". Es seien weitere Untersuchungen nötig, "um abzuklären, was erforderlich sei, um den berechtigten Schutzansprüchen" der Anwohner Rechnung zu tragen. Insbesondere müsse geprüft werden, ob die Belastung für die Bevölkerung durch andere Flugkorridore reduziert werden könne.

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Die Stadt verweist darauf, dass sich im geplanten Flugkorridor nicht nur gewachsene Wohngebiete, sondern auch zahlreiche städtische Grundstücke und Einrichtungen wie Altenheime, Schulen oder Kindertagesstätten befinden. Gerade bei Krippen und Kindergärten sei auf die erhöhte Lärmempfindlichkeit zur Mittagszeit zu achten, "da zu dieser Zeit die Kinder in den Einrichtungen ihren Mittagsschlaf halten". In den Wohnungen rund um den geplanten Landeplatz am Klinikum würden den Prognosen zufolge Maximalpegel von bis zu 94 Dezibel vor dem Fenster und 66 Dezibel in den Räumen bei geschlossenen Fenstern erreicht, sodass die Schwelle von 55 Dezibel innerhalb der Wohnung, bei der eine mündliche Verständigung noch möglich sei, überschritten werde.

Die Maximalpegel vor den Fenstern näherten sich mit 94 Dezibel der Grenze des präventiven Richtwerts von 95 Dezibel. Bei diesem Pegel sei eine Aufwachreaktion und eine damit verbundene Störung der Nachtruhe bei nächtlichen Einsätzen nicht auszuschließen. Dem Gutachten zufolge, das im Zuge des Genehmigungsverfahrens vorgelegt wurde, werde es im Jahr 2028 für den gesamten Hubschrauberflugverkehr, also Boden- und Dachlandeplatz zusammengenommen, 940 Flugbewegungen in der Nachtzeit innerhalb der sechs verkehrsreichsten Monate geben. Das entspreche etwa 5,2 Flugbewegungen pro Nacht.

Die Stellungnahme der Stadt wurde in der jüngsten Sitzung des Haderner Bezirksausschusses bereits diskutiert. Didona Weippert (SPD), Ärztin von Beruf, regte an, dass die Ausschreibung des Architektenwettbewerbs für die Neubauten auf dem Klinikareal ausgesetzt werden solle, damit man über alternative Standorte und Flugrouten nachdenken könne. Das Klinikum will den Dachlandeplatz auf dem geplanten Herz-, Lungen- und Gefäßzentrum platzieren, nahe am bereits funktionierenden Operativen Zentrum. Die CSU sah sich auf die Schnelle zunächst außerstande, dem SPD-Antrag zuzustimmen, doch nach einer Beratungspause ging er quer durch die Fraktionen einstimmig durch.

Die Anwohner hatten zuvor an die Stadtviertelvertreter appelliert, ihnen mit einem solchen Beschluss beizustehen. Denn wenn in den Vorgaben für den geplanten Architektenwettbewerb schon feststehe, auf welchem der neuen Gebäude der Dachlandeplatz eingerichtet werde, sei es für andere, die Anwohner weniger belastende Standorte zu spät. Inzwischen hat auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Hierneis durch eine Anfrage im Maximilianeum Aufschluss über das Vorhaben gefordert. Auch er verlangt eine Machbarkeitsstudie, die prüfen soll, ob man die bisherigen Flugschneisen beibehalten könne.

Das Luftamt Südbayern, das der Regierung von Oberbayern unterstellt ist, erklärte auf Anfrage, man werde alle Einwände und behördlichen Stellungnahmen prüfen und alle Belange abwägen. Dazu gehöre auch ein ausreichender Lärmschutz. Diese Prüfung sei noch nicht abgeschlossen, sodass man die Stellungnahme der Landeshauptstadt München noch nicht bewerten könne. "Dies wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen." Für das Klinikum Großhadern sagte Pressesprecher Philipp Kreßirer, man sei vom Luftamt Südbayern am 23. April aufgefordert worden, zu den Einwendungen Stellung zu beziehen. Dies werde derzeit erledigt. Danach werde das Luftamt Südbayern unter Einbeziehung der Einwendungen und Stellungnahmen einen Bescheid erlassen.

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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