Mit der Musik von Richard Strauss ist das Bayerische Staatsorchester bestens vertraut. Es ist zu hören auch beim Kammerkonzert in der Allerheiligenhofkirche, wenn Markus Wolf die Violinsonate op. 18 des 23-jährigen Komponisten spielt. Der langjährige Konzertmeister des Orchesters spielt sie mit Schwung, dabei zugleich klangsensibel.
Gemeinsam mit dem Pianisten Julian Riem lotet er die weitgespannte Tempoarchitektur aus, ohne dass sie zerfällt, differenziert mit schimmerndem Ton die kleinen Noten, während Riem leichthändig Hochvirtuoses beisteuert - ein Stück Salonmusik im besten Sinn.
Dankenswerterweise nutzen die Musiker des Staatsorchesters den ungewohnt intimen Rahmen, um sich auch im Repertoire auf ungewöhnliches Terrain zu wagen. Karl Amadeus Hartmanns "Kleines Konzert für Streichquartett und Schlagzeug" von 1932 sprengt schon der Besetzung nach die Muster des Klassikbetriebs. Dabei ist sie enorm wirkungsvoll, wie Markus Wolf und So Young-Kim (Violinen), Adrian Mustea (Bratsche), Emanuel Graf (Cello) und Carlos Vera Larrucea beweisen. Larrucea gibt von der Seite - das Jazzschlagzeug wäre in der Mitte optisch richtiger positioniert - den Takt vor, die vier Streicher lassen mit scharfer Präzision hochmotorische Figurationen darüber rasen.
Danach ist man auf jeden Fall wach genug für Hans Pfitzners umfangreiches Klavierquintett op. 23, ein Stück raffiniert gebrochener Spätromantik von 1908. Gestützt auf das zupackende, farbintensive Cellospiel von Emanuel Graf im Bass, nun wieder mit Julian Riem am Klavier, bleibt der Gesamtklang ausgewogen. Dabei begeben sich die fünf durchaus auf die Suche nach den Brüchen, leuchten im zweiten und vierten Satz kapriziöse Frakturen aus, folgen der grüblerischen Suche des zentralen langsamen Satzes bis in wie frei improvisierte Elemente. Doch die Spielfreude sorgt dafür, dass die Musik über eine Dreiviertelstunde ihr untergründig brodelndes Feuer behält.