Konzerte am Starnberger See:Mit neuem Schwung

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Alondra de la Parra dirigiert die Münchner Symphoniker. (Foto: Aondra de la Parra)

Die Tutzinger Brahmstage feiern ihr 25-jähriges Bestehen mit Symphoniekonzerten - ein Novum für die kleine, aber feine Konzertreihe.

Von Sabine Reithmaier

"Johannes Brahms interessiert sich sehr für Ihr schönes Talent ... Die Sympathie eines so bedeutenden und berühmten Künstlers dürfte Ihnen nicht blos erfreulich, sondern auch nützlich sein u. ich glaube, Sie sollten ihm schreiben ..." Antonin Dvořák, im November 1877 vom Musikkritiker und Brahms-Freund Eduard Hanslick zur Kontaktaufnahme aufgefordert, ließ sich nicht lang bitten und schickte Partituren nach Wien. Brahms setzte sich sofort für den sieben Jahre jüngeren Tschechen ein und vermittelte ihn an seinen Verleger Simrock, dem er auch gleich noch mitteilte, dass dieser "sehr talentvolle Mensch nebenbei arm" war. Der Komponist war beeindruckt von Dvořáks "frischer, lustiger, reicher Erfindung", aus dessen "Abfällen" sich "jeder andere die Hauptthemen zusammenklauben" könnte, wie er fand. Dvořák war seinem Mentor lebenslang für dessen Einsatz dankbar.

Der Freundschaft der beiden spüren die 25. Tutzinger Brahmstage nach. Um die Beziehung zwischen den beiden gebührend zu würdigen - und um das eigene Jubiläum zu feiern sowie den 125. Todestag ihres Namengebers - leistet sich die kleine Konzertreihe zum ersten Mal in ihrer Geschichte orchestrale Symphonik. Unter Leitung der Dirigentin Alondra de la Parra spielen die Münchner Symphoniker die vier Symphonien von Johannes Brahms - jeweils kombiniert mit einer Symphonie von Antonin Dvorák. So trifft dessen 8. Symphonie am 9. Oktober auf die erste von Brahms, eine Woche später die berühmte 9. Symphonie "Aus der neuen Welt" auf die zweite von Brahms. Nahezu gleichzeitig komponiert wurden Dvoráks 7. Symphonie (1885) und die dritte von Brahms (1883), zu hören am 23. Oktober. Den Schlusspunkt bilden Brahms 4. und die lebensfrohe 6. Symphonie von Dvorák.

Die Beziehung zwischen Brahms und Dvorák steht im Zentrum des Festivals

Eröffnet wird das Festival bereits am 3. Oktober in der Evangelischen Akademie Tutzing mit Klaviermusik von Brahms und Dvorák, gespielt vom Duo Gröbner-Trisko aus Wien. Dazu lesen der Schauspieler Peter Weiß und der Regisseur, Schauspieler und Buchautor Alexander Netschajew Texte über die Beziehung zwischen den beiden Komponisten.

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Vor 25 Jahren, im 100. Todesjahr von Brahms, hatten der Musikagent Christian Lange und Franz Reißner, damals Kirchenmusiker in der Pfarrkirche Sankt Joseph, die Idee, an die Tradition der 1987 eingestellten Tutzinger Musiktage anzuknüpfen und sie als Brahms-Tage wiederzubeleben. Sehr erfolgreich, wie man sieht. Brahms selbst war 1873 zur Sommerfrische nach Tutzing gekommen. Den See kannte er bereits, da er zwei Jahre zuvor nach Konzertbesuchen in München einige Tage in Bernried bei den Brüdern Franz und Ignaz Lachner verbrachte hatte. "Tutzing ist weit schöner, als wir uns neulich vorstellen konnten", schrieb er bald nach der Ankunft an seinen Freund, den Dirigenten Hermann Levi. 25 Gulden zahlte er für Zimmer und Schlafkammer und sechs für ein "unstimmbares, miserables Klavier", so überliefert es sein Biograf Max Kalbeck. Der Musikpädagoge Josef Gänsbacher, der Brahms besuchte, erschrak, als er das Klavier anschlug. "Ja", sagte Brahms angeblich, "das habe ich nur gemietet, damit niemand drauf spielt" (Kalbeck).

25. Tutzinger Brahmstage, 3. bis 30. Okt., Eröffnung am 3.10. in der Evangelischen Akademie Tutzing um 19 Uhr, Symphoniekonzerte in der Pfarrkirche St. Joseph Tutzing (9., 16., 23., 30.10.) um 18 Uhr, www.tutzinger-brahmstage.de

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