SZ-Serie: Endlich Zeit für:"Halleluja" über Jahrhunderte hinweg

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Aufnahmen für die CD fanden in St. Georg in Sengwarden statt, einer Kirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (von links: Domen Marinčič, Emma-Lisa Roux, Joel Frederiksen und Hille Perl). (Foto: Sebastien Brohier)

Auf dem neuen Album "A Day With Suzanne" kombiniert Lautenist Joel Frederiksen und sein Ensemble Phoenix Munich die Musik Leonard Cohens mit Klängen der Renaissance.

Von Klaus Kalchschmid

Der amerikanische Bass und Lautenist Joel Frederiksen hat schon einmal mit seinem Ensemble Phoenix Munich die Lieder eines Singersongwriters des 20. Jahrhunderts zauberhaft mit Renaissance-Musik kombiniert: Vor zehn Jahren hieß das Album an der Seite von Tenor Timothy Leigh Evans "Requiem For A Pink Moon - An Elizabethian Tribute To Nick Drake (1948-1974)".

Damals waren die einzelnen Songs in relativ kurzen Tracks noch unverbunden, aber spiegelten sich schon auf wundersame Weise. Bei seinem neuen Album "A Day With Suzanne - A Tribute To Leonard Cohen" ist Frederiksen nun nicht nur an der wechselseitigen Wirkung und Befruchtung gelegen, etwa durch feine Bearbeitung und die Begleitung mit alten Instrumenten, sondern an einer Durchdringung der vermeintlich so unterschiedlichen, zeitlich weit voneinander entfernten musikalischen Welten.

Fast immer beginnt ein Track mit Leonard Cohen ("Suzanne", "A Thousands Kisses Deep", "Hey, That's No Way to Say Goodbye", "Dance Me To The End Of Love", "Bird On The Wire", "So Long Marianne") und endet auch mit ihm. Dazwischen switchen Gesang und die Begleitung mit Laute, die Frederiksen oft selbst spielt, und Gamben (Hille Perl, Domen Marinčič) zu Orlando di Lasso, Josquin des Prez, De Vincent oder Henry Purcell.

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Die Übergänge sind, vor allem in der Instrumentalbegleitung, oft fließend. Und auch die Texte korrespondieren über die Jahrhunderte inhaltlich miteinander. Manchmal sind die Zwischenspiele von Cohen-Songs reinste Renaissance, etwa mit Lautenduett oder Gambe. Oder es weben sich bei "Famous Blue Raincoat", dem rätselhaften Brief an einen Freund, der als Mörder bezeichnet wird, musikalische Motive aus Josquins "Adieu mes amours" hinein. Ein wundersamer Beziehungszauber entsteht, wenn eine 350 alte Vertonung eines Textes über das Glück des Sterben an der Seite einer Geliebten mit dem Tod einer Liebe in "So Long, Marianne" kombiniert wird. Hier wie auch sonst fast immer singt Emma-Lisa Roux traumhaft schön improvisierend die zweite Stimme; und Laute spielen kann sie auch famos. Immer wieder wechseln so das moderne Englisch Leonard Cohens und das Französische der alten "Chansons".

Beim vorletzten Track durchdringen sich Sprechen, Singen und Spielen fein, bevor ganz zum Beschluss Henry Purcells "Halleluja" mit dem Leonard Cohens geradezu ekstatisch verschmilzt.

"A Day With Suzanne" - Joel Frederiksen and Ensemble Phoenix Munich, offizielle Veröffentlichung 13. Januar bei Deutsche Harmonia Mundi/Sony classic

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