Konzert:Malen mit Saxofon

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Tobias Meinhart mit seinem New Yorker Quartett in der Unterfahrt

Von Oliver Hochkeppel, München

Seit über zehn Jahren lebt und arbeitet der in Regensburg geborene und in Wörth an der Donau aufgewachsene Saxofonist Tobias Meinhart jetzt in New York. Zum letzten Studiumsschliff nach den Stationen in Basel, Amsterdam und Bern ist er damals gekommen. In die Stadt, in die er vielleicht auch musikalisch am besten passt. Ist sein Stil doch ein prononcierter Neo-Bop, der sich immer schon an den großen Modern Jazzern aus New York orientiert hat. Die idealen Begleiter dafür hat er hier gefunden und bereits einige erfolgreiche Projekte gestemmt. Den Ritterschlag aber - wenn man ein Portrait im Downbeat-Magazin 2018 nicht schon als solchen sehen will - hat er im vergangenen Dezember erhalten: Da durfte er im "Smalls" in Greenwich Village, einem der legendären New Yorker Jazzclubs für die Besten der Szene, zum ersten Mal als Bandleader spielen. "Als erst zweiter Deutscher nach dem Schlagzeuger Jochen Rückert, dem diese Ehre zuteil wurde," wie er stolz berichtet. Corona-bedingt zwar nur vor einem guten Dutzend Leuten im Saal, dafür als weltweiter Live-Stream, in den sich tatsächlich 10 000 Leute einklickten!

Eine Gelegenheit, die Meinhart nutzte, um ein paar nagelneue Songs vorzustellen, die in den schweren New Yorker Corona-Tagen entstanden waren. Seine Synästhesie - also die Fähigkeit, Töne als Farben wahrzunehmen - hatte sich in der erzwungenen Einsamkeit und Stille stark bemerkbar gemacht, und so heißt das Album voller sogartiger Songs, das jetzt daraus entstanden ist, auch "The Painter". Das, immerhin schon sein neuntes, stellt der 38-Jährige, der stets den Kontakt zur alten Heimat gehalten und regelmäßig seine US-Projekte nach Deutschland getragen hat, jetzt in der Unterfahrt vor. Im Weltklassequartett mit Eden Ladin am Klavier, Matt Penman am Bass und Obed Calvaire am Schlagzeug. Alle drei sind begehrt und gefragt, ein Obed Calvaire etwa nicht nur von Jazz-Größen wie Wynton Marsalis und Mark Murphy, sondern auch bei Pop-Stars wie Mary J. Blige und Seal. Gemeinsam geht es druckvoll und hochmusikalisch an die dichten und "farbigen" Strukturen von Meinharts Songs, die er außer am angestammten Tenor- diesmal auch am Sopransaxofon und auf der Altflöte spielt. Und in einem Stück singt er sogar erstmals.

Tobias Meinhart, Samstag, 30. Oktober, 20.30 Uhr, Unterfahrt

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