150. Geburtstag:Ein Hoch auf die rote Ampel!

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So schön wie die Ampel leuchtet einfach niemand. (Foto: Robert Haas)

Ampeln gehören zum Leben. Daher lohnt es sich, einen liebevolleren Blick auf sie zu entwickeln. Weil sie einen Innehalten lassen - und sich sogar manche Eheschließung auf rote Ampelphasen zurückführen lässt.

Glosse von Christiane Lutz

Der Mensch verbringt im Laufe seines Lebens etwa zwei Wochen wartend an roten Ampeln. Das haben winzige Ampelforscher ausgerechnet, die in Ampeln wohnen und mit winzigen Stoppuhren die Zeit messen.

Wobei nicht unterschieden wurde, ob die Wartezeit von Stadt zu Stadt variiert. In München nämlich wartet man garantiert sehr viel länger an einer der laut KVR sagenhaften 1100 Ampeln der Stadt. Besonders hervorzuheben sei das Exemplar in der Pariser Straße Kreuzung Rosenheimer Straße. Die Ampel ist so derart lange Rot, dass man kleine Nickerchen einlegen kann, bevor es weitergeht.

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Umgehen kann man das Warten nicht, auch wenn das den Münchner High-Performern gut gefallen würde und Warten an sich echt nicht mehr zeitgemäß ist. Wenn man nicht auf der Straße unterwegs ist, sondern U-Bahn oder S-Bahn fährt, muss man halt an unsichtbaren Ampeln namens "Oberleitungsstörung" oder "vorausfahrender Zug voller FC-Bayern-Fans" warten.

Ampeln gehören zum Leben. Daher lohnt es sich, einen liebevolleren Blick auf sie als neuralgischen Punkt unseres Alltags zu entwickeln. Ampeln zwingen zum Innehalten (wollen doch vor Weihnachten sowieso alle) und erinnern daran, dass man nur ein kleines Teilnehmerlein der Verkehrsgesamtlage ist und die Straße für niemanden Extrawürste brät (schon gar nicht für diejenigen, die einen SUV fahren).

An roten Ampeln lernt man morgens auf dem Fahrrad den Kollegen kennen, den man den letzten halben Kilometer abzuhängen versucht hatte. Sogar manche Eheschließung lässt sich auf rote Ampelphasen zurückführen, weil sich verliebte Fußgänger an Münchner Kreuzungen nicht trennen konnten und gemeinsam aufs nächste, aufs übernächste Grün warteten. In China übrigens sollte mal versucht werden, die Bedeutung der Farben umzudrehen, also Rot=gehen, Grün=stehen. Endete im Chaos. Überhaupt: Rot und Grün in München! Rot ist der Bürgermeister und Grün ja wohl die Zukunft dieser Stadt. Schon mal jemandem aufgefallen?

Was man an ihr hat, merkt man, wie immer im Leben, wenn sie mal kaputt ist und Groß und Klein auf die Kreuzung purzeln wie ein ausgeschütteter Sack Murmeln. Dann kommen diese menschlichen Ampeln ins Spiel, die als Polizisten verkleidet herumwinken und das Schlimmste verhindern wollen. Sieht aber nur halb so gut aus. So schön wie die Ampel leuchtet einfach niemand.

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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