Isar:Zwei Männer retten Wasserwachtler

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Zwei Freunde, die als spontane Helfer auch schon mal den Gefahren trotzen und in die reißende Isar springen: Victor Licher und Marvin Schmid. (Foto: Robert Haas)

Erst finden die beiden zufällig eine verrostete Bombe in der Isar. Doch als sich die Wasserwacht auf den Weg macht, verläuft die Rettung anders als erwartet.

Von Susi Wimmer

"Nein, durchtrainierte Rettungsschwimmer sind wir sicher nicht", sagt Marvin Schmid und lacht verlegen. Und doch sind er und sein Freund Victor Licher am Sonntag durch die reißende Isar geschwommen, um einen verunglückten Mitarbeiter der Wasserwacht zu retten. Dabei hatte die ganze Aktion ganz anders begonnen, nämlich mit dem Fund einer Stabbrandbombe.

Die Geschichte fängt an am heißen Sonntag in Unterföhring an der Isar, etwa 300 Meter südlich des Poschinger Weihers. Marvin und Victor verbringen den Tag mit ihrer Clique am Isarstrand, die beiden Freunde beschließen, eine Runde zu schwimmen. Die Strömung ist dort stark, der Fluss teilweise bis zu zwei Meter tief. Trotzdem schaffen es die zwei zur Kiesbank, etwa in der Mitte der Isar. Im knietiefen Wasser entdecken sie einen merkwürdigen Gegenstand. "So ein großes Metallteil, sah aus wie ein Poller", erzählt Schmid. Es erinnerte die Männer an eine Weltkriegsbombe und so entschlossen sie sich, besser die Polizei zu verständigen.

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Die Beamten aus Ismaning allerdings waren vom Ufer aus machtlos und baten die Wasserwacht um Schlauchboot und Hilfe. Ein Beamter wollte in Begleitung von zwei Wasserwachtlern mit dem Boot übersetzen und sich das Ding einmal aus der Nähe ansehen. Der Beamte saß im Boot, die beiden Rettungskräfte wollten es vom Wasser aus schwimmend zur Kiesbank ziehen. Doch ein 60-jähriger Helfer erlitt einen Kollaps. Er sackte im Wasser zusammen. Um den Retter zu retten, zog der Beamte ihn in das Schlauchboot, und man steuerte gleich die Kiesbank an.

Das war das Startsignal für Marvin Schmid und Victor Licher: Aus der Ferne sahen sie, wie sich auf der Kiesinsel jemand über den Leblosen beugte und ihn reanimierte. "Auf geht's, da rennen wir schnell hin", rief Marvin seinem Freund zu. Die Polizei hatte mittlerweile eine Sicherheitsabsperrung errichtet. Der Polizeibeamte war inzwischen mit dem Boot wieder ans Ufer gelangt und wollte Defibrillator, Trage und Rettungsrucksack auf die Insel bringen.

Doch die Strömung war zu stark. Da boten sich die beiden Münchner an, mit einem Seil auf die Kiesbank zu schwimmen. Beide haben keine spezielle Rettungsschwimmerausbildung, Marvin Schmid sieht sich nicht mal als besonders sportlich an. Im richtigen Leben ist er Friseur, sein Freund gelernter Schreiner. Aber ohne lange zu überlegen, sprangen sie wieder in die Fluten und kämpften sich mit dem Seil durch den reißenden Fluss. "Da hat wohl auch das Adrenalin eine Rolle gespielt", sagt Marvin Schmid und lacht. An dem Seil konnte dann das Boot mit den Rettungsutensilien an die Kiesbank gezogen und nach erster Hilfe der Verletzte an Land gebracht werden. Dort wartete bereits ein Notarzt-Team und brachte den Mann in eine Klinik.

Den verdächtigen Gegenstand haben Polizei und Wasserwacht dann übrigens auch noch geborgen. Es handelte sich dabei tatsächlich um eine englische Stabbrandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Das rostige Teil wurde nach der Bergung von einem Sprengstoff-Spezialisten fachgerecht entsorgt und vernichtet. Und die Retter? Die ließen den Abend mit ihrer Freunden am Isarufer ausklingen. "Bier zum Feiern hatten wir genug dabei", sagt Marvin Schmid.

© SZ vom 31.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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