Isar:Flaucher-Griller machen wieder Ärger

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Aufgeheizt: Münchens Flaucher. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Viele Münchner gehen im Sommer zum Grillen an den Flaucher - und sorgen damit für Ärger.
  • Anwohner fühlen sich durch den Rauch belästigt, Lokalpolitiker fürchten um das Landschaftsschutzgebiet.
  • Nun verlangt der Sendlinger Bezirksausschuss von der Stadt, die Schadstoffbelastung zu messen.

Von Birgit Lotze, Sendling

Grillen, Chillen, Baden und Biertrinken - der Flaucher, die innerstädtischen Kiesbänke stehen für Münchner Lebensgefühl. Doch die Initiativen gegen das angeblich ungezügelte Treiben häufen sich. Das Partyvolk mache den Flaucher zur Müllkippe, heißt es. Das Landschaftsschutzgebiet und die Gesundheit der Anwohner sei bedroht. Immer wieder wird gefordert, das Grillen einzuschränken. Jetzt macht auch der Sendlinger Bezirksausschuss (BA) auf einen Antrag der Grünen hin Druck bei der Stadt. Sie soll die Schadstoffbelastung messen - und zwar bald, während der Grillzeit. Und sie soll prüfen, ob die Belastung durch das Grillen mit den Richtlinien für Landschaftsschutzgebiete sowie Flora- und Fauna-Habitate vereinbar ist.

Roswitha Hörmann, Anwohnerin der Schäftlarnstraße nahe an der Isar, sitzt derzeit in beinahe jeder Sitzung des Sendlinger Bezirksausschusses. Die Rauchbelastung habe sie krank gemacht, behauptet sie. Bei gutem Wetter grause es sie schon am Vormittag. Dann kämen Tausende Grillfreunde, für sie heiße das, dass sie den Abend bei geschlossenem Fenster verbringen müsse. Schon tagsüber lägen derzeit Rauchschwaden über der Isar. Öffne sie abends das Fenster, sei binnen zwei Minuten die Wohnung vernebelt. Die Zustände seien unzumutbar, aber die Stadt reagiere nicht auf ihre Appelle. Ihre Forderung: Grillen am Flaucher soll eingeschränkt, am besten ganz verboten werden.

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In der BA-Sitzung am Montagabend hat Roswitha Hörmann Unterstützung bekommen. Paul Riedel aus Harlaching spricht von "Ballermann-Zuständen" an der Isar. Von 30 000 Grillstellen steige der Rauch nach oben, mit krebserregenden Stoffen. Überall Glassplitter, Kinder verletzten sich, ebenso die Hunde. Riedel spricht von Lärmbelästigung und öffentlichem Urinieren - beides sei verboten, das Verbot werde aber kaum umgesetzt.

Paul Riedel hat eine Unterschriftenaktion gestartet zur "Verbesserung des Erholungsgebiets an der Isar". 30 Menschen in Giesing und Harlaching hätten bereits unterschrieben, berichtet er, jetzt sammle er auch in Sendling und habe 50 Menschen hinter sich. Sie wollten keine Besucher abschrecken, sagt Riedel. "Aber das Mindeste ist ein Glasverbot am Ufer und eine Einschränkung der Grillstellen."

Mit der Unterschriftenaktion will er jedoch möglichst noch mehr durchsetzen: Die Nachtruhe müsse gewährleistet sein, die Sonn- und Feiertagsruhe. Das Sicherheitspersonal solle verstärkt werden. Das Grillen müsse auf von der Feuerwehr erreichbare Plätze reduziert werden. Außerdem empfehlen die Unterzeichner Gasgrills, damit weniger Schadstoffe entstehen. "Viele Besucher nutzen Holz aus dem Wald, Alu-Grills werden aufs Gras gelegt, was einem Bodenfeuer gleicht." Und Lärm durch Musikwiedergabe "und sonstige Aktivitäten" sollen verboten werden - "mit Rücksicht auf die Fauna, die vorgesehene Erholung aller Besucher und das Recht der Anwohner auf Ruhe".

Für nicht mehr tragbar hält auch der Stadtviertelpolitiker Jens Erdmann (Grüne), der oft mit seinem Hund am Flaucher Gassi geht, die Situation. Derzeit erlebe er das Landschaftsschutzgebiet oft als "reine Müllhalde", am Flauchersteg sammle sich ein "Flaschenmeer". Vom Steg aus sei oft die Tierparkbrücke kaum mehr durch die Schwaden zu erkennen. Die Wasseramsel brüte nicht mehr nahe der Marienklause, der Grünspecht sei nicht mehr zu sehen, die Fledermäuse gefährdet. Er habe bereits erlebt, dass Besucher ihre Campingausrüstung dort zurückließen. Spreche man sie auf ihr Verhalten an, heiße es, dass dort doch immer sauber gemacht werde.

Am meisten missfallen auch Erdmann die Bodengrills aus Alu. "Die Leute sollen die unsäglichen Tankstellengrills zu Hause lassen!" Erdmanns Antrag auf Schadstoffmessungen wurde einstimmig angenommen. Dass die Lage sich verschlechtert hat, diesen Eindruck hatten auch andere Stadtteilpolitiker. Auch Anlieger von Straßen, die bislang nichts von dem Treiben an der Isar mitbekamen, könnten inzwischen "etwas riechen und hören", zum Beispiel an der Karwendel- und der Brudermühlstraße.

© SZ vom 08.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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