Hotel:15 000 Euro Miete - pro Nacht

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Der Bayerische Hof in München ist mit dem Umbau seines Nord- und Südflügels fertig. Die Penthouse-Garden-Suite mit Butler- und Chauffeurservice ist schon jetzt sehr beliebt.

Von Franz Kotteder

Sie hätte die Suite ganz einfach auch verkaufen können. Bei einer ersten Besichtigung für betuchte Gäste hatte sich gleich ein Interessent gemeldet. Dann wären die Umbaukosten von knapp zwölf Millionen Euro für den Nord- und Südflügel wahrscheinlich auf einen Schlag wieder drin gewesen. Aber Innegrit Volkhardt, Chefin des Hotels Bayerischer Hof, versteht sich nun einmal als Hotelière und nicht als Bauunternehmerin (auch wenn es da einige Überschneidungen gibt). Und so wird die neue Penthouse-Garden-Suite im achten Stock halt nur vermietet.

Aber auch so finden sich offenbar genügend Interessenten für das 350 Quadratmeter große Schmuckstück mit allen Schikanen von der umlaufenden Terrasse bis zum Butler- und Chauffeurservice. Schon bei der ersten Präsentation fand sich ein Kunde, der die ganze Suite gleich für zwei Monate mietet. Macht zusammen: rund 915 000 Euro, denn die Nacht kommt hier auf 15 000 Euro. Fast ein Schnäppchen für den betuchten Herrn. "Er hatte mit 20 000 gerechnet", sagt Innegrit Volkhardt.

Bayerischer Hof
:So sieht es in der 15 000-Euro-Suite aus

350 Quadratmeter mit allen Schikanen - von der umlaufenden Terrasse bis zum Butler- und Chauffeurservice: Damit lockt der Bayerische Hof besonders zahlungskräftige Gäste.

Die Suite mit zwei Schlafzimmern, mehreren Badezimmern, einem großzügigen Wohnbereich mit zeltartigem Dach, eigener Küche und Bar sowie einem Spa-Bereich mit Sauna und Dampfbad ist das Prunkstück des neuen Ensembles. In eineinhalb Jahren wurde der Baukörper im Innenbereich des Hotels über dem Theatersaal der Komödie während des laufenden Hotel- und Spielbetriebs vom vierten Stock an abgerissen und wieder neu aufgebaut. Sechs Meter breiter ist er geworden, das erlaubte größere Zimmer. Denn unterhalb der Suite befinden sich noch vier Stockwerke mit insgesamt 28 Zimmern, bestehend aus 23 Deluxe-Doppelzimmern und fünf Deluxe-Junior-Suiten.

Gestaltet hat sie und die Suite der Amsterdamer Innendesigner Alex Vervoordt in seinem unverwechselbaren Stil, der auf gedämpfte Farben zwischen beige und grau setzt und viel mit Naturmaterialien, Stein und Holz arbeitet. Auch Holzmöbel scheint er zu lieben, die ein bisschen so aussehen, als wären sie aus Wracks jahrhundertealter, gesunkener Galeonen geborgen worden. "Unser Ziel ist es", sagte Vervoordt am Dienstag bei der Vorstellung des Trakts, "Frieden zu erzeugen. Die Leute sollen in dieser aufgeregten Großstadt in ihrem Hotel die Ruhe entdecken." Naturnahe Materialien seien dafür gut geeignet.

Vervoordt sagt durchaus zutreffend: "Unser Stil ist nicht gerade billig, aber er sieht nicht teuer aus." Er und seine Frau hätten nie die Absicht gehabt, Hotels zu gestalten, sie arbeiteten lieber für Privatpersonen. Auf die könnten sie Räume individuell zuschneiden, in öffentlichen Gebäuden gehe das nicht. Volkhardt habe sie aber überzeugt.

Mit anhaltendem Erfolg, denn Vervoordt hat inzwischen im Bayerischen Hof nicht nur die Restaurants Atelier und Garden umgestaltet, sondern auch die Cinema Lounge sowie die Palaishalle. Im Sommer kommt nun das Palais Montgelas mit seinen Banketträumen und dem Palaiskeller dran, danach soll Designer Vervoordt auch noch den Eingangsbereich "passend zum Rest des Hauses" (Volkhardt) umplanen. Ein bisschen ist so eine Hoteldirektorin halt doch auch eine heimliche Bauunternehmerin.

© SZ vom 31.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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