Handball:Die Ohren sind voll

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In Schräglage: Kreisläufer Tobias Prestele erzielte zwei Treffer, der TuS unterlag dennoch in Dresden. (Foto: Michael Taeger/imago images/Jan Huebner)

Die Fürstenfeldbrucker Zweitliga-Handballer halten gut mit, bekommen Lob vom Gegner - und verlieren auch in Dresden.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Martin Wild war schon eingenickt, als es in seiner Hose vibrierte: das Handy. Der Handball-Trainer des TuS Fürstenfeldbruck saß im Bus auf der Heimfahrt aus Dresden, Wild klang müde, fast ein bisschen resigniert, als er zu erzählen begann. "Ein Scheißspiel" habe er da gesehen, sagte er, mit überschaubarem Zweitliganiveau. Letztlich sei der HC Elbflorenz das etwas bessere zweier "nicht sonderlich guter Teams" gewesen. Die Sachsen liegen den Fürstenfeldbruckern eigentlich, schon zu gemeinsamen Drittligazeiten waren es stets enge Partien - nicht selten mit dem besseren Ende für den TuS. Dieses Mal war es kein schöner Abend für den Trainer der Brucker Panther, mit einem oft erlebten Ausgang, der Wild in unschöner Regelmäßigkeit die Nebenerwerbstätigkeit vermiest: gleichwertig gespielt, lange mitgehalten, Chancen vergeben und das Spiel in der entscheidenden Phase wegen kleiner Nachlässigkeiten unnötig aus der Hand gegeben. Die 22:27-Niederlage war auch noch zu hoch ausgefallen, denn auch in der sächsischen Landeshauptstadt spielten die Oberbayern nicht schlechter als die Dresdner Gastgeber, was diese ebenso sahen.

Lob kommt wieder mal vom Gegner, beim TuS kann das keiner mehr hören

Eine Erkenntnis, die man beim TuS mittlerweile nicht mehr hören kann, jede Respektsbekundung, jedes gegnerische Lob dürfte Spielern wie Trainer zu den Ohren heraushängen - spätestens beim Blick auf die Tabelle. Denn die Brucker kleben am Tabellenende fest, der Abstand zum ersten Nichtabstiegsplatz beträgt mittlerweile fünf Punkte. Was angesichts zwölf ausstehender Partien natürlich aufzuholen ist, allein der Glaube daran scheint mit jeder Niederlage einen Dämpfer zu erhalten. Diese Saison ist für die Brucker nicht nur wegen der anhaltenden Pandemie-Einschränkungen etwas völlig Neues, denn der TuS kämpft als Amateurtruppe in dieser Profiliga mit weiteren Widrigkeiten. Nach solchen Auswärtsfahrten und der Ankunft in den frühen Morgenstunden müssen sich die Akteure teilweise sofort an ihre Arbeitsplätze begeben, immer wieder müssen aus diesen Gründen Spieler passen. Mittlerweile muss Wild zudem in den verletzten Cedric Riesner, Alexander Leindl, Benedikt Hack und Felix Kerst auf vier Stammkräfte verzichten, Nachverpflichtungen sind angesichts des Etats ausgeschlossen. Die Ressourcen scheinen langsam zur Neige gehen, der Kampf mit ungleichen Voraussetzungen setzt sich zudem irgendwann auch in den Köpfen fest.

Erst als Trainer Martin Wild mit dem siebten Feldspieler ins Risiko geht, wird die Niederlage noch deutlich

Bis zum 7:7 war das Spiel dennoch völlig ausgeglichen, zur Pause führten die Sachsen knapp mit 15:13 Toren. Sieben Minuten vor dem Ende traf Korbinian Lex mit seinem dritten Treffer zum 20:22 - so liest sich keine große Überlegenheit. Dann aber wurden zwei Bälle leicht verloren, Lukas Wucherpfennig, der vom Erstligisten Coburg zum aufstrebenden und finanziell gut gepolsterten HC Elbflorenz gelockt wurde und einer von vielen Profis ist, traf ins leere Tor. Wild ging mit dem siebten Feldspieler, den er für den Torwart aufs Feld schickte, ins Risiko. Aber die Kräfte reichten nicht, Ballverluste und Fehlwürfe halfen den Gastgebern, den Vorsprung in den Schlussminuten noch auszubauen. Beste Brucker Schützen waren Falk Kolodziej und Yannick Engelmann mit jeweils vier Treffern, kämpferisch war indes keinem TuS-Spieler ein Vorwurf zu machen. Am kommenden Freitag kommt der HSV Hamburg, ehemals deutscher Meister und Champions-League-Sieger, in dieser Saison Tabellenführer und Top-Favorit. Immerhin müssen die Brucker dann nicht die ganze Nacht Bus fahren.

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