Haidhausen/Neuhausen:Gewinn und Verlust

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Zwei Neubauten an der Maria-Theresia-Straße und der Gabrielenstraße könnten das Stadtbild jeweils sehr verändern. Während Architekturexperten das Neuhauser Projekt befürworten, stößt das Haidhauser Vorhaben auf Widerstand

Von Alfred Dürr, Haidhausen/Neuhausen

Neue Wohnbauprojekte verändern das vertraute Stadtbild an der Maria-Theresia-Straße in Haidhausen und an der Ecke Gabrielenstraße/Rupprechtstraße in Neuhausen. Diese Veränderungen werden so auffällig sein, dass sie jetzt die Stadtgestaltungskommission beschäftigten. Das Bauvorhaben mit sieben Wohnungen an der Maria-Theresia-Straße hat eine repräsentative Adresse in einer der schönsten Gegenden der Stadt, in unmittelbarer Nähe der Maximiliansanlagen und umgeben von denkmalgeschützten Gebäuden. Bei dem anderen Projekt entstehen knapp 100 Wohnungen in Neuhausen - auf einer Fläche, die bislang durch Gewerbekomplexe geprägt war.

Das Münchner Büro Landau + Kindelbacher Architekten Innenarchitekten hat beide Projekte entworfen. Bei Gerhard Landau dürfte der Auftritt vor der Stadtgestaltungskommission ein Wechselbad der Gefühle ausgelöst haben. Denn während das Vorhaben in Haidhausen, das Gebäude einer Studentenverbindung aus den Sechzigerjahren ersetzt, hinsichtlich des mächtigen Volumens und der Gestaltung kontrovers diskutiert wurde und auch deutliche Kritik erntete, wurde der Entwurf für die Gabrielenstraße von den Kommissionsmitgliedern insgesamt positiv beurteilt.

Neubau in repräsentativer Lage: Dieses Wohngebäude soll an der Maria-Theresia-Straße einen modernen Akzent setzen. Simulation: landau + kindlbacher (Foto: N/A)

Damit sich der Neubau an der Maria-Theresia-Straße besser in die Umgebung einfügt, schlagen der Stadtheimatpfleger Bernhard Landbrecht und Generalkonservator Mathias Pfeil ein flach geneigtes Dach ohne Terrassen und Aufbauten vor. Der denkmalgeschützte Brunnen, der sich auf dem Grundstück befindet, müsse außerdem gesichert und instand gesetzt werden, forderte Pfeil. Vor allem vonseiten der Politik wurden starke Bedenken laut.

Stadtrat Herbert Danner (Grüne) kritisierte, dass bei der Neubebauung auf den "extrem wertvollen Baumbestand", der sich im rückwärtigen Bereich des Grundstücks befinde, keine Rücksicht genommen werde. Deswegen lehnte er den Neubau ab. Auch für Stadtrat Michael Mattar (FDP) sind die Dimensionen des Gebäudes zu wuchtig. Die Vorsitzende des Bezirksausschusses Au-Haidhausen, Adelheid Dietz-Will (SPD), sagte: "Wir sollten es ablehnen, da so eine Bebauung reinzuklatschen."

Wegen des vorhandenen Baurechts habe man alte Bäume auf dem Areal nicht erhalten können, teilte Cornelius Mager, der Leiter der städtischen Lokalbaukommission (LBK), mit. Am Ende konnten sich die Architekturexperten und Politiker der Stadtgestaltungskommission nicht zu einer eindeutigen Beurteilung des Projekts durchringen. Ablehner und Befürworter hielten sich bei der Abstimmung die Waage, die meisten votierten mit Enthaltung.

Deutlich weniger kontrovers verlief die Debatte bei dem Neubau an der Ecke Gabrielenstraße und Rupprechtstraße in Neuhausen. Die Innung Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik (SHK) braucht ihr Gebäude an der Gabrielenstraße bald nicht mehr, denn an der Rupert-Mayer-Straße in Obersendling entsteht gerade für 18 Millionen Euro das "modernste SHK-Bildungszentrum Europas", wie die Innung mitteilt. Außerdem wird das Parkhaus an der Rupprechtstraße abgerissen. Dafür kommen ein fünfgeschossiges und L-förmiges Vordergebäude sowie ein Rückgebäude mit vier Geschossen. Bis 2021 sollen insgesamt 96 Wohnungen unterschiedlicher Größe entstehen. Investor ist die Horus Residential GmbH, eine Tochtergesellschaft der Salvis AG, die in München bereits einige große Büro- und Wohnprojekte realisiert hat.

Neue Optik: Der geplante Wohnkomplex an der Ecke Gabrielen- und Rupprechtstraße. Simulation: landau + kindelbacher (Foto: N/A)

Als Antwort auf die Vielfalt der Architektur und der Gebäude in der unmittelbaren Nachbarschaft wolle man dem Baufeld eine klare Form geben, erläuterte Architekt Landau die Planung. Die Fassaden zur Straße hin seien abwechslungsreich gegliedert. Es entstehe ein attraktiver Innenhof, der für die privaten Gartenanteile optimal genutzt werden könne. Anna Hanusch (Grüne), die Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg (BA), begrüßte es, dass das Parkhaus verschwindet und dafür Wohnungen entstehen. In der nächsten BA-Sitzung werde das Projekt diskutiert. Die Architektin Jórunn Ragnarsdóttir sprach von einem "sehr schönen Projekt". Allerdings ragten die Balkone zu weit in den Straßenraum, man sollte sie besser als Loggien planen. Ihre Kollegin Ulrike Lauber war mit der "turmartigen Ausprägung" der Ecksituation nicht einverstanden. Alles in allem kam das Projekt jedoch gut an, weil es die Situation verbessere. "Dieses Projekt ist ein Mehrwert für die Gesellschaft", sagte Architekt Manfred Kovatsch. "Es ist ein Gewinn."

© SZ vom 27.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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