Kritik:Neues Leben

Lesezeit: 1 min

Das Ensemble Goldmund macht bei seinem Konzert im HP8 Chansons zum kammermusikalischen Gesamtkunstwerk.

Von Dirk Wagner

Diese Woche erscheint mit dem Weihnachtsalbum "Mehr oder weniger Lametta" bereits die zweite CD der Münchner Formation Goldmund. Trotzdem stellte das Ensemble um die Chansonette Anna Veit infolge coronabedingter Terminverschiebungen am Sonntag erst dessen ebenfalls bei Solo Musica veröffentlichtes Debütalbum "Fürs Erste" im Saal X des HP8 vor. Begleitet von sechs Münchner Philharmonikern aus Blechbläsern, Akkordeon, Schlagzeug und Vibraphon, verwandelt Veit darauf den Chanson in ein kammermusikalisches Gesamtkunstwerk.

Wie großartig die Musiker den oft schwarzen Humor der Liedtexte bereichern, wurde vor allem in der Live-Darbietung einer Aschenbrödel-Geschichte deutlich, mit der vor Jahren schon die Essener Musikkabarettistin Christiane Weber nur von einem Pianisten begleitet brillieren konnte. Die sechs Philharmoniker ließen dazu nun zusätzlich den Soundtrack zum Weihnachtsfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" anklingen und mischten diesen unter anderem gewitzt mit der Filmmusik zu "Indiana Jones". Derweil vollführte die Sängerin mit ihrer Stimmakrobatik nicht nur ein temporeiches Hörspiel, genau so, wie es ihr die vor zehn Jahren verstorbene Christiane Weber vorgemacht hatte. Veit übernahm sogar bis in die kleinste Geste die einstige Bühnenperformance von Weber, die in Veits Bewegungen und Gesang regelrecht wiederbelebt wurde.

Aber auch den Chansons von Georg Kreisler, Toon Hermans, Jacques Brel oder der Schwabinger Gisela konnten Anna Veit und ihr Ensemble Goldmund neues Leben einhauchen. Das gelang der Schauspielerin und Sängerin umso eindrucksvoller, als sie auf der Bühne nicht nur mit ihrer Stimme sang, sondern mit dem ganzen Körper. Mit pointierter Mimik also, und mit Gesten, die mal wie Liza Minnelli die große Show skizzierten, und mal wie Juliette Gréco, mit kleinen lyrischen Handbewegungen also, das Augenmerk wieder ganz auf den eigentlichen Gesang zurückführten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: