Promi-Tipps für München und Bayern:Die Woche von Gerald Häussler

Lesezeit: 4 min

Engagierter Profimusiker und Musikpädagoge: Gerald Häussler. (Foto: privat)

Der Kirchenmusiker, Chorleiter und Dozent freut sich in der Woche vom 17. bis zum 23. Juli auf sein Konzert in St. Maximilian, aber auch auf Oper, Literatur und eine ganz besondere Fernsehserie. Ein Gastbeitrag.

Der ehemalige Bariton im Chor des Bayerischen Rundfunks arbeitet nicht nur als Lehrer an der Münchner Hochschule für Musik, sondern leitet auch selbst drei Chöre in St. Maximilian im Glockenbachviertel: den Jugendchor, den Maxchor, sozusagen die Version für Erwachsene, und das Ensemble Maxvokal. Am Samstag, 22. Juli, leitet er dort ein ganz besonderes Konzert: Zusammen mit der Ukrainischen Kammerphilharmonie bringen Maxvokal und Maxchor unter anderem das "Stabat Mater für Mariupol" zu Gehör, das im April in München uraufgeführt wurde.

Montag: Klassiker von Mozart

Ich wohne im Münchner Süden, aber im Glockenbachviertel fühle ich mich zu Hause. Dorthin fahre ich meist mit der U-Bahn, und wenn es mein Zeitplan erlaubt, gehe ich erstmal direkt ins Café Mische an der Reichenbachbrücke, trinke dort in Ruhe einen Cappuccino und genieße ein Stück selbst gemachter Torte. Heute gehe ich dabei in Ruhe nochmal den Zeitplan für unser großes Konzert am kommenden Samstag in St. Maximilian durch. Ich leite den dortigen Maxchor und das Ensemble Maxvokal . Zusammen mit der Ukrainischen Kammerphilharmonie singen wir ein "Stabat Mater für Mariupol" und das "Dixit Dominus" von Georg Friedrich Händel. Dann freue ich mich auf heute Abend. Im Rahmen der Opernfestspiele hat die Bayerische Staatsoper "Cosi fan tutte" als Neuinszenierung von Benedict Andrews im Programm. Immer wieder ein Genuss, dieser Klassiker von Mozart. Für mich als Sänger auch deshalb, weil diese Oper Solisten-Ensembles eine wunderbare Bühne bietet. Und ich liebe die Tenor-Arie über den Odem der Liebe.

Dienstag: Großer Dirigent

In seiner Autobiografie "Die Musik, mein Leben" beschreibt Daniel Barenboim fünf Jahrzehnte seiner außergewöhnlichen und erfüllten musikalischen Karriere. (Foto: Dieter Nagl/dpa)

Am Vormittag hab' ich Zeit zum Lesen, und zwar im spannenden Buch von Daniel Barenboim "Musik, mein Leben". Ich hege große Verehrung für Barenboim als Musiker und Mensch. Er hat das "West-Eastern Divan Orchester" gegründet, in dem zu gleichen Teilen junge Musikerinnen und Musiker aus Israel und den arabischen Ländern sowie einige Mitglieder aus Spanien, der Türkei und dem Iran spielen. Und das mit großem Erfolg weltweit. Ein tolles Vorbild und ein kleiner Hoffnungsschimmer für den Frieden im Nahen Osten. Dienstag Nachmittag unterrichte ich immer an der Münchner Hochschule für Musik und Theater in der Arcisstraße. Dort finden abends übrigens oft gleich mehrere Konzerte statt. Ich bin immer neugierig, wie sich der Nachwuchs entwickelt. Die Konzerte sind bei freiem Eintritt für alle zugänglich, ich kann sie sehr empfehlen.

Mittwoch: Das alte München

Die Fernsehserie "Löwengrube" begleitet in 32 etwa einstündigen Folgen das Schicksal zweier Münchner Familien über Generationen hinweg vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Fünfzigerjahre (Szene mit Christine Neubauer und Alexander Duda). (Foto: BR, Tellux-Film)

Wir singen in St. Maximilian die letzte Chorprobe vor dem Konzert am Samstag. Auch wenn es uns als Maxchor schon sehr lange gibt, sind so große Konzerte doch etwas sehr Besonderes. Davor schaue ich noch im "Unverpackt Laden" von Heidi Triska in der Fraunhoferstraße vorbei, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Danach brauche ich zu Hause eine Entspannungsstunde, gern bei einem guten Glas Rotwein und einer Folge "Löwengrube" mit Jörg Hube und Christine Neubauer. Das ist eine grandios ehrliche und authentische Familiensaga - man taucht ein in das alte München von 1900-1954.

Donnerstag: Schillers Frühwerk

Neuinszenierung von Verdis Oper "Luisa Miller": Luisa (Mária Celeng) mit Wurm, dem intriganten Handlanger des Grafen (Levente Páll). (Foto: Jean-Marc Turmes)

Zwischen viel Kultur und Kirchenmusik braucht es ab und zu einen Kontrapunkt. Ich gehe heute mit meinen Söhnen zum Training der Sechziger in die Grünwalder Straße. Ein neuer sympathischer Trainer, ein paar neue Spieler - und schon hofft man wieder. Wir sind echte Sechziger-Fans. Am Abend wird im Gärtnerplatztheater "Luisa Miller" von Guiseppe Verdi gespielt, ein Frühwerk mit einem Text nach "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller. Ich liebe das Gärtnerplatztheater. Gerade Opern etwas abseits vom Mainstream-Repertoire sind dort oft ganz großartig umgesetzt. Ich hoffe, ich schaffe bis dahin die letzten Vorbereitungen für unser Konzert.

Freitag: Lieblingsvideo

YouTube

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Ich gehe nochmal die Partituren für das "Stabat Mater für Mariupol" durch. Um in Stimmung zu kommen, schaue ich mir davor auf Youtube mein absolutes Lieblingsvideo an: der Schluss aus Mahlers zweiter Sinfonie mit Gustavo Dudamel und Simon Bolivar, Orchester und Chor, eine Aufnahme von den "London Proms", die traditionelle Sommerkonzertreihe in London. Es ist atemberaubend, mit welcher Professionalität und mit welchem Ausdruck die ausnahmslos jungen Musiker aus Venezuela dieses Stück meistern. Der Applaus der um die 5000 begeisterten Menschen ist wie ein Orkan. Bitte auf jeden Fall bis zum Schluss schauen!

Samstag: Konzert in der Kirche

Das Ensemble Maxvokal, Maxchor und die Ukrainische Kammerphilharmonie bringen in St. Maximilian im Glockenbachviertel "Stabat Mater für Mariupol" von Lucio Mosè Benaglia und "Dixit Dominus" von Georg Friedrich Händel zu Gehör. (Foto: privat)

Unser großer Tag. In St. Maximilian singen wir um 20 Uhr mit dem Ukrainischen Kammerorchester das "Stabat Mater für Mariupol" von Lucio Mosè Benaglia, das bereits im April in München uraufgeführt wurde, und Händels "Dixit Dominus". Ich bin immer wieder begeistert, mit welchem Enthusiasmus und Können die ehrenamtlichen Sängerinnen und Sänger von Maxchor und Maxvokal auch die schwierigsten Partituren annehmen und meistern. Wieviel Zeit, Kraft und Liebe sie für ihr wunderbares Hobby auf- und einbringen. Mit den fantastischen Orchestermitgliedern aus der Ukraine haben wir schon einige Konzerte und auch Gottesdienste gestaltet. Ich bin sehr glücklich über diesen Solidaritätsbeitrag, den wir hier leisten dürfen. Die kleineren Soli werden aus dem Chor besetzt und für die großen Partien haben wir mit Teresa Boning und Mareike Braun zwei fantastische Profi-Sängerinnen gewinnen können.

Sonntag: Sommerausflug

Beliebter Familienausflug bei schönem Wetter: Tretbootfahren auf dem Kleinhesseloher See. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Auch am Sonntag geht's gleich wieder nach St. Max. Ich habe Orgeldienst in der Hauptmesse um 10.30 Uhr. Dort sind auch Gottesdienstbesucher mit Haustier willkommen - jede Liebe wird gesegnet. Dazu hält Pfarrer Schießler die Predigt, der es als Spiegel- Bestsellerautor immer wieder schafft, den Menschen auch heute noch Jesus näher zu bringen. Bei schönem Wetter fahre ich am Nachmittag mit meiner Familie zum Kleinhesseloher See, eine Runde Tret- oder Ruderboot fahren, dann gemütlich einkehren im Seehaus und als Höhepunkt mit dem Radl-Taxi zurück zur Prinzregentenstraße. Das ist für uns immer ein Sommerausflug, der nicht zu toppen ist. Und ganz ohne Co2-Ausstoß.

Gerald Häussler wurde 1955 in München geboren. 1980 war er Bundespreisträger im Fach "Gesang", bis 1982 Mitglied im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper. Dort sang er unter anderem "Figaro" und den "Guglielmo" in Mozart "Cosi fan tutte". Das ehemalige Mitglied des Chores des Bayerischen Rundfunks ist heute Kirchenmusiker der katholischen Stadtpfarrkirche St. Maximilian und leitet mehrere Chöre. Neben dieser Tätigkeit ist er Dozent an der Münchner Hochschule für Musik und Theater.

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