Vor Gericht:Nervöser Millionendieb auf der Anklagebank

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  • Im Prozess um einen Millionencoup hat die Richterin dem Angeklagten Rijad K. eine Haftstrafe von 3,5 bis vier Jahren in Aussicht gestellt - sollte er ein Geständnis ablegen.
  • Zu dem Geständnis gehört für die Richterin auch, dass K. den Mittäter nennt und das Geld zurückgibt. Seine Verteidiger haben eine Aussage für Montag angekündigt.
  • Rijad K. hatte im August 2017 mit einem Komplizen einen Geldtransporter, den er selbst fuhr, ausgeräumt und war mit einer Million Euro entkommen.

Von Susi Wimmer

Wie lange braucht man, um einen Millionencoup zu planen? Im Fall von Rijad K. nicht allzu lange. Der 27-Jährige arbeitete als Leiharbeiter bei einer Geldtransportfirma, fuhr zwei-, dreimal die "Tour 4" mit zwei Kollegen. Das genügte ihm, um im August 2017 mit einem Komplizen während dieser Tour den Transporter fast leer zu räumen und mit mehr als einer Million Euro zu entkommen. Wie lange Rijad K. dafür im Gefängnis sitzen wird, das hängt von seiner Zusammenarbeit mit der zehnten Strafkammer am Landgericht München I ab.

Der Mann im dunklen Parka wirkt angespannt, seine beiden Verteidiger flankieren ihn ungewöhnlicherweise in der ersten Reihe auf der Anklagebank. Der Mandant sei so nervös und könne erst am Montag aussagen, behaupten sie. Zuvor hatten sie ein Rechtsgespräch angeregt. Richterin Judith Engel erklärt im Anschluss, dass K. im Falle eines Geständnisses mit einer Haftstrafe von 3,5 bis vier Jahren zu rechnen habe. Zu dem Geständnis gehört für sie auch, dass K. den Mittäter nennt und das Geld zurückgibt.

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Eigentlich klingt die Tat vom 24. August 2017 simpel: Rijad K. wusste, welche Tour anstand. Und als einer seiner Mitfahrer als erstes Ziel "Blumenau" nannte, schrieb er während der Fahrt seinem Komplizen eine SMS. Mit im Geldtransporter saßen zwei Kollegen: einer fungierte als Geldbote, der andere als "Sicherer". Angekommen in der Blumenauer Straße, verließen die Kollegen den Transporter, um Geld zur Sparkasse zu liefern. Rijad K. bog mit dem Kastenwagen einfach um die Ecke in die Rolf-Pinegger-Straße, wo sein Mittäter wartete. K. öffnete die Türe zum Tresorraum des Wagens, die Diebe packten Geldkassetten aus Plomben und Safebags mit insgesamt 1 146 000 Euro in Sporttaschen und flüchteten.

Ganz so einfach war es aber nicht. Das Fahrzeug verfügt über etliche Sicherungssysteme, die Rijad K. am Ende nur außer Kraft setzen konnte, weil die beiden Kollegen sich nicht an die Sicherheitsanweisungen hielten, was K. wohl bei einer früheren Tour mitbekommen hatte. Um in den Tresorraum im Wagen zu gelangen, wird ein Chip benötigt, den Sicherer und Geldbote beim Verlassen des Wagens mit sich führen müssen. "Das wusste ich nicht", behauptet der eine von ihnen im Zeugenstand. Er wirkt sichtlich nervös, sein Vertrag wurde bei der Geldtransportfirma nicht mehr verlängert. Und völlig ungefragt verkündet er, dass er an der Sache keine Schuld trage. Seine Version der Geschichte unterscheidet sich etwas von der des zweiten Kollegen.

Staatsanwältin Rebekka Schmidt sagt, dass zurzeit ein Verdächtiger in Haft sitze und man nächste Woche nach einem DNA-Abgleich wissen werde, ob es sich um den Mittäter von K. handelt. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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